: Justiz will den Anfängen wehren
Hafturlauber Kunzelmann wurde bei der Mahnmalsfeier festgenommen
Es wurde viel spekuliert über die Gründe der Abwesenheit von Eberhard Diepgen beim gestrigen symbolischen Baubeginn für das Holocaust-Mahnmal. Seit gestern gibt es nun neue Nahrung: Der Regierende Bürgermeister hat vielleicht Angst gehabt, von seinem Intimfeind Dieter Kunzelmann, der derzeit eine elfmonatige Haftstrafe wegen zweier Eierwürfe auf Diepgen absitzt, wieder eins übergebraten zu kriegen.
Diesen Verdacht legt zumindest Kunzelmanns Erscheinen bei der Veranstaltung nahe. Der 60-Jährige, der am Montag einen einwöchigen Hafturlaub antrat, wurde nach wenigen Minuten festgenommen. Nach Angaben seines Anwalts Hans-Joachim Ehrig hat Kunzelmann „nur seine eigenen Eier“ dabei gehabt. „Kunzelmann wollte an einer für die deutsche Geschichte wichtigen Veranstaltung teilnehmen.“
Grund der Festnahme ist eine Weisung der Justiz. Danach darf Kunzelmann nicht nur an öffentlichen Veranstaltungen nicht teilnehmen. Die Holocaust-Gedenkveranstaltung war ihm „ausdrücklich“ untersagt worden. Mit der Festnahme wurde auch sein Urlaub widerrufen. So fällt eine für heute geplante Reise nach Nürnberg ins Wasser. Dort sollte er bei der Verleihung eines alternativen Medienpreises von dem Nürnberger Radiosender „Radio Z“ und der Nürnberger Medienakademie die Eröffnungsrede halten – als „Protagonist der Gegenöffentlichkeit“. Der Geschäftsführer von „Radio Z“, Matthias Ziegaus, bezeichnete Kunzelmanns Fernbleiben als „sehr tragisch“. Zuvor war bereits die ihm angebotene Jurorentätigkeit gescheitert. Er sollte unter anderem mit Heribert Prantl von der Süddeutschen Zeitung und dem Kabarettisten Arnulf Rating die Beiträge beurteilen. Weil die Knastordnung keine CDs erlaubt, konnte er die eingereichten Beiträge aber nicht anhören.
B. Bollwahn de Paez Casnova
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen