KOMMENTAR: Konfliktvermeidung
■ Heinrich Fink läßt sein Amt als Rektor ruhen
Heinrich Fink hat sich und der Humboldt-Universität (HUB) gestern einen großen Gefallen erwiesen. Mit der Entscheidung, die Amtsgeschäfte als Rektor der Humboldt-Universität »bis auf weiteres« ruhen zu lassen, befreite er die HUB vor einem grundsätzlichen Konflikt: entweder der vom Wissenschaftssenator verfügten Rechtsaufsichtsmaßnahme Folge zu leisten oder gegen diese erneut vor dem Verwaltungsgericht zu streiten. Die Aussichten auf Erfolg wären jedoch minimal gewesen, wie die Entscheidung des Gerichts vom Montag zeigte. Zudem entspricht der Schritt von Fink wohl auch am ehesten seinem Naturell: Konflikte möglichst zu vermeiden, bevor sie zugespitzt werden. Denn ein erneutes Verfahren vor dem Verwaltungsgericht wäre nicht nur zeit- und nervenraubend gewesen, sowohl für ihn als auch für die HUB. Hätte Fink weiterhin die Amtsgeschäfte geführt, wäre die HUB um so mehr in ihrem Handeln paralysiert worden. Nur das kann sie sich, angesichts der finanziellen Kürzungen und der Personalentscheidungen, nicht leisten. Insofern wird an der HUB trotz der in den letzten Wochen lautstark verkündeten Solidarität wohl auch aufgeatmet werden. Zumindest bei jenen, die die Zukunft der HUB nicht gänzlich mit der Person Fink verbunden haben. Nach außen und innen ist nun ein Teil der Handlungsfreiheit zurückgewonnen. Zudem steht die Universität weit weniger im öffentlichen Interesse als bisher. Niemand kann heute voraussagen, ob nicht die Stasi-Vorwürfe gegen Fink noch weiter erhärtet werden. Fink selbst kann sich nun auf die Verhandlung vor dem Arbeitsgericht konzentrieren, die zu klären hat, ob seine Kündigung als Professor unzulässig war. Eine Prognose fällt schwer. Bis zum Termin im April können noch allerhand Akten gezogen werden — sowohl be- als auch entlastende. Severin Weiland
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