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Kampf um die Zukunft des SchanzenviertelsWohnraum statt Döner

Anlieger kämpfen mit einem Bürgerbegehren für die soziale Nutzung der "Brammer-Fläche" statt einer Dönerfabrik.

Umkämpfte Brache: die Brammer-Fläche an der Max-Brauer-Allee. Bild: Dennis Bühler

An der Max-Brauer-Allee, wo Altona und Eimsbüttel zusammenkommen, liegt die letzte größere Freifläche des Schanzenviertels. Bald aber könnte es damit zu Ende sein. Seit längerem verhandelt die Stadt als Grundstückbesitzerin mit Ertan Çelik, dem Inhaber von Hamburgs größtem Dönerlieferanten, über einen Verkauf des südwestlichen Teils des 8.300 Quadratmeter großen Areals. Der Kaufvertrag ist noch nicht unterzeichnet, die Differenzen aber sollen nur noch minimal sein. Doch ausgerechnet jetzt tritt ein Bürgerbegehren auf den Plan.

John Schierhorn, der Betreiber des auf der Fläche ansässigen Beach Clubs "Central Park", möchte den Bebauungsplan ändern. Dieser lässt auf dem Gelände, im Volksmund "Brammer-Fläche" genannt, nur gewerbliche Nutzung zu. Und verhindert somit, was Schierhorn toll findet, was aber wirtschaftlich nicht so lukrativ ist: studentisches Wohnen, Läden für Existenzgründer, Kultureinrichtungen sowie Flächen für soziale und gemeinnützige Zwecke. Ab heute sammelt er mit Anwohnern Unterschriften für ein Bürgerbegehren, das eine solche Mischnutzung ermöglichen würde.

"Der Bebauungsplan ist 17 Jahre alt", sagt Schierhorn. "So, wie sich das Schanzenviertel seither entwickelt hat, ergibt ein Verkauf an das Großgewerbe doch absolut keinen Sinn." Am Montag hat er sich mit Ertan Çelik getroffen. Etwas überraschend unterstützt der Hamburger Dönerkönig das Bürgerbegehren. "Es war noch nie unsere Firmenphilosophie, nur an die eigenen Interessen zu denken", sagt er. "Ich bin im Schanzenviertel aufgewachsen, der Stadtteil liegt mir am Herzen. Gibt es ein Konzept, das für das Viertel besser geeignet und realisierbar ist, verschließen wir uns diesem nicht."

Der gegenwärtige Standort im Schlachthof jedenfalls ist längst zu eng geworden. Çelik möchte sein Imperium gerne verdoppeln: 50 neue Arbeitsplätze möchte er schaffen - am liebsten im Schanzenviertel. Weil er nur knapp die Hälfte der "Brammer-Fläche" benötigen würde, könnte der Central Park womöglich sogar bestehen bleiben.

Die Regierungsparteien in der Altonaer Bezirksversammlung stehen dem Bürgerbegehren offen gegenüber, wie sie sagen. "Bisher haben wir aber immer die Auffassung vertreten, dass das Grundstück rein gewerblich genutzt werden sollte", sagt Thomas Adrian, der Fraktionschef der SPD. Eva Botzenhart, Fraktionsvize der GAL, wünscht sich eine "sozial- und viertelverträgliche Nutzung". Allerdings ist sie skeptisch, ob das Gelände für Wohnraum geeignet ist. Wegen der vielbefahrenen Straßen und der angrenzenden Bahngleise sei es hierfür wohl zu laut. Letzterem schließt sich Sven Hielscher von der oppositionellen CDU an. Auch hält er den Zeitpunkt des Bürgerbegehrens für verfehlt: "Das kommt viel zu spät."

Schierhorn und seine Mitstreiter sind dennoch zuversichtlich. Bis zum Herbst wollen sie die nötigen knapp 6.000 Unterschriften gesammelt haben. Anwohnerin Monika Hoop, die seit 22 Jahren an der Max-Brauer-Alle wohnt, sagt: "Hier im Schanzenviertel sind wir schon aus Tradition kämpferisch."

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16 Kommentare

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Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

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  • M
    martin

    Ist das nicht schon ausländerfeindlich? Rassistisch? wenn man gegen so eine Dönnerfabrik ist??? Sowas darf man heut zu Tage gar nicht sagen.

     

    Und dort noch ein paar unbezahlbare neue Wohnungen bauen? Immobilienspekulanten lechzen schon.

     

    Wie wäre es mal mit Sozialem Wohnungsbau?! Ok, geht in Hamburg wohl nicht mehr!

  • L
    Leon

    @hupe:

     

    Schrauben und anderes gibt es nahe des Pferdemarkts hier:

     

    http://www.qype.com/place/57601-Ferd-Schuellenbach-Hamburg

     

    Schöne Beiträge insgesamt. In der Rosenhofstraße wird direkt an den Bahngleisen ein mehrgeschössiger Neubau incl. Tiefgaragen hochgezogen. Unten Gewerbe - wahrscheinlich neue Kioske oder Kneipen. Diese Wohnungen werde auch bezogen - aber wohl nicht unter 11-13 EUR/qm. Wohnungen werde also in solchen Lagen gebaut.

     

    Ich wünschte mir mehr Details zur Flächenaufteilung der Brammerfläche - wieviel will der Central Park?

    Will er sie ohne "DönerFarbrik" oder mit?

    Wieso will der Döner-Produzent sofort gehen? Er braucht doch nur weniger Platz?

    Wieso kann der Central Park nicht nach oben, auf's Dach der Fabrik?

    Wer kann / soll sich Existenzgründerflächen leisten? Da stimme ich in Eimsbüttlers Skepsis ein.

     

    Über solche Details würde ich mich freuen, ... dann kann ich mich z.B. auch CW's abgespitzter Position anschließen.

  • O
    Ollo_Hamburg

    Grundsätzlich erscheint mir jede Idee für eine Bebauung in oder um Schanze / Altona / St.Pauli erst einmal Protest auszulösen. Wahrscheinlich ist bezahlbarer Wohnungsbau an dieser Stelle nicht realisierbar, einfach zu hohe bauliche Anforderungen wegen Lärm, aufgrund dessen sich mietpreisgebundener Wohnraum wahrscheinlich nicht rechnen würde. Yuppiewohnungen dagegen möchte auch keiner. Kultur- und Existenzgründer ? Wo den noch überall ? Der Markt ist in dieser Gegend mehr als gesättigt. Man sollte auch nicht vergessen, daß es einen privaten Investor erfordert hier was zu realisieren. In der Regel wollen und müssen die Geld verdienen wie die Stadt auch. Wenn es um 50 stadtteilnahe Arbeitsplätze geht sollte man zumindest mal abwägen ob das für eine Bebauung nicht eine sinnvolle Idee sein kann. Die Idee Wohnen und Arbeiten in einem Stadtteil ist doch nicht neu und fördert die Quartiersentwicklung. Erst denken und abwägen, dann schreien und protestieren.

  • E
    Eimsbüttler

    "Ich denke allerdings nicht, dass das Gelände zum Wohnungsbau ungeeignet ist. Mittlerweile gibt es doch genug Leute, die es kaum erwarten können jede Menge Geld für Bruchbuden hinzublättern, um Teil der stylischen Schanzencommunity sein zu dürfen."

    Damit würde dann aber doch wieder genau das Klientel bedient werden, welches man als nicht-Latte Macchiato Trinker dort doch eigentlich nicht so gerne sehen will.

