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Karikatur auf FacebookFalsch verstanden

Weil sie eine Zeichnung teilten, blockierte Facebook einige Nutzer. Dass die Beiträge anti-rassistisch waren, merkte Facebook erst später.

Lacht bestimmt mit: Manfred Deix Foto: dpa

Sonst muss sich Facebook der Kritik stellen, ihre Nutzer nicht stark genug zu zensieren. Jetzt ist es andersrum: Am Freitag löschte der Konzern eine Zeichnung des österreichischen Karikaturisten Manfred Deix, der auf seiner öffentlichen Facebook-Seite gepostet wurde, weil er angeblich gegen Community Standards verstoßen würde. Nutzer, die die Karikatur teilten, wurden gesperrt.

Dabei ist das Bild anti-rassistisch. Deix hatte es vor seinem Tod für den Verband Sozialistischer Student_Innen gezeichnet. Doch User, die die Karikatur teilten, erhielten nach eigenen Angaben eine Nachricht, in der ihnen mitgeteilt wurde, dass sie nun für 24 Stunden gesperrt seien. Die Social-Media-Plattform hob sie aber frühzeitig wieder auf.

Auch der Chefredakteur der österreichischen Wochenzeitung Falter, Florian Klenk, wurde geblockt. Nachdem er eine Beschwerde bei der Pressestelle eingelegt hatte, prüfte diese allerdings sein Anliegen und schaltete seinen Account wieder frei. Auch das Bild selbst ist inzwischen wieder zu sehen und zu teilen.

Ein solcher Fehler, so ein Sprecher Facebooks gegenüber dem Magazin Variety, sei frustrierend für die Nutzer. „Um mit den vielen Meldungen zurechtzukommen, die wir jeden Tag von unseren Nutzern bekommen, überprüft unser Team jede Woche Hunderttausende von Beiträgen. Unsere Meldesysteme sind dafür entworfen, Menschen vor Missbrauch, Hate Speech und Mobbing zu schützen. Es ist unglücklich, dass das manchmal zu Fehlern führt.“

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Auf der Zeichnung ist ein alter Mann zu sehen, der drei Sternsinger mit dem Gewehr bedroht. „Unser Boot is' voll“, ruft er ihnen zu. Es sei ihm egal, von wo sie kämen. „Ausländer is‘ Ausländer“. Seine Frau gibt ihm aus dem Fenster den Ratschlag, zuerst auf den Schwarzen zu schießen, da dieser am gefährlichsten aussehe. Dabei benutzt sie das N-Wort.

Bereits im September 2016 sah sich Facebook heftiger Kritik ausgesetzt. Damals klassifizierten sie das bekannte Foto eines Mädchens nach einem Napalm-Angriff während des Vietnam-Krieges als Kinderpornografie. Kurze Zeit später wurde es wieder freigeschaltet.

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2 Kommentare

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  • Der Vorgang zeigt nur, dass man 'falschen' Meinungsäußerungen mit Zensur mehr schlecht als recht beikommt. Wenn Facebook-User xenophob sind, ändert man deren Meinung durch Löschen nicht, sondern glättet nur die Oberfläche.

  • Das kommt davon, wenn man Leute, die nur das Gehorchen gelernt haben, urplötzlich mit dem Denken und Entscheiden beauftragt.

     

    Ich persönlich würde ja das "normale" Facebook-Team erst einmal von seinen eigenen Missbrauchs-, Hate Speech- und Mobbing-Erfahrungen befreien, bevor ich es zum Zensor mache. Aber wo bliebe dann die Facebook-Hierarchie?