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Kampf gegen den Islamischen StaatDer talentierte Herr Soleimani

Der Chef der Al-Quds-Brigaden fehlt an keiner Front im Irak oder in Syrien. In seiner Heimat wird er als Nationalheld gefeiert.

Ein Assad-Unterstützer hält ein Plakat mit syrischer und iranischer Flagge. Foto: ap

BERLIN taz | Die Kurden nennen ihn „Mann ohne Schatten“, weil er überall ist, aber niemand ihn sieht. Das US-Magazin Newsweek widmete ihm eine Titelgeschichte und schrieb, er sei klug, liebe den Krieg und sei sich bewusst, dass er darin ein Meister ist. Er gelte als „mutig und ungeduldig bis an die Grenze der Tollkühnheit, als ehrgeizig, intelligent und extrem charismatisch“, schrieb Spiegel-Online.

General Ghassem Soleimani ist Oberkommandierender der Al-Quds-Brigade, einer Abteilung der iranischen Revolutionsgarden, die für Auslandseinsätze zuständig ist. Ohne ihn wären die Milizen des „Islamischen Staats“ (IS) längst in Bagdad, heißt es im Irak. Während die irakischen Soldaten vor den IS-Milizen flohen, organisierte Soleimani die Schiiten in Kampftruppen, die dem Vormarsch des IS in Richtung Bagdad Einhalt geboten.

Der 57-jährige General ist überall im Nahen und Mittleren Osten aktiv. Mal taucht er in Afghanistan auf, mal im Irak oder im Libanon. Bei den irakischen und syrischen Kurden fühlt er sich wie zu Hause. Obwohl Soleimani immer wieder betont, kein Politiker zu sein, halten ihn Außenstehende, ob Amerikaner oder Russen, für die wichtigste Person im Iran für Fragen des Nahen und Mittleren Ostens.

In Syrien gelang es Soleimani, Teile der Streitkräfte des Regimes von Baschar al-Assad zu reorganisieren und sie für den Guerillakampf auszubilden. Doch nun scheint er eine weitaus größere Rolle zu spielen.

Soleimani steht auf der Schwarzen Liste der UNO

Anfang August meldete der US-Sender Fox-News unter Berufung auf Geheimdienstinformationen, Soleimani sei zu Gesprächen mit Präsident Wladimir Putin und Verteidigungsminister Sergej Schoigu nach Moskau gereist. Daraufhin erklärte die UN-Botschafterin der USA, es werde seitens der US-Behörden geprüft, ob ein Verstoß gegen UN-Sanktionen vorliege. Soleimani steht seit 2007 auf der schwarzen Liste der UNO und hat Einreiseverbot für alle UN-Mitgliedstaaten. Russland reagierte mit einem vagen Dementi. Auf die Frage, ob es ein Gespräch zwischen Putin und Soleimani gegeben habe, sagte der Sprecher des Präsidenten: „Ich weiß es nicht, im Tagesprogramm des Präsidenten gab es kein solches Gespräch.“

Teheran leugnet immer noch den Einsatz von Bodentruppen in Syrien

Spätestens nach dem Einsatz der russischen Luftwaffe zugunsten des Assad-Regimes glaubt kaum noch jemand an das Dementi. Offenbar wurde bei dem Gespräch ein Offensivplan vereinbart, bei dem ein gemeinsamer Angriff der syrischen Streitkräfte, der libanesischen Hisbollah und der iranischen Al-Quds-Brigaden gegen den IS und andere Organisationen von der russischen Luftwaffe unterstützt wird. Hisbollah-Führer Hassan Nasrollah sprach von einem Einsatz „größer als je zuvor“, denn der entscheidende Kampf stehe bevor.

Viele Opfer in Syrien

Angriffe: Bei russischen Luftangriffen in Syrien sind nach Zählung von Aktivisten seit dem 30. September 370 Menschen getötet worden. Einer der schwersten Angriffe sei am Montag in der Provinz Latakia geflogen worden, meldeten die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte und die Örtlichen Koordinationskomitees am Dienstag. Demnach starben laut Beobachtungsstelle 45 und laut Koordinationskomitees 57 Menschen.

Aktivisten: Beide Gruppen stützen sich auf ein Aktivistennetzwerk in dem Bürgerkriegsland. Die von ihnen genannten Zahlen sind oft unterschiedlich; überprüfbar sind die Angaben nicht. Die Aktivisten zählten seit 30. September 370 Opfer russischer Luftangriffe, darunter 243 Rebellen und 127 Zivilisten. (ap)

Teheran leugnet immer noch den Einsatz von Bodentruppen in Syrien, obwohl inzwischen ein General und drei hohe Offiziere der Al-Quds-Brigade gefallen sind. Die Brigade habe nur eine beratende Funktion, betont das Außenministerium immer wieder. Nachrichtenagenturen sprechen hingegen von Hunderten iranischen Soldaten, die in Syrien im Einsatz seien.

Popmusiker singen Lieder auf ihn

Im Iran wird der General seit Monaten als Nationalheld gefeiert. Sein Konterfei ist überall auf Plakaten, auf dem Titelblatt von Zeitschriften und neuerdings auch auf Briefmarken zu sehen. Seine Anhänger verehren ihn, als sei er ein Heiliger. Revolutionsführer Ali Chamenei bezeichnete ihn als „lebenden Märtyrer“, das Parlament würdigte ihn als „Symbol des revolutionären Widerstands“. Solche Ehrungen werden in der Islamischen Republik kaum jemandem zuteil.

Ungewöhnlich ist auch, dass Soleimani von jungen Popmusikern, die mit Islam und Märtyrertum nichts am Hut haben, verehrt und gefeiert wird. Auch Dichter besingen den Helden. In einem Lied wird Soleimani als Befreier von Jerusalem und des Gazastreifens dargestellt. Bei YouTube gibt es zahlreiche Clips über ihn, die von arabischen oder iranischen Musikern produziert werden. In einem Kommentar zu einem Clip heißt es: „Soleimani ist nicht nur ein iranischer Kommandeur, er gehört allen Ländern an, die die Freiheit lieben. Du lebender Märtyrer, wir lieben dich.“

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