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■ Kampf dem postalischen WandelSO 36 muß bleiben

Angst und bange war dem Postdienst noch vor wenigen Wochen, als er bundesweit für die Einführung der neuen fünfstelligen Postleitzahlen warb. Ein „gewisses Risiko“ bei der Umstellung sei nicht auszuschließen. Denn: Voreilige Anwender könnten schon vor dem 1. Juli von den neuen Zahlen Gebrauch machen. Wenn das die einzige Sorge des Postministers ist, dann kann er gleich seinen Hut nehmen. Zumindest den KreuzbergerInnen fällt es im Traum nicht ein – weder vor noch nach dem 1. Juli – auf ihr geliebtes SO 36 zu verzichten und sich zu Zahlen wie 10999, 10997 oder 10179 zu bekennen. Was für die OstberlinerInnen der Palazzo Prozzo, ist für die Kreuzberger ihr SO 36. Genausowenig wie ihre ehemals sozialistischen Nachbarn sind sie bereit, den Verlust einer liebgewonnenen Tradition protestlos hinzunehmen. Im Gegensatz zu den Ostberliner-Palazzo-Verfechtern jedoch genießen sie breite Unterstützung von höchst offiziellen Stellen, wie dem Verband Deutscher Adressenhändler, dem Fachverband ostanatolischer Dienstleister im Zustellungswesen und dem Call-a-Döner in Saarbrücken.

Die Zeichen der Zeit erkannt hat die bis zu den Kommunalwahlen im Mai letzten Jahres völlig unbekannte Kreuzberger Partei der extremen Mitte, die „Patriotischen Demokraten/Realistisches Zentrum (KPD/RZ)“, die am Abend des 1. April zu einem Protestumzug vom Heinrichplatz zum Postamt 36 aufrief. 2.000 KreuzbergerInnen waren mit Kerzen in der Hand gekommen, um eine Postleitzahlen-Ausnahmeregelung für Kreuzberg zu fordern.

Auch die Mutter von Rica Ali Cörtlen, dem Parteisekretär der KPD/RZ, gehört zu den Unterstützern. Mutter müßte man sein. Dann hätten wir gewußt, daß es sich bei dem Protestumzug nicht um einen originellen Aprilscherz handelte. Wahrhaft gefoppt und voller Bewunderung grüßt die taz-Redaktion der Kochstraße mit einem fünffachen 10969. Barbara Bollwahn

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