: Kartellamt verliert
■ Ölkonzerne setzten sich durch/ Kartellamt muß Gerichtskosten bezahlen/ Abbröckeln der Preise
Berlin (afp/ap/dpa) — Das Bundeskartellamt hat im Rechtsstreit mit den Mineralölkonzernen eine Niederlage einstecken müssen. Wie eine Sprecherin der Berliner Justizbehörde gestern mitteilte, hat der Kartellsenat des Kammergerichts Berlin die einstweilige Anordung des Bundeskartellamts vom 18. Oktober für rechtswidrig erklärt.
In dieser Anordnung waren die Konzerne Shell, Esso, BP, Aral und DEA verpflichtet worden, mit sofortiger Wirkung die Benzinpreise im Hochpreisgebiet Hamburg um fünf Pfennig zu senken und damit den Ölpreisen am Rotterdamer Spotmarkt anzupassen. Den Unternehmen wurde mißbräuchliche Ausnutzung einer marktbeherrschenden Stellung vorgeworfen.
Das Gericht gab mit seiner Entscheidung einer Beschwerde der Konzerne statt. Ein Esso-Sprecher sagte in Hamburg, mit der Entscheidung sei die massive Kritik an der Preispolitik in der Öffentlichkeit widerlegt und „wieder eine gute Grundlage für ein sachlicheres Verhältnis zum Bundeskartellamt geschaffen“. Nach dem Urteil muß das Bundeskartellamt drei Viertel der Prozeßkosten tragen.
Das Kartellamt wollte gestern keine Stellungnahme zur Entscheidung des Kammergerichts abgeben und verwies auf die noch ausstehende Begründung. Von ihr werde abhängen, welche Möglichkeiten die Behörde künftig habe, die Preise zu überprüfen.
Sprecher der Mineralölwirtschaft werteten die Entscheidung als „erfreuliches Urteil“. „Wir haben diese Entscheidung erwartet“, sagte Aral- Sprecher Ulrich Winkler. Man warte jetzt gespannt auf die schriftliche Begründung.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen