Karneval in Berlin fällt aus: Humor ist, wenn man trotzdem lacht
Kein Karneval in Berlin. Denn weil die Vereinskasse leer ist, fällt der Umzug auf dem Ku’damm aus. Das Prinzenpaar bekommt Asyl im Rheinland. Helau!
Bei Jecken (und allen anderen), die schon am Boden liegen, tritt man nicht nach. Deshalb wird das hier kein böser Text. Nein, vielmehr fühlen wir mit den wackeren Berliner Karnevalisten, die seit Langem und in diesem Jahr mal wieder besonders vergeblich versuchen, etwas rheinischen Frohsinn an der Spree zu etablieren.
Der Karnevalsumzug 2018 auf dem Ku’damm fällt also aus, der Grund lautet: Die Schatulle ist leer, Geldmangel. Der bisherige Mäzen, eine Kölner Kostümhandlung mit Sitz am Alexanderplatz, mag die auf insgesamt etwa 120.000 Euro gestiegenen Kosten für Security, Organisation und Werbung nicht mehr tragen, teilte die Vizepräsidentin des Festkomitees Berliner Karneval, Christiane Holm, am Wochenende, also zu Beginn der Karnevalssaison am 11. 11., recht ernüchtert mit. Und dabei kommt der Aschermittwoch doch erst noch! (Tätä, tätä, tätä – kleiner Scherz)
Gestiegen sind die Kosten vor allem deshalb, weil die Behörden nach dem Terroranschlag mit einem Lkw auf dem Breitscheidplatz im Dezember 2016 inzwischen schärfere Auflagen machten, sagt Holm: mehr Personal für die Sicherheit der gerade mal etwa 2.000 Teilnehmer, Betonpoller als Absperrung.
Mit preußischer Humorlosigkeit verweigert die Berliner Polizei bisher die Umwidmung des Straßenfests in eine Demo – dann würde nämlich die Landeskasse für die Sicherheit der Funkenmariechen zahlen müssen. Und ein als weißer Ritter verkleideter Ersatzsponsor ist bisher auch noch nicht den Ku’damm runter galoppiert.
Also müssen die in 22 Karnevalsvereinen organisierten Berliner in diesem Jahr in die karnevalverrückte Lausitz, nach Cottbus, oder noch weiter fahren, ins Rheinland. Dort bekommt auch das diesjährige Prinzenpaar Asyl: Wolfgang IV und Simone I (Motto: „Mit Frohsinn Grenzen überwinden“) hätten eine Einladung von den Düsseldorfern erhalten, sagt Holm. Allerdings sei das zuvor schon oft so gewesen – deshalb auch die Berliner Besonderheit, dass der Umzug hier immer schon eine Woche vorm Rosenmontag stattfindet.
Vielleicht liegt im ständigen Asyl in Düsseldorf aber die eigentliche, und alle glücklich machende, Lösung für den Berliner Karneval? Die Karnevalisten bekommen eine richtige Party, und alle anderen ihre Ruhe vor dem Täterätä? Doch die Häme wollten wir uns ja aufheben – für 2019, wenn wieder ein Umzug in Berlin stattfinden soll, allerdings „eine Nummer kleiner“, wie Holm sagt – aber dafür, das ist doch anzunehmen, mit extra viel Frohsinn.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Elon Musk greift Wikipedia an
Zu viel der Fakten
Grünen-Abgeordneter über seinen Rückzug
„Jede Lockerheit ist verloren, und das ist ein Problem“
Ende der scheinheiligen Zeit
Hilfe, es weihnachtete zu sehr
Schäden durch Böller
Versicherer rechnen mit 1.000 Pkw-Bränden zum Jahreswechsel