Juso-Vorsitzende: Franziska Drohsel tritt zurück
Überraschende Veränderung kurz nach der NRW-Landtagswahl: Die Juso-Vorsitzende Franziska Drohsel kündigte ihren Rücktritt "aus persönlichen Gründen" an.
BERLIN taz | Die Juso-Vorsitzende Franziska Drohsel hat bekanntgegeben, zum kommenden Juso-Bundeskongress von ihrem Amt zurückzutreten. Die Gründe seien "ausschließlich persönlicher und nicht politischer Natur", schreibt Drohsel in einem Brief auf jusos.de.
Sie schreibt weiter, in den letzten Jahren – und somit auch in ihrer Amtszeit – sei es gelungen, das inhaltliche Profil der Jusos "als linker Jugendverband" weiter zu schärfen. Als Beispiel führt Drohsel die "63 Thesen - Für eine Linke der Zukunft" und das darauf aufbauende Buch "Was ist heute links?" an. Weiter nennt sie Forderungen nach der "Ablehnung jeglicher Sanktionen gegen Erwerbslose" und "die Abschaffung des § 129 a StGB", für die sich die Jusos aktiