Kampf für Grünflächen in Berlin: Der Baustadtrat erscheint nicht
Eine Initiative versucht vergeblich, Unterschriften für den Erhalt einer Grünfläche am Kreuzberger Rathaus zu übergeben.
Doch der Baustadtrat kommt nicht, und er schickt auch keine Vertretung. Für die Initiative ein Affront. Nach etwa einer Viertelstunde trägt die Sprecherin Angelika Laich die Forderungen der stadtökologischen Initiative trotzdem vor. „Das Artensterben findet vor der Haustür statt. Planungsprozesse für Stadt und Biodiversität können erfolgreich und kostengünstig verbunden werden“, sagt sie.
Laich verweist darauf, dass es sich um die Lebensräume von zahlreichen Insekten handele. Die Bäume seien gerade in den heißen Sommern der letzten Jahre als Schattenspender unverzichtbar gewesen. Sollten die Grünflächen tatsächlich als Bauland ausgewiesen werden, drohe der Ort zu einer „klimaschädlichen Glas-Beton-Ödnis“ zu werden, die für Mensch und Tier nicht mehr lebenswert sei.
Auch mehrere junge Mitglieder der sozialökologischen Organisation Naturfreunde beteiligen sich an der Kundgebung im Rathaushof. Sie ziehen auf Schildern eine Verbindung zur Rodung des Dannenröder Forsts in Nordhessen, der in den letzten Wochen für Schlagzeilen sorgte. „Dass wir aktuell weiterhin Grünflächen verlieren, ist gerade in der Klimakrise besonders fatal“, begründet Jonathan Deisler, Mitglied der Naturfreunde Berlin, den Zusammenhang zwischen dem Hessener „Danni“ und den Grünflächen im Kreuzberger Rathaushof. Eine Verdichtung der Städte ist für Deisler keine Lösung für fehlende Wohnungen. Er sieht zum Beispiel Dachgeschossausbau als Alternative.
Der Lebensraum von Vögeln ist in Gefahr
Lothar Eberhardt von der Initiative Stadtnatur und Wachstumswende zeigt im Gespräch mit der taz sein Unverständnis, dass der Stadtrat unentschuldigt fehlte. Seine Initiative kämpft nicht nur beim Dragonergelände für den Erhalt von Stadtgrün. Auch auf dem Areal am ehemaligen Postscheckamt an der Großbeerenstraße sei der Lebensraum von Vögeln in Gefahr. Die Initiative Stadtnatur fordert eine Änderung des Bebauungsplans, weil dort der Schutz von Brut- und Nistplätzen verschiedener Vögel nicht berücksichtigt werde. Die Verhandlungen über das Bauvorhaben auf besagten Baufeldern seien zur Abstimmung in der nächsten BVV-Sitzung am Mittwoch vorgesehen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Haftbefehl gegen Netanjahu
Sollte die deutsche Polizei Netanjahu verhaften?
Buchpremiere von Angela Merkel
Nur nicht rumjammern
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“
#womeninmalefields Social-Media-Trend
„Ne sorry babe mit Pille spür ich nix“