Kameradschaft löst sich auf: Nazis ohne Rückgrat
Die Weddinger Kameradschaft "FN Mitte" löst sich auf - nach einer Razzia der Polizei.
Die rechtsextremen "Freien Nationalisten Berlin Mitte" haben sich nach eigenen Angaben selbst aufgelöst. Dies gelte "ab sofort", verkündete die Kameradschaft am Montag auf ihrer Homepage. Zuvor hatte es eine Razzia gegen ein Mitglied der Gruppe gegeben. Die Polizei bestätigte eine richterlich angeordnete Hausdurchsuchung gegen eine Einzelperson aufgrund des Verdachts einer Sachbeschädigung. Dabei seien auch "Beschlagnahmungen" erfolgt, so ein Sprecher. Die Innenverwaltung bekräftigte "Hinweise auf eine Auflösung der Gruppierung".
Die FN Mitte hatte sich Anfang 2010 im Wedding gegründet. Sie trat aktionistisch auf: rechtsextreme Sprühereien, Flugblattaktionen, Teilnahmen an Szene-Demos und ein versuchter, bewaffneter Angriff auf einen alternativen Jugendclub in Weißensee. Noch vor einer Woche besuchten Mitglieder die NPD-Kundgebung in Schöneweide. Der Verfassungsschutz rechnet der FN Mitte 10 bis 15, meist junge männliche Mitglieder zu. Diese zeigten eine "revisionistische, system- und fremdenfeindliche Gesinnung" und seien gewaltbereit.
Wiederholt hatten Antifagruppen gegen die FN Mitte demonstriert. Auch Mittes Bürgermeister Christian Hanke (SPD) wandte sich gegen die Gruppe. "Die antifaschistische Arbeit hat die Akteure der FN Mitte in die Öffentlichkeit gezerrt", sagte ein Sprecher der Antifaschistischen Linken Berlin. "Die Auflösung wäre ein Erfolg dieser Arbeit."
Damit verschwindet erneut eine rechte Kameradschaft. Im November 2009 wurde der "Frontbann 24" verboten, 2005 die Berliner Alternative Süd-Ost und die KS Tor.
Leser*innenkommentare
Anständiger Aufstand
Gast
@ Luftschloss
Der Staat verbietet ohne tatsächliche Wirkung und der Brüger übt sich im "Ignorieren" brauner Organisierung.
Damit haben sie wunderbar aufgezeigt, wie unverzichtbar das Engagement antifaschistischer Gruppen in dieser Gesellschaft ist. Wie sie jene in Relation zum deutschen Grundgesetz bewerten, ist mir übrigens schnurz. Der Extremismus der Mitte (samt seinem Gewaltmonopol) hat hier nämlich versagt.
@ Denunzianten
Wieso dürfen Linke, die das bürgerliche System und seine Gewalt in seinen Grundfesten anerkennen, was die taz offenkundig tut, sich nich positiv auf Repression beziehen? Dass Radikale Linke das ebenso abfeiern würden, kann ich mir hingegen nicht vorstellen.
Achja, Querfrot ist absurd. Auch wenn derzeit groß die These verbreitet wird, Rinks sei das gleiche wie Lechts, wollen beide nicht das selbe, das jetzt hier weiter auszuführen, würde ihren rein provokativen Kommentar allerdings überbewerten.
Lesen: http://www.antifa.de/cms/content/view/1417/32/
Luftschloss
Gast
@Anständiger Aufstand
„Da hilft nur Antifa statt Verbote!“
Sie meinen wohl gegen verfassungsfeindliche Kräfte, helfen nur andere, ebenfalls verfassungsfeindliche Kräfte. Das ist ja ganz großes Kino. Was will die hoch gelobte Antifa den machen? Die geistig fehlgeleiteten Rechtsaußen Herren terrorisieren, schwer demokratisch ist das. Das einzige was die Rotfront kann ist sich wie Faschisten aufführen. Ich würde dieses pseudoreligiös agierende Rot / Braune Volk ignorieren und der Lächerlichkeit Preis geben. Ich applaudiere nicht für die Nazis wenn sie hart gegen Kinderschänderschänder vorgehen will und ich applaudiere auch nicht wenn Kommunisten die gegen Nazis trommeln. Alles nur Fassade…
Denunzianten
Gast
Es ist wirklich nicht mit anzusehen wie von Linker Seite gefeiert wird wenn der Staat Sanktionen gegen Rechts verhängt. Auch Sanktionen gegen Rechts bleiben Sanktionen des Staates. Links und Rechts lehnen diesen Staat ab.
Kämpft endlich zusammen.
Denn sonst freut sich auch weiter hin immer nur der Dritte.
Der Staat.
Hatem
Gast
Die FN löst sich auf, aber die Nazis bleiben Nazis und machen weiter. Also: Augen auf.
Anständiger Aufstand
Gast
Durch staatliche Verbote "verschwinden" Neonazikameradschaften nicht einfach.
Das hat schon die Verbotswelle Anfang der 90er gezeigt gegen rechte Organisationen wie die FAP und Wikingjugend gezeigt. Das FAP-Verbot stärkte die NPD und führte zum Aufbau der sog. "Freien Kameradschaften". Die Wikingjugend würde schlicht in HDJ umbenannt und existiert noch mehr als 10 Jahre munter weiter.
So wird klar: Akteure bleiben nach einem Verbot größtenteils aktiv, nur die Organisationsform wird dem Repressionsdruck angepasst.
Auch die im Artikel genannten KS-Tor und der Frontbann24 sind gute und aktuelle Bispiele für die Wirkungslosigkeit von Verboten. Was früher KS-Tor hieß, wurde zum NW-Berlin, immernoch aktiv, und die Glatzen vom Frontbann fehlen nach wie vor auf keinem Aufmarsch im Raum Berlin-Brandenburg.
Nur der Innensenat kann sich Aktionsismus auf die Fahnen schreiben. Da hilft nur Antifa statt Verbote!