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Kanzlerin kritisiert ManagerMerkel kontert Maßlosigkeit

Wer über völlig überzogene Gehälter den Kopf schüttelt, hat Angela Merkels Sympathie. Sie kritisiert die Bezüge von Managern und will das Thema auf EU-Ebene angehen.

Kann mit Managern lächeln, aber auch über sie herziehen: Merkel mit Deutsche-Bank-Chef Anshu Jain. Bild: dpa

BERLIN dpa | Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat in der Debatte um hohe Managergehälter eine „Maßlosigkeit“ kritisiert. Merkel sagte der Freien Presse in Chemnitz: „Maßlosigkeit darf in einer freien und sozialen Gesellschaft nicht sein.“ Sie verstehe „sehr gut, wenn Menschen über manche Gehälter, die völlig aus dem Rahmen fallen, nur noch den Kopf schütteln können und wollen, dass das aufhört“.

Merkel sagte zudem, es habe sich „leider“ gezeigt, dass es nicht ausreiche, das Thema ausschließlich der Selbstregulierung der Wirtschaft zu überlassen. „Auch wenn wir hier in Deutschland wegen der Mitbestimmung der Arbeitnehmer eine etwas andere Situation haben als in anderen Ländern, bin ich dafür, dass wir dieses Thema auf europäischer Ebene anpacken.“

Sie finde es zudem „sehr gut“, dass die EU nun einen Vorschlag erarbeite, wie nicht mehr allein die Aufsichtsräte, sondern auch die Aktionärshauptversammlungen die Spitzengehälter festlegen können.

Nach einer erfolgreichen Volksinitiative in der Schweiz gegen überzogene Managergehälter hatten sich in Deutschland die Forderungen nach einer Begrenzung der Bezüge von Spitzenkräften gemehrt. SPD-Chef Sigmar Gabriel hatte sich für eine gesetzliche Regelung ausgesprochen, sollte es keine freiwilligen Lösungen geben.

Auf europäischer Ebene will EU-Binnenmarktkommissar Michel Barnier bis Jahresende einen Vorschlag nach dem Schweizer Modell erarbeiten. Wie die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung berichtet hatte, soll dieser Vorschlag neben den Gehältern auch die Abfindungen und neue Transparenzregeln beinhalten.

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8 Kommentare

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  • KS
    Karl Sonnenschein

    „Maßlosigkeit darf in einer freien und sozialen Gesellschaft nicht sein.“

     

    Neiiiiiiin, das darf natuerliech nicht sein.

     

    Kandidiert Merkel nun ploetzlich fuer "Die Linke" oder die SP Schweiz? Beide sind Parteien die solche Positionen noch glaubwuerdig vertreten.

     

    Oder plagiert jetzt Merkel auch schon?

  • AJ
    Andreas J

    BLA,BLA,BLA,BLA,BLA,BLA,....

    Auf der Aktionärshauptversammlung haben nur die Großaktionäre Einfluss. Also Banken, Versicherungen, Fonds, u.s.w. Spitzenverdiener entscheiden über die Gehälter von Sptizenverdienern. Wow. Die hält uns alle für doof. Merkel soll den Kopp dicht machen.

  • C
    Celsus

    Wie schön, dass die Frau da wie jede NOrmalbürgerin die Maßlosigkeit von Managern kritisiert. Es wird der CDU Stimmen bringen.

     

    Hast sie nicht noch eine Kleinigkeit übersehen? Ach ja: Die Frau ist Kanzlerin und könnte sich bemühen, entsprechende Gesetze auf den Weg zu bringen. In § 87 des Aktiengesetzes sind die Bezüge der Vorstände auf das beschränkt, was ist angemessen ist.

     

    Warum nicht mal Konnkretisierungen in das Aktiengesetz einbringen?

     

    1. So hat die Politik wiederholt angeblich übersehen, vor Zuwendungen des Staates an ein Aktienunternehmen die erfolgsunabhängigen Boni an die Vorstandsmitglieder zu kappen. Die Auszahlung der Boni durch ein Unternehmen, das Staatsleistungen entgegennimmt, wie es unter anderem bei der HRE war, sollte schlicht verboten werden.

    2. Zahlungen in Millionenhöhe sollte das Gesetz nur in Höhe eines zu definierenden Bruchteil des zu versteuernden Gewinnes zulassen. Warum sollen Erfolglosigkeit und schlechte Leistungen gut bezahlt werden?

     

    BIslang aber bietet die Kanzlerin nur Sozialrhetorik. Das ist mir zu wenig.

  • A
    Ah-ja

    Abgesehen vom leicht durchschaubaren Merkel-Wahlkampftaktik-Gedöns, es braucht nur ein ganz klein wenig gesunden Menschenverstand, um zu verstehen, dass nur die allerwenigsten Menschen freiwillig auf Macht und Privilegien verzichten werden. Eine diesbezügliche Selbstregulierung oder Selbstverpflichtungen können überhaupt nicht funktionieren. Und dessen, nehme ich ganz stark an, sind sich unsere "Volks"-Vertreter*innen auch durchaus bewusst.

  • H
    heuchelei

    unsre bundesangela sollte sich lieber mal gedanken machen,weshalb sie die frechheit besitzt für mittlere fünfstellige steuerbeträge geburtstage zu sponsern für millionenabzocker wie ackerman,deutsche bank und huber,ig-metall

     

    peinlich ihr verlogenes geseire

     

    viel schlimmer is doch,daß die meisten " teuren" supermanager sich auf märchenhafte IFRS bilanzen berufen,die viile risiken ausblenden und in denen aktiva regelmäßig überbewertet sind

  • T
    T.V.

    Also wenn das Kritik sein soll, MMn weiß die doch gar nicht was Kritik ist. Man lasse sich die Worte auf der Zunge zergehen.

  • I
    icke

    "...Mitbestimmung der Arbeitnehmer..."

     

    Mitbestimmung beim Gehalt vom Chef? Von was redet Fr. Merkel?

     

    "...nicht mehr allein die Aufsichtsräte, sondern auch die Aktionärshauptversammlungen..."

     

    genau, es geht um die Aktionàre! Damit der Vorstand keine hohen Bezùge mehr bekommt und dadurch die Dividenden besser ausfallen oder reinvestiert wird, was sich wieder auf den Aktienpreis niederschlàgt.

     

    verlogene Diskussion!

  • N
    neubau

    Ach, die Mutti, die kümmert sich!

     

    Was soll das? Helft ihr der alten Merkel jetzt im Wahlkampf? Bereitet die taz jetzt Schwarz-Grün vor?

     

    "Mutter Blamage" sitzt mit diesen Managern an einem Tisch. Sie redet jetzt schön dem Volk nach dem Mund, gewinnt die Wahlen mit ihrer Gurkentruppe und macht danach genau so weiter, wie bisher. Warum hat sie sich den Widerling Ackermann ins Kanzleramt eingeladen? Sie hat eine Agenda: sie kann erst aufhören, wenn die Neoliberalisierung Deutschlands und vollständige Entfesselung des Finanzmarkts abgeschlossen ist. Und das äußert sie sogar in aller Öffentlichkeit: "Marktkonforme Demokratie" statt eines demokratiekonformen Marktes!

     

    Aber die GRÖKAZ (Größte Kanzlerin Aller Zeiten) zu kritisieren, wo sie sich doch so gut um das VOLK kümmert? Das traut sich selbst die taz nicht mehr in aller Deutlichkeit.