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KOMMENTAR FEHLENDE SCHULPSYCHOLOGENKein Blick für schulische Realitäten

Kommentar von Petra Schellen

Die niedersächsische Landesregierung versichert, sich des Problems annehmen zu wollen - aber nur unter finanziellen Vorbehalten. Angesichts des großen Bedarfs an Schulen ein schwerer Fehler.

D ie Diskussion ist so klassisch wie ermüdend: Kaum geht es um schwer messbare Arbeit, fehlt das Geld. Aktuelles Beispiel ist die extrem niedrige Quote niedersächsischer Schulpsychologen, die die Lehrergewerkschaft jetzt vorgestellt hat.

Die moniert das seit Jahren, und es hätte der Landesregierung gut angestanden, die entsprechende Studie selbst anzuregen - zumal Schulpsychologie in Niedersachsen Pflichtaufgabe ist. Doch die Lehrer drangen nicht zur Politik durch.

Die versichert jetzt zwar, sie wolle sich des Problems annehmen, finanzielle Vorbehalte aber bleiben. Das zeugt von einer eklatanten Fehleinschätzung des sozialen Klimas an den Schulen. Deren Probleme haben sich in den letzten Jahren eher verschärft als verflüchtigt: Multinationale Klassen, Über- und Unterforderung, Erpressung auf dem Schulhof und die Schulzeitverkürzung auf zwölf Jahre samt Nachfolgestress bieten genug Stoff für Psychologen.

Angesichts dessen ist auch der vom Schulpsychologen-Verband geforderte Betreuungsschlüssel von 5.000 Schülern pro Psychologe noch mager. Eigentlich müsste er 1:50 lauten. Denn Psychologen arbeiten zwar jenseits des Rampenlichts, aber sie fungieren als soziale Scharniere, die etliches im Vorfeld abfangen. Und deren Fehlen man erst bemerkt, wenn der nächste Schüler Amok läuft.

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Seit 2000 Redakteurin der taz am Standort Hamburg. Schwerpunkte: Kultur und -politik, Drittes Reich, Judentum, Religion allgemein.
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