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KOMMENTARDas Geisterhaus lebt

■ Die StudentInnen erobern sich die Unis zurück

Vor einem Jahr noch glich die Freie Universität Berlin einem Geisterhaus. Erstsemester liefen nicht Transparenten, sondern Scheinen hinterher, die Studiosi besetzten keine Institute, sondern – rechtzeitig vor der Vorlesung Sitzplätze in den Hörsälen. Organisierte Studenten schien es nicht zu geben – außer freikirchlichen Gruppen. Die Masse der StudentInnen organisierte ihren Uni-Alltag nach sozialdarwinistischer Methode: Einer kam durch, ich werd's schon schaffen.

Die Vorstellung, bei effizienter Organisation des studentischen Arbeitsalltages im aktuellen Uni-Dschungel überleben zu können – ich geh meilenweit für meine Prüfungsberechtigung – entpuppte sich angesichts fehlender ProfessorInnen, überfüllter Hörsäle, Wohnungsmangel und Arbeitsüberlastung immer mehr als Illusion. Daß die StudentInnen jetzt wie verwandelt scheinen und in das Geisterhaus jede Menge Leben eingekehrte, ist deshalb nur ein scheinbarer Widerspruch.

Der Studentenaufruhr 88 ist die Fortsetzung des Dschungelkampfes mit anderen, wahrscheinlich effektiveren Mitteln. Der Slogan „Wir erobern uns die Uni zurück!“ ist völlig ernst gemeint und nicht rethorisch. Daß die StudentInnen auch während der Streiks eigene Vorlesungen abhalten, unterstreicht, daß sie einen Anspruch auf ihren Betrieb anmelden: einen Wissenschafts-Betrieb.

Claus Christian Malzahn

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