KOMMENTAR VON MAXIMILIAN PROBST : Halbherzig mit der Zeit gegangen
Eine Zeit lang sah es so aus, als sei nach Winnenden vor Winnenden. Deutschland habe bereits ein sehr strenges Waffenrecht, so wurde es an den Stammtischen und in den Schützenvereinen gebetsmühlenartig wiederholt. Auch der niedersächsische Innenminister Schünemann (CDU) wies noch vor gut einem Monat Gesetzesverschärfungen als „Schnellschüsse“ zurück. Dass er jetzt selber Vorschläge zur Verschärfung unterbreitet, könnte man als Anzeichen für ein geschärftes Problembewusstsein begrüßen. Wenn man nicht den Eindruck bekäme, dass hier einer um ein bisschen Lärm willens in die Luft schießt.
Denn tatsächlich belaufen sich Schünemanns Vorschläge auf reinste Kosmetik: Wo es allzu hässlich wird, da will er ein bisschen Schminke auftragen, sich distanzieren von dem Schützenwesen allerdings nicht. Weg mit dem Großkalibern – aber mit tödlichen Kleinkaliberwaffen sollen auch 14-Jährige weiterhin schießen. Ein Straftatbestand soll’s werden, wenn einer seine Waffe außerhalb des Tresors liegen lässt – dass aber Privatpersonen überhaupt Waffen im Heim lagern, das geht schon in Ordnung.
Da kann man sich nur der Ansicht der Waffenlobby anschließen: Individuelles Versagen, wie es die Tat von Winnenden begünstigte, lässt sich so nicht ausschließen. Dazu müsste man Waffen in der Hand von Privatpersonen ganz ächten.