piwik no script img

Kampf um Flussbad in BerlinBaden ist kein Verbrechen

Vor 100 Jahren wurde das Baden in der Berliner Spree verboten. Bald könnte es wieder möglich werden. Dazu veranstaltet der Verein Flussbad eine Demo.

Schon 2018 hat der Verein Flussbad einen Flussbad-Pokal ausgelobt Foto: picture alliance/dpa | Paul Zinken

Berlin taz | Bauhaus oder Bubikopf: Das alles sind die hübschen Dinge, die einem einfallen, wenn man an die goldenen Zwanziger Jahre denkt. Aber es gibt auch die hässlichen, und zu denen zählt das Badeverbot in der Spree.

Der Verein Flussbad Berlin lädt deshalb für kommenden Dienstag zur Demo in der Spree ein. Anlass ist die Schließung aller Flussbadeanstalten in Alt-Berlin am 20. Mai 1925. Was damals hygienisch geboten war, hat allerdings Folgen bis heute. Anders als etwa in der Elbe in Hamburg herrscht in Berliner Flüssen generelles Badeverbot.

„Diese Badegewässerverordnung ist nicht mehr zeitgemäß“, sagt Tim Edler vom Flussbadverein der taz. Zusammen mit dem Kompetenzzentrum Wasser betreibt der Verein ein Monitoring für den Spreekanal. Ob dort Badewasserqualität herrscht, lässt sich der Website www.badberlininfo.de entnehmen.

Unterdessen hat das Flussbad eine weitere Hürde genommen. Schon im kommenden Jahr könnte im Spreekanal die lange ersehnte Pilotbadestelle entstehen – gegenüber dem Flussgarten des Vereins und an der Stelle, an der vor 100 Jahren die „Doppel-Badeanstalt am Mühlengraben“ geschlossen wurde.

Ein Stück weiter

Die geplante Badestelle soll Tim Edler zufolge möglichst einfach gehalten werden. Schon im vergangenen Jahr hat sich der Verein dabei von der ursprünglichen Idee verabschiedet, das Wasser im Spreekanal mit einer aufwendigen Filteranlage zu reinigen.

„Die Finanzierung für die Badestelle wurde ins städtebauliche Entwicklungskonzept Berliner Mitte aufgenommen“, bestätigt Mittes Baustadtrat Ephraim Gothe (SPD) der taz. „Ich bin deshalb optimistisch, dass wir das im nächsten Jahr hinkriegen.“ Gothe verweist auf Paris, wo demnächst drei Badestellen in der Seine entstehen sollen. „Was Paris schafft, sollte Berlin auch schaffen.“

Dazu braucht es aber nicht nur eine Pilotbadestelle und ein funktionierendes Monitoring. Auch die Berliner Badegewässerverordnung müsste geändert werden. „In Hamburg ist es so, dass das Schwimmen in der Elbe auf eigene Gefahr erfolgt“, sagt Tim Edler vom Flussbad.

Schwimmen also nicht als Verbrechen, sondern auf eigene Verantwortung, ermöglicht durch ein wissenschaftliches Monitoring – im Aufruf für die Demo heißt es deshalb: „Am 20. Mai 2025 werden wir in Erinnerung an die goldenen 1920er Jahre das 100 Jahre alte Badeverbot symbolisch beenden.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!