Katja Wildermuth wird BR-Intendantin: Direkt und nahbar

Der Bayerische Rundfunk bekommt eine weibliche Intendantin. In der ARD setzt sich damit eine erfreuliche Tendenz fort.

Katja Wildermuth vor einer blauen Fotowand der Bayerischen Runkdfunks hält einen Blumenstrauß in den Händen

Frauen vor: die neue BR-Indendantin Katja Wildermuth Foto: Markus Konvalin/BR

Und sie bewegt sich doch. Sie, die als männerdominiert-konservativ verschriene Anstalt im Süden der Republik bekommt ab Februar eine Chefin. Überraschend deutlich hat der Rundfunkrat des Bayerischen Rundfunks (BR) am Donnerstag MDR-Programmdirektorin Katja Wildermuth zur neuen Intendantin gewählt. Bei 38 von 48 möglichen Stimmen war nicht mal eine Stichwahl nötig.

Wildermuth begann ihre ARD-Karriere 1994 beim MDR und kam 2019 nach einem kurzen Zwischenspiel als Kultur- und Dokuchefin des NDR-Fernsehens wieder nach Ostdeutschland zurück. Als Programmdirektorin in Halle/Saale übernahm sie das so ambitionierte wie schwierige Projekt, den MDR zu einer zukunftsfähigen Anstalt umzubauen, bei der das „Crossmediale“ nicht nur auf dem Papier steht.

In München erwartet sie jetzt der gleiche Job, 2021 soll die neue multimediale BR-Zentrale in Freimann arbeitsfähig sein. Bis dahin sind jede Menge Kommunikationstrümmer wegzuräumen, die ihr Vorgänger hinterlässt. Ulrich Wilhelm mag als Regierungssprecher von Angela Merkel brilliert haben. Als Kommunikator im eigenen Haus bekommt er BR-weit allerdings schlechte Noten. Zu abgehoben, zu selbstverliebt sei Wilhelm als Intendant gewesen und nicht in der Lage, die BR-Mitarbeiter*innen mitzunehmen, heißt es unter diesen. Als ARD-Vorsitzender träumte er von europaweiten Medienplattformen und stieß durch bayerische Alleingänge viele seiner Intendantenkolleg*innen vor den Kopf.

Frauen bei den Öffentlich-Rechtlichen

Anders als ihr Vorgänger steht Wildermuth dagegen für flache Hierarchien sowie eine ziemlich direkte und nahbare Art, kann aber auch ein harter Knochen sein. Mit ihrer Wahl setzt sich jetzt die erfreuliche Tendenz in der ARD fort, auf starke Programmfrauen zu setzen. Neben Wildermuth gibt es hier schon die Intendantinnen Patricia Schlesinger (RBB) und Yvette Gerner (Radio Bremen). Dazu kommt noch Degeto-Chefin Christine Strobl als designierte ARD-Programmdirektorin.

Spannend wird zu sehen sein, wie sehr sich der BR unter seiner neuen Chefin als viertgrößte ARD-Anstalt in den Medienverbund einbringen wird. Bislang changierte der BR hier zwischen einem mild-bornierten „am bayerischen Wesen soll die ARD genesen“ und fröhlichem Kalte-Schulter-Zeigen. So drückte Wilhelm bei der Dauerbaustelle ARD-Mediathek ein bayerische Lösung durch und schoss gegen die geplante ARD-weite Kulturplattform. Ironie der Geschichte: Die Federführung für diese hat der MDR und Wildermuth wäre für sie in Halle verantwortlich gewesen.

Überhaupt dürfte sich das bisher eher angespannte Verhältnis zwischen BR und MDR ab Februar merklich verbessern. Schließlich ist und bleibt Wildermuths bisherige Chefin Karola Wille die vierte im ARD-Intendantinnenclub. Bevor die Männer bei so viel Frauennetzwerk jetzt Muffe bekommen: Wildermuth ist absoluter Fußball-Fan und wird beim BR auch automatisch ARD-Sportintendantin.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.