     

    Bei der Frage ob da eine sog. Dönerfabrik hinsoll oder Wohnungen, ist man ja bei der derzeitigen Situation in Hamburg eher gewillt sofort zu sagen, dass auf freie Flächen doch bitte neue bezahlbare Wohnungen sollen. Aber günstige Mietwohnungen mit Schallschutzverglasung? Das wird es doch nie geben. Ob da nun ein Fleischverarbeitender Betrieb an der Stelle die sinvollste Option ist, wage ich eher zu bezweifeln, denn das ist ja auch eine Art Gewerbe von dem die Anwohner nicht unmittelbar provitieren. Nur dann kommt eben die Frage auf, wovon die Anwohner dort provitieren würden? Einem Eisenwaren- Haushaltsbedarf Geschäft, einem Tischler? Aber wer soll sich denn da bitte wieder als Investor finden und auf gut Glück für solches Kleingewerbe neue Räume schaffen. Neuer Raum für Soziales und Kunst wäre natürlich auch eine super Sache, aber dafür scheint die Stadt ja zurzeit nicht wirklich offen zu sein, bzw. das Geld zu haben. Ich denke somit, dass eine Ansiedelung der Dönerproduktion doch alles in allem die beste Variante wäre. Neue Arbeitsplätze, ein Investor, der offen für Belange der Anwohner ist (ist das wirklich so?) und eine Fläche weniger, die massiv getrifidingsbumst werden kann. (Schöner wäre es natürlich vielleicht noch, wenn es dort dann nur vegane Dönerspieße geben würde...)

  • CW
    C W

    @ hupe

    War vielleicht etwas zugespitzt formuliert. Die Frage, die mich umtreibt ist: Was spricht eigentlich dagegen, dass jemand da eine Dönerfabrik hinsetzt? Warum brauch es an dieser Stelle eine kämpferische Attitüde und ein Bürgerbegehren?

  • KR
    Kleiner Rebell

    Wow,

    interessanter Artikel und ein wirklich toller Kommentar. Auf der einen Seite muss ich sagen, dass sich schöne sozialverträgliche Wohnungen natürlich erstmal besser anhören als eine, etwas plakativ ausgedrückt, Dönerfabrik. Wer sich die Entwicklung auf der Schanze mal anguckt wird aber erkennen, dass sowas eher wenig mit der Realität zu tun hat. Die Gentrifizierung des Stadtteils ist längst im Gange und Investoren schätzen eher stylische Bars und chice Eigentumswohnungen als alternatives, studentisches Wohnen. In diesem Punkt muss ich "C W" recht geben. Alles andere ist Utopie. Ich denke allerdings nicht, dass das Gelände zum Wohnungsbau ungeeignet ist. Mittlerweile gibt es doch genug Leute, die es kaum erwarten können jede Menge Geld für Bruchbuden hinzublättern, um Teil der stylischen Schanzencommunity sein zu dürfen.

    Um noch mal auf das eigentliche Problem zu kommen: Ich finde den Begriff "Großgewerbe" eigentlich in diesem Fall etwas unpassend und zudem vorbelastet. Es ist ja eben nicht so, dass sich hier ein Heuschreckenkonzern niederlassen will, um seinen Würgegriff immer weiter um die Stadt zu ziehen. Mein erster Eindruck von Ertan Çelik ist durchaus positiv und sein Vorhaben klingt auch ehrenwert. Er, als ehemaliger Schanzenbewohner will in den Stadtteil investieren, Arbeitsplätze schaffen und trägt so auch zu einer sozial- und viertelverträgliche Nutzung bei. Ich denke auch, dass man in diesem Fall nicht von einer Verdrängung des "Lebensgefühls" Schanze sprechen kann. Wer sich mit dem Thema gerne befasst sollte auch mal diesen Artikel lesen, der sich ebenfalls mit der Problematik befasst. Und ja, er ist von mir… 

    http://kleinerrebell.com/2011/07/18/reeperbahn-ohne-tankstelle-aufstand-gegen-abriss/

  • H
    hupe

    @ C W

    also "traditionell kämpferisch" ist nicht dasselbe wie "traditionell gegen alles" sein.

