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Kabarettist Josef Hader über den Tod"Eigentlich eh nichts Schlimmes"

Der österreichische Kabarettist und Schauspieler Josef Hader über seine Zeit als Sanitäter, die Faszination des Selbstmords und Humor über Konzentrationslager.

"Es ist reizvoll, sich mit dem Tod zu befassen. Dann macht Humor auch Sinn." Bild: promo

taz: Herr Hader, haben Sie gewusst, dass man auf Wiener Friedhöfen, wenn die Angehörigen nicht mehr zahlen, im Grab tiefergelegt wird. Der Name erlischt dann vom Grabstein.

Bild: dpa

Josef Hader, 45, ist einer der bekanntesten Kabarettisten im deutschsprachigen Raum. Der gebürtige Oberösterreicher brillierte auch als Schauspieler, etwa als tragisch-melancholischer Privatdetektiv Brenner in "Komm, süßer Tod" und "Silentium". Im Jahr 2008 ist Hader als Brenner wieder unterwegs: diesmal in der Verfilmung von Wolf Haas' Roman "Der Knochenmann". Hader steht am Wochenende mit seinem Programm "Hader muss weg" in München auf der Bühne des Audimax. In Berlin ist das Programm vom 19. bis 22. März und vom 2. bis 6. April zu sehen.

JOURNAL "ENDLICH"

Das Interview mit Joserf Hader erscheint auch im neuen taz-Journal "Endlich. Tod - kein Tabu mehr". Die Themen u. a.: Warum muss die Mutter ohnmächtig zuschauen, wie ihr unheilbar krebskranker Sohn verhungert - nur weil es in Deutschland keine Sterbehilfe gibt? Wer hilft den Eltern, wenn sie über den Tod ihres noch ungeborenen Kindes entscheiden sollen? Das neue taz-Journal hat 96 Seiten und kostet 7 Euro. Sie können es auf der Homepage www.taz.de/endlich, per Mail unter tazshop@taz.de, per Telefon unter 030-25902-138 oder per Fax unter 030-25902-564 bestellen.

Josef Hader: Ich finde es beruhigend zu wissen, dass man nur tiefergelegt und nicht ganz rausgeschmissen wird. Ich käme aber nie auf die Idee, mir zu Lebzeiten auszusuchen, wo mein Name stehen und was beim Begräbnis gespielt werden soll. Das ist mir dann alles ziemlich egal. Letztendlich sollte man gegen so etwas Großes wie den Tod nicht mit so kleinen Dingen ankämpfen - das wär gar jämmerlich. Da ist es besser, man kämpft gar nicht und lässt es passieren.

Was glauben Sie persönlich - was kommt nach dem Tod?

Ich glaub, dass nix mehr kommt. Einfach schwarz. Schlafen. Traumlos schlafen. Eigentlich eh nichts Schlimmes.

Sie denken lange darüber nach.

Es ist eine sehr intime Erfahrung, die jeder Mensch nur einmal macht. Vielleicht ist man ja auch froh, dass es aus ist. Gelingt es einem, dass man sich gut verabschiedet? Da kann man nur spekulieren. Wenn man anderen Menschen dabei zuschaut, hat man keine Ahnung davon.

Wie nahe sind Sie selbst dem Tod schon gekommen?

Todkranke Menschen kenn ich seit meiner Kindheit. Weil meine Großeltern daheim am Bauernhof gestorben sind. Man merkt schon als Kind, dass jemand im Sterben liegt, dass er ganz schnell atmet, oder dass er nach dem Tod nicht mehr so ausschaut wie vorher. Ich selbst bin dem Tod noch nicht nahegekommen. Am ehesten denke ich beim Autofahren dran, wenn ein Lastwagen entgegenfährt. Mich fasziniert der Gedanke: Du bewegst die Hand fünf Zentimeter, und du bist weg - so nahe ist man dem Tod nie.

Der Gedanke, sich selbst ein Ende zu setzen.

Das hat was Faszinierendes, aber ich bin viel zu feig dafür. Im Endeffekt, glaub ich, hänge ich sehr am Leben, wie die meisten Menschen. Selbst Leute, die ein Leben lang versucht haben, sich umzubringen, hängen am Leben. Man muss schon sehr gefangen sein in einer Vorstellung, in einer Krankheit, dass man den Schritt macht.

Sie spielen in "Komm, süßer Tod" nicht nur einen Rettungsfahrer, Sie waren wirklich Sanitäter in Ihrer Zivildienstzeit. Hatten Sie da Kontakt mit dem Tod?

Man bringt Menschen ins Krankenhaus, von denen man später erfährt, dass sie gestorben sind. Ein Kollege hat einen toten Motorradfahrer noch beatmet und war ganz blutig von ihm. Ich war noch nie direkt in der Sekunde des Todes bei einem Menschen - wenn, dann nur ganz knapp vorher. Einmal sah ich einen Patienten kurz vor seinem Tod, aber da sind die Ärzte gekommen und haben mich aus dem Zimmer gedrängt.

In Ihren Programmen und Filmen beschäftigen Sie sich oft mit dem Thema Tod - teils ins Groteske und Humoristische überzeichnet. Ist der Witz eine Waffe gegen den Tod?

Humor ist eine Form von Entwertung. Im Idealfall kann Humor die Angst einen Moment entwerten. Man steht für eine kurze Zeit über seiner Angst - für eine halbe Sekunde vielleicht. Der Humor vermag viel mehr, wenn es um Tod geht, als wenn es um Schwiegermütter, Installateure oder die Bundesregierung geht. Es ist einfach reizvoller, sich mit dem Tod zu befassen. Dann macht Humor auch Sinn, dann ist Humor nicht so wie Onanieren. Und gegen die eigene Angst wirkt er auch kurzfristig. Das Publikum und auch derjenige, der es schreibt, lachen kurz, aber dann sacken sie wieder zurück in die eigene Existenz. Die Wirkung des Humors verblasst recht schnell wieder.

Gibt es Grenzen bei Humor zum Thema Tod?

Wenn man über sich selbst lacht, gibt es sicher keine Grenze. Wenn man über die ganz schweren Katastrophen anderer Menschen lacht, kann einem das auch niemand verbieten. Aber da würde ich bei mir persönlich eine Grenze ziehen. Gibt es etwas, was so furchtbar traurig ist, dass der Gedanke an einen Witz vollkommen undenkbar ist?

Gibt es etwas?

Nein.

Humor über Konzentrationslager?

Man darf auch über dieses Thema lustige Filme machen, es werden nur leider immer schlechte Filme. Es werden schlechte Filme, weil sich der Witz dann doch nicht traut. Komödien übers Dritte Reich schrecken dann irgendwann zurück und sind seltsam gelähmt. Wenn man so will: Ich kann keinen Witz machen über die Furchtbarkeit des Dritten Reiches und dann 40 Prozent auf Schindlers-Liste-Emotionalität machen. Das ist wie Schweinebraten mit Erdbeermarmelade.

INTERVIEW: ROMAN SCHMIDSEDER

Lesen Sie das ganze Interview mit Josef Hader im neuen taz-Journal"Endlich. Tod - kein Tabu mehr".

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