piwik no script img

■ Kann Hamburg auf AKWs verzichten?Das DIW untersucht

Die Hamburger Elektricitätswerke (HEW) wurden aufgrund einer Satzungsänderung 1992 verpflichtet, auf die Nutzung der Kernenergie „so zügig, wie dies rechtlich möglich und wirtschaftlich vertretbar ist“, zu verzichten. Dies gilt für ein Unternehmen, das immerhin drei Viertel seines Stroms mit Atomkraftwerken produziert. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat im Auftrag der Werke untersucht, ob „das Ziel eines möglichst zügigen Ausstiegs aus der Kernenergie mit der Bedingung der wirtschaftlichen Vertretbarkeit für das Unternehmen in Einklang“ gebracht werden könne. Fazit: „Eine vorfristige Stilllegung führt aus betriebswirtschaftlicher Sicht zu Mehrkosten, die auf den Stromkunden umgelegt werden müßten.“ Allerdings, betont das DIW, habe es sich ausdrücklich nicht mit der Frage befaßt, ob der Verzicht auf Kernenergie notwendig sei oder zu wünschen wäre. Untersucht worden seien ausschließlich die Stillegung der vier Kraftwerke, an denen die HEW beteiligt sind – Brokdorf, Brunsbüttel, Krümmel und Stade –, bis zum Jahre 2004, bevor deren Nutzungsdauer abgelaufen ist, und wie sich dies auf das Betriebsergebnis des Stromproduzenten niederschlagen würde. Bei der Wahl des Zeitpunktes einer Stillegung sei berücksichtigt worden, daß „die notwendigen Ersatzkapazitäten aufgrund langer Vorlaufzeiten für Planung, Genehmigung und Errichtung nicht wesentlich früher zur Verfügung stehen dürften“.

Aus technischer Sicht sei ein Ausstieg der HEW „innerhalb des vorgegebenen Zeitplans machbar“, so das DIW. Die Stromversorgung Hamburgs bleibe in jedem Fall gesichert. Allerdings sei dies mit Mehrkosten für das Unternehmen verbunden, deren Höhe wesentlich von der Entwicklung der Energiepreise abhänge. Ein Verzicht der HEW auf die Kernenergie würde wesentlich erleichtert werden, wenn es gelänge, die Stromnachfrage deutlich zu reduzieren, und zusätzliche Möglichkeiten zur Stromerzeugung erschlossen würden. Als Beispiele nennt das Institut „Blockheizkraftwerke und/oder Systeme zur Nutzung erneuerbarer Energiequellen“. Die Untersuchung selbst bezieht sich allerdings – als Ersatz für die Atomenergie – ausschließlich auf Erdgas- und Steinkohlekraftwerke. Einzelne Ergebnisse nennt der DIW-Wochenbericht 31/97. Bezug: DIW, Königin-Luise-Str. 5, 14195 Berlin, Telefon (030) 89789-0, Preis 15 DM alo

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen