■ Querspalte: Kanther ins Abseits
AusländerInnen in Deutschland, aufgepaßt! Wollt ihr subito deutsche StaatsbürgerInnen werden, müßt ihr Tore schießen können. Deutsche Sprachkenntnisse? Nix wichtig. Auch nix Kenntnis von Grundgesetz. Capito? Für deutsche Paß den tödlichen Paß spielen – oder das Tor treffen. So oft etwa wie Sean „Crocodile“ Dundee vom Karlsruher SC. Der Südafrikaner wird von Manfred Kanther (CDU) für Berti Vogts (DFB) im Eilverfahren eingebürgert: im Interesse einer erfolgreiche „Quali“ für die Weltmeisterschaft 1998 in Frankreich, denn „Klinsi“ hat Ladehemmung. Die Hürde der Einbürgerungsformalitäten und Wartezeiten übersprang auch die Hochspringerin Alina Astafai locker: 1993 aus Bukarest nach Mainz gekommen, 1995 schon Deutsche – und 1996 Olympia-Sechste in Atlanta.
Doch warum ist Mehdi Jafari-Gorzini aus dem Iran noch nicht eingebürgert? Seit 17 Jahren in Deutschland, Torjäger der Grünen Tulpe, der Fußballmannschaft der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Deutschen Bundestag, und Torjäger von Vorwärts Orient Mainz. Der mit einer Deutschen verheiratete Jafari-Gorzini, Ex-Sprecher im Vorstand der Bündnisgrünen in Rheinland-Pfalz, schoß allein fünf Tore beim 9:0 von Vorwärts Orient gegen Wackernheim II. Manfred Kanther, übernehmen Sie! Der Mann spricht sogar fließend Deutsch, ißt Schweinefleisch und trinkt nach deutschem Reinheitsgebot gebrautes Bier.
Mehdi Jafari-Gorzini: ein Neudeutscher der Spitzenkasse. Ach so, der Iran entläßt den atheistischen Hochschulabsolventen nicht aus der Staatsbürgerschaft? Und wie wäre es mit einer von den Bündnisgrünen angeregten Entscheidung für eine doppelte Staatsbürgerschaft (Härtefallregelung) nach Paragraph 87 Ausländergesetz? Härtefallregelung? Doppelte Staatsbürgerschaft? Kennen Sie alles nicht? „Kanther abschiebe – sofort“, heißt es hessisch auf einem Graffito auf einer Häuserwand in Frankfurt. Das wäre dann ein Kant(h)ersieg für Vorwärts Orient und alle Aus- und InländerInnen. Klaus-Peter Klingelschmitt
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