■ McCash Flows Orakel: Käuferstreik
Obwohl die Banc of Japan Stützungskäufe in Höhe von 50 Millionen Dollar tätigte, sackte die US–Währung Dienstagmorgen auf unter 127 Yen - einen neuen historischen Tiefststand. Was die US–Verantwortlichen über die angestrebte Stabilisierung des Dollar äußerten, wird von den Währungshütern in Tokyo mittlerweile als Schall und Rauch abgetan. Wie richtig sie damit liegen, zeigt eine weitere magische Marke, die am Montag, wenn auch nur für kurze Zeit, überboten wurde: der Goldpreis kletterte über die symbolische Schwelle von 500 Dollar, was am Londoner Markt weniger auf einen Nachfrageschub für das Edelmetall, sondern auf den Dollarverfall zurückgeführt wird. Da bis zum Höchstpreis des Goldes (850 Dollar pro Feinunze im Januar 1980)noch reichlich Luft nach oben ist, dürfte die Schere weiter auseinandergehen: der Dollar hat noch 10–20 Prozent Spielraum, nach unten. Doch die Zen– Kunst der Spekulation hat die Japaner nicht verlassen: Bei jedem Durchbruch weit höherer Marken im Yen/Dollar–Verhältnis gab es einen Riesenalarm - doch gestern und vorgestern blieb jede Panik am Aktienmarkt aus. Die leichten Verluste, die der Nikkei–Index verzeichnete, entsprechen so garnicht dem Bild, das die Börsen–Kassandras vor und nach dem Crash von der astronomischen Überbewertung japanischer Aktien zeichneten. Obwohl deren Kurse im Verhältnis zu den Bilanzgewinnen fünfmal so hoch sind wie die europäischer Aktien, hat der Tokyoter Index den Schwarzen Oktober am allerbesten verkraftet. Für die viel stärker betroffene US–Börse indessen sehen die Aussichten düster aus: Nach einer Umfrage unter 209 führenden Wirtschaftsfachleuten setzen 50 Prozent den Beginn der Rezession in USA für 1988, 38 Prozent für das Jahr 1989 an. Daß bei solchen Nachrichten und weiterhin trudelndem Dollar die bundesdeutschen Aktienmärkte auch zu Beginn dieser Woche einen trostlosen Eindruck machten, ist kaum überraschend. Auf dem Parkett machte schon das Wort vom Käuferstreik die Runde. *
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