: Kanzler-Mauer unter Kritik
Der Bau einer vier Meter hohen Betonmauer rund um den Park des Bundeskanzleramtes stößt auf Kritik. Der Skandal sei, erklärte die grüne Bundestagsabgeordnete Franziska Eichstädt-Bohlig, dass die enorme Höhe der Mauer allein durch das Gartenkonzept des Architekten Axel Schultes entstehe, weil dieser den Park mit einer Aufschüttung um vier Meter anhebe. Die Mauer ist Teil des gestalterischen Konzeptes „Band des Bundes“, das die Kanzlerbauten mit den Abgeordnetenbüros des Bundestages verbindet.
Eichstädt-Bohlig kritisierte die zu hohen Kosten der Gartenanlage. Sie forderte den Kanzler auf, angesichts des 30 Milliarden Mark Sparprogrammes der Bundesregierung auch die eigene Garten- und Brückenkonzeption zu überprüfen. Alleine 5 Millionen Mark koste eine diagonal verlaufende Brücke zwischen dem Kanzlerpark und dem Neubau des Bundeskanzleramtes. In dem Garten würden, da der Kanzler dort nicht wohnen werde, nur einige Empfänge stattfinden.
Nach einem Bericht der Berliner Morgenpost soll die Mauer die Sicherheit von Staatsgästen gewährleisten, wenn diese mit dem Kanzler durch den Garten flanieren. Doch die Sprecherin der Bundesbauverwaltung, Claudia Lemhöfer, stellte klar: „Es geht nicht vorrangig um Sicherheitsfragen.“ Die vier Meter hohe Mauer sei vielmehr die Stützwand für den aufgeschütteten Parksockel. Die Sicherheit des Bundeskanzleramtes werde durch Videoüberwachung sowie durch einen transparenten, vier Meter hohen Zaun auf dem Mittelstreifen der Paul-Löbe-Straße gewährleistet. In dem eingefriedeten Kanzlerpark wird sich auch ein Hubschrauberlandeplatz befinden. Wie Lemhöfer bestätigte, soll auf der rechten Spreeseite, wo der Neubau des Kanzleramtes ensteht, eine weitere Mauer am Uferweg entlang gebaut werden. Auch sie diene der Abstützung des aufgeschütteten Gartenwalls.
Angesichts des Baufortschrittes der Betonmauer zeigte sich Eichstädt-Bohlig skeptisch, ob eine Änderung des Konzeptes noch erreicht werden könne. Gespart wurde bei der Kanzlermauer bislang nur bei der Verkleidung aus Naturstein: Sie wurde gestrichen. Nun soll das Mauermonstrum mit wildem Wein begrünt werden. win
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen