Kasachischer Regisseur: „Ich bin jetzt frei“

Der kasachische Regisseur Bulat Atabajew ist wieder frei. Er wurde wegen „tätiger Reue“ aus dem Gefängnis entlassen. Zurück in Almaty zeigt er sich besorgt um die Mitgefangenen.

Auch in Berlin war gegen die Inhaftierung Atabajews demonstriert worden. Die Szene stellt die Misshandlung einer Frau nach. Bild: dapd

ALMATY taz | Der inhaftierte Bulat Atabajew wurde am Dienstag um 22 Uhr aus der Zelle des Aktauer Untersuchungsgefängnis im Westen Kasachstan geholt und direkt zum Flughafen verfrachtet. Der kasachische Theatermann flog mit dem Nachflug in seine Wirkungsstätte nach Almaty mit Businessclass zurück.

Zum Gefängnis wurde der 61-jährige Theatermann nach seiner Verhaftung am 15. Juni noch tagelang über Land Tausende Kilometer in einem Gefängnistransporter von Almaty nach Aktau kutschiert.

„Ich bin nicht mehr Angeklagter, sondern Zeuge,“ sagte der Theatermann auf der Pressekonferenz in der kasachischen Wirtschaftsmetropole Almaty am Mittwoch. Er habe lediglich Bekanntes unterschrieben, dass er die Streikenden besucht, dass er deren Forderungen unterstützt habe, und dass er generell gegen blutige Aufstände sei, sagte der Theatermann.

Das reichte aus, um ihm wegen „tätiger Reue“ freilzulassen. „Ich bin jetzt frei“, sagt Atabajew. Der Kasache kann damit Ende August nach Weimar zur Verleihung der Goethemedaille fahren.

Atabajew hatte sich im letzten Jahr während des achtmonatigen Streiks mit den Ölarbeitern solidarisiert. Der Arbeiterkampf eskalierte im Dezember in der westkasachischen Stadt Schanaozen, die Polizei schoss in die Menge, tötete ein dutzend Menschen und verletze Hunderte.

Seither wurde Atabajew zusammen mit Journalisten, Aktivisten und Oppositionspolitikern wegen Aufwiegelung zum sozialen Unfrieden angeklagt. Dessen Verhaftung im Juni führte besonders in Deutschland zu heftigen Protesten.

Atabajew zeigte sich auf der Presskonferenz besorgt um die Mitgefangenen und besonders um den Journalisten Schanbolat Mamai, der zusammen mit Atabajew verhaftet und nach Aktau ins Gefängnis transportiert wurde. „Wenn Schanbolat nicht frei kommt, gehe ich wieder zurück in die Zelle“, sagte Atabajew kämpferisch.

Für Tumult sorgte die Rolle des Regisseur Ermek Tursinow. Er hatte die Verhandlungen zur Freilassung Atabajews geleitet und saß neben ihm auf dem Podium. Tursinow wurde vom Publikum vorgeworfen für den KNB zu arbeiten. Dagegen verwehrte sich der Kasache und auch Atabajew nahm ihn vor den Vorwürfen in Schutz genommen. Tursinow hatte das Businessticket bezahlt.

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