    Und wo ist denn jetzt bitteschön ein Bürgerbegehren "Remmidemmi"?

     

    Auf jeden Fall ich finds gut, dass drüber diskutiert wird. Und wenn es ein paar sinnvolle Läden (bitte keine Boutiquen mehr!) geben sollte, wär das doch super. Inzwischen muss man ja zu Max Bahr fahren wenn man ne Schraube braucht...

  • CW
    C W

    "Hier im Schanzenviertel sind wir schon aus Tradition kämpferisch."

    Da kann ich echt nur mit den Augen rollen: Dagegen sein aus Tradition ist ja wohl eins der dümmsten Argumente, die ich mir vorstellen kann. Sachargumente wären nett! Gegen eine gewerbliche Nutzung an dieser Stelle, die Arbeitsplätze schaffen könnte, spricht nun wirklich garnichts. Es geht hier auch nicht um einen Standort der von irgendwelchen multinationalen Konzernen genutzt werden soll und wo eingesessene Einwohner vertrieben werden. Wäre hier ein Ort der für Wohnraum geeignet wäre, wäre er im gentrifiziertem Schanzenviertel wohl auch schon längst realisiert worden. Aber klar: Eingeengt zwischen stark befahrener Straße und Bahnlinie an der Bahnlinie kann mann ja noch schöne Sozialwohnungen bauen!? Wegen solchen kopflosen Trotzaktionen ist es kein Wunder, dass die Verwaltung inzwischen denkt: Ist ja egal was wir machen, irgendein aufgebrachter Mob wird schon dagegen sein. Berechtigte Anliegen werden daher bei denen schon aus Tradition nicht mehr richtig ernstgenommen.

    "So, wie sich das Schanzenviertel seither entwickelt hat, ergibt ein Verkauf an das Großgewerbe doch absolut keinen Sinn." - Wie hat sich denn das Schanzenviertel entwickelt? Als Partymeile und Wohnstandort für Wohlhabene, Werbefirmen und Menschen wie euch, die sich am liebsten überall Eppendorf hinwünschen, wo sie nur den Fuß hinsetzen. Alteingesessenes Gewerbe ist ebenfalls längst verdrängt worden. Ich habe es miterlebt, ich habe selbst neben einem Handwerksbetrieb gewohnt. Heute sind da Internetfirmen drin! Gewerliche Nutzungen gehören auch zur Stadt. Es gibt keinen Grund aus den innenstadtnahen Stadtteilen in Hamburg Wohnoasen mit gemütlichen Eck- und Kinderläden zu machen und sämtliches Gewerbe an die Stadtränder zu verdrängen. Das wird mittlerweile schon zum Reflex, dass überall wo jemand etwas bauen will, das dem selbst gezimmerten gemütlich urbanen Idealbild widerspricht, mit Sozialutopien begegnet wird, egal wie sinnvoll diese für den entsprechenden Ort sind. Dann bitte: Organisiert euch, schliesst euch zusammen, mach was möglich und kommt nicht erst mit erhobener Faust an, wenn jemand anders mit Ideen kommt!

     

    Als ehemaliger Schanzenbewohner hab ich mich schon über vieles geärgert, die im Rahmen der Stadtsanierung forcierte Entwicklung der steigenden Mieten für Wohnungen und Gewerbe, die dafür gesorgt hat, dass sich die Struktur der Bevölkerung und des Gewerbes rapide gewandelt hat, die Schließung sozialer Einrichtungen wie den Fixstern und vieles anderes. Da liegt vieles im argen. Es gibt strukturelle Probleme, die Hamburg meiner Meinung nach lösen muss. Es gibt viel, über das man sich empören kann.

     

    An dieser Stelle sich zu empören ist jedoch absoluter Nonsens. Witzig hingegen, dass der Unternehmer gleich eingelenkt hat! Da könnt ihr euch den kämpferischen Quatsch gleich sparen und es mit einem offenen unvoreingenommenen Dialog versuchen, der euch angeboten wird. Aber ne, zu wenig Remmidemmi!

  • M
    martin

    Ist das nicht schon ausländerfeindlich? Rassistisch? wenn man gegen so eine Dönnerfabrik ist??? Sowas darf man heut zu Tage gar nicht sagen.

     

    Und dort noch ein paar unbezahlbare neue Wohnungen bauen? Immobilienspekulanten lechzen schon.

     

    Wie wäre es mal mit Sozialem Wohnungsbau?! Ok, geht in Hamburg wohl nicht mehr!

  • L
    Leon

    @hupe:

     

    Schrauben und anderes gibt es nahe des Pferdemarkts hier:

     

    http://www.qype.com/place/57601-Ferd-Schuellenbach-Hamburg

     

    Schöne Beiträge insgesamt. In der Rosenhofstraße wird direkt an den Bahngleisen ein mehrgeschössiger Neubau incl. Tiefgaragen hochgezogen. Unten Gewerbe - wahrscheinlich neue Kioske oder Kneipen. Diese Wohnungen werde auch bezogen - aber wohl nicht unter 11-13 EUR/qm. Wohnungen werde also in solchen Lagen gebaut.

     

    Ich wünschte mir mehr Details zur Flächenaufteilung der Brammerfläche - wieviel will der Central Park?

    Will er sie ohne "DönerFarbrik" oder mit?

    Wieso will der Döner-Produzent sofort gehen? Er braucht doch nur weniger Platz?

    Wieso kann der Central Park nicht nach oben, auf's Dach der Fabrik?

    Wer kann / soll sich Existenzgründerflächen leisten? Da stimme ich in Eimsbüttlers Skepsis ein.

     

    Über solche Details würde ich mich freuen, ... dann kann ich mich z.B. auch CW's abgespitzter Position anschließen.

  • O
    Ollo_Hamburg

    Grundsätzlich erscheint mir jede Idee für eine Bebauung in oder um Schanze / Altona / St.Pauli erst einmal Protest auszulösen. Wahrscheinlich ist bezahlbarer Wohnungsbau an dieser Stelle nicht realisierbar, einfach zu hohe bauliche Anforderungen wegen Lärm, aufgrund dessen sich mietpreisgebundener Wohnraum wahrscheinlich nicht rechnen würde. Yuppiewohnungen dagegen möchte auch keiner. Kultur- und Existenzgründer ? Wo den noch überall ? Der Markt ist in dieser Gegend mehr als gesättigt. Man sollte auch nicht vergessen, daß es einen privaten Investor erfordert hier was zu realisieren. In der Regel wollen und müssen die Geld verdienen wie die Stadt auch. Wenn es um 50 stadtteilnahe Arbeitsplätze geht sollte man zumindest mal abwägen ob das für eine Bebauung nicht eine sinnvolle Idee sein kann. Die Idee Wohnen und Arbeiten in einem Stadtteil ist doch nicht neu und fördert die Quartiersentwicklung. Erst denken und abwägen, dann schreien und protestieren.

  • E
    Eimsbüttler

    "Ich denke allerdings nicht, dass das Gelände zum Wohnungsbau ungeeignet ist. Mittlerweile gibt es doch genug Leute, die es kaum erwarten können jede Menge Geld für Bruchbuden hinzublättern, um Teil der stylischen Schanzencommunity sein zu dürfen."

    Damit würde dann aber doch wieder genau das Klientel bedient werden, welches man als nicht-Latte Macchiato Trinker dort doch eigentlich nicht so gerne sehen will.

     

    Bei der Frage ob da eine sog. Dönerfabrik hinsoll oder Wohnungen, ist man ja bei der derzeitigen Situation in Hamburg eher gewillt sofort zu sagen, dass auf freie Flächen doch bitte neue bezahlbare Wohnungen sollen. Aber günstige Mietwohnungen mit Schallschutzverglasung? Das wird es doch nie geben. Ob da nun ein Fleischverarbeitender Betrieb an der Stelle die sinvollste Option ist, wage ich eher zu bezweifeln, denn das ist ja auch eine Art Gewerbe von dem die Anwohner nicht unmittelbar provitieren. Nur dann kommt eben die Frage auf, wovon die Anwohner dort provitieren würden? Einem Eisenwaren- Haushaltsbedarf Geschäft, einem Tischler? Aber wer soll sich denn da bitte wieder als Investor finden und auf gut Glück für solches Kleingewerbe neue Räume schaffen. Neuer Raum für Soziales und Kunst wäre natürlich auch eine super Sache, aber dafür scheint die Stadt ja zurzeit nicht wirklich offen zu sein, bzw. das Geld zu haben. Ich denke somit, dass eine Ansiedelung der Dönerproduktion doch alles in allem die beste Variante wäre. Neue Arbeitsplätze, ein Investor, der offen für Belange der Anwohner ist (ist das wirklich so?) und eine Fläche weniger, die massiv getrifidingsbumst werden kann. (Schöner wäre es natürlich vielleicht noch, wenn es dort dann nur vegane Dönerspieße geben würde...)

  • CW
    C W

    @ hupe

    War vielleicht etwas zugespitzt formuliert. Die Frage, die mich umtreibt ist: Was spricht eigentlich dagegen, dass jemand da eine Dönerfabrik hinsetzt? Warum brauch es an dieser Stelle eine kämpferische Attitüde und ein Bürgerbegehren?

  • KR
    Kleiner Rebell

    Wow,

    interessanter Artikel und ein wirklich toller Kommentar. Auf der einen Seite muss ich sagen, dass sich schöne sozialverträgliche Wohnungen natürlich erstmal besser anhören als eine, etwas plakativ ausgedrückt, Dönerfabrik. Wer sich die Entwicklung auf der Schanze mal anguckt wird aber erkennen, dass sowas eher wenig mit der Realität zu tun hat. Die Gentrifizierung des Stadtteils ist längst im Gange und Investoren schätzen eher stylische Bars und chice Eigentumswohnungen als alternatives, studentisches Wohnen. In diesem Punkt muss ich "C W" recht geben. Alles andere ist Utopie. Ich denke allerdings nicht, dass das Gelände zum Wohnungsbau ungeeignet ist. Mittlerweile gibt es doch genug Leute, die es kaum erwarten können jede Menge Geld für Bruchbuden hinzublättern, um Teil der stylischen Schanzencommunity sein zu dürfen.

    Um noch mal auf das eigentliche Problem zu kommen: Ich finde den Begriff "Großgewerbe" eigentlich in diesem Fall etwas unpassend und zudem vorbelastet. Es ist ja eben nicht so, dass sich hier ein Heuschreckenkonzern niederlassen will, um seinen Würgegriff immer weiter um die Stadt zu ziehen. Mein erster Eindruck von Ertan Çelik ist durchaus positiv und sein Vorhaben klingt auch ehrenwert. Er, als ehemaliger Schanzenbewohner will in den Stadtteil investieren, Arbeitsplätze schaffen und trägt so auch zu einer sozial- und viertelverträgliche Nutzung bei. Ich denke auch, dass man in diesem Fall nicht von einer Verdrängung des "Lebensgefühls" Schanze sprechen kann. Wer sich mit dem Thema gerne befasst sollte auch mal diesen Artikel lesen, der sich ebenfalls mit der Problematik befasst. Und ja, er ist von mir… 

    http://kleinerrebell.com/2011/07/18/reeperbahn-ohne-tankstelle-aufstand-gegen-abriss/

  • H
    hupe

    @ C W

    also "traditionell kämpferisch" ist nicht dasselbe wie "traditionell gegen alles" sein.

    Und wo ist denn jetzt bitteschön ein Bürgerbegehren "Remmidemmi"?

     

    Auf jeden Fall ich finds gut, dass drüber diskutiert wird. Und wenn es ein paar sinnvolle Läden (bitte keine Boutiquen mehr!) geben sollte, wär das doch super. Inzwischen muss man ja zu Max Bahr fahren wenn man ne Schraube braucht...

  • CW
    C W

    "Hier im Schanzenviertel sind wir schon aus Tradition kämpferisch."

    Da kann ich echt nur mit den Augen rollen: Dagegen sein aus Tradition ist ja wohl eins der dümmsten Argumente, die ich mir vorstellen kann. Sachargumente wären nett! Gegen eine gewerbliche Nutzung an dieser Stelle, die Arbeitsplätze schaffen könnte, spricht nun wirklich garnichts. Es geht hier auch nicht um einen Standort der von irgendwelchen multinationalen Konzernen genutzt werden soll und wo eingesessene Einwohner vertrieben werden. Wäre hier ein Ort der für Wohnraum geeignet wäre, wäre er im gentrifiziertem Schanzenviertel wohl auch schon längst realisiert worden. Aber klar: Eingeengt zwischen stark befahrener Straße und Bahnlinie an der Bahnlinie kann mann ja noch schöne Sozialwohnungen bauen!? Wegen solchen kopflosen Trotzaktionen ist es kein Wunder, dass die Verwaltung inzwischen denkt: Ist ja egal was wir machen, irgendein aufgebrachter Mob wird schon dagegen sein. Berechtigte Anliegen werden daher bei denen schon aus Tradition nicht mehr richtig ernstgenommen.

    "So, wie sich das Schanzenviertel seither entwickelt hat, ergibt ein Verkauf an das Großgewerbe doch absolut keinen Sinn." - Wie hat sich denn das Schanzenviertel entwickelt? Als Partymeile und Wohnstandort für Wohlhabene, Werbefirmen und Menschen wie euch, die sich am liebsten überall Eppendorf hinwünschen, wo sie nur den Fuß hinsetzen. Alteingesessenes Gewerbe ist ebenfalls längst verdrängt worden. Ich habe es miterlebt, ich habe selbst neben einem Handwerksbetrieb gewohnt. Heute sind da Internetfirmen drin! Gewerliche Nutzungen gehören auch zur Stadt. Es gibt keinen Grund aus den innenstadtnahen Stadtteilen in Hamburg Wohnoasen mit gemütlichen Eck- und Kinderläden zu machen und sämtliches Gewerbe an die Stadtränder zu verdrängen. Das wird mittlerweile schon zum Reflex, dass überall wo jemand etwas bauen will, das dem selbst gezimmerten gemütlich urbanen Idealbild widerspricht, mit Sozialutopien begegnet wird, egal wie sinnvoll diese für den entsprechenden Ort sind. Dann bitte: Organisiert euch, schliesst euch zusammen, mach was möglich und kommt nicht erst mit erhobener Faust an, wenn jemand anders mit Ideen kommt!

     

    Als ehemaliger Schanzenbewohner hab ich mich schon über vieles geärgert, die im Rahmen der Stadtsanierung forcierte Entwicklung der steigenden Mieten für Wohnungen und Gewerbe, die dafür gesorgt hat, dass sich die Struktur der Bevölkerung und des Gewerbes rapide gewandelt hat, die Schließung sozialer Einrichtungen wie den Fixstern und vieles anderes. Da liegt vieles im argen. Es gibt strukturelle Probleme, die Hamburg meiner Meinung nach lösen muss. Es gibt viel, über das man sich empören kann.

     

    An dieser Stelle sich zu empören ist jedoch absoluter Nonsens. Witzig hingegen, dass der Unternehmer gleich eingelenkt hat! Da könnt ihr euch den kämpferischen Quatsch gleich sparen und es mit einem offenen unvoreingenommenen Dialog versuchen, der euch angeboten wird. Aber ne, zu wenig Remmidemmi!