■ Kammerspiele vor dem Aus?: Waller droht Weiss
Ulrich Waller will die Leitung der Kammerspiele zum Ende dieser Spielzeit niederlegen – ungefähr zum gleichen Zeitpunkt, zu dem der aktuelle Pachtvertrag des Hauses – am 31. Juli – ausläuft. Der Grund: Mieterhöhungen von jährlich 40.000 Mark hat Vermieter Jürgen Hunke dem Privattheater beschert. „Pro Tag sollen wir für die Nutzung des Logensaals künftig 500 Mark zusätzlich zahlen – das sind bei acht bis zehn Veranstaltungen jährlich Mehrbelastungen von 40.000 Mark“, rechnet Theatersprecher Thomas Müller vor. „Diesen Betrag können die Kammerspiele mit ihren 410 Plätzen bei ihrem derzeitigen künstlerischen Anspruch trotz guter Auslastung nicht aufbringen.“ Immer wieder habe man auch während der Vorverhandlungen Kultursenatorin Christina Weiss auf die kommenden Probleme hingewiesen, aber bisher sei nichts passiert.
Daher habe Ulrich Waller seine weitere Leitung des Hauses an die Unterzeichnung des Mietvertrags gekoppelt. Darüber, ob dies das endgültige Aus für die Kammerspiele bedeuten könnte, sollte der Vertrag nicht unterschrieben werden, mochte Müller gestern im Gespräch mit der taz nicht spekulieren.
In der Kulturbehörde gibt man sich derweil gelassen. „Der heute eingegangene Pachtvertrag ist bereits Ergebnis eines Kompromisses zwischen den Herren Hunke und Waller. Für weitere Zuschüsse sehen wir keinen Spielraum,“ sagte gestern ein Behördensprecher. Ob Kultursenatorin Weiss den Tod der Kammerspiele riskieren will, wird sich bald erweisen: „Wir werden natürlich weiter verhandeln, um zu sehen, ob es nicht doch eine Kompromisslösung etwa im Zusammenhang mit der Logensaalbespielung gibt“, hieß es gestern offiziell. Ob dabei an eine Reduktion der Bespielung des Saals gedacht ist, war nicht zu erfahren.
Petra Schellen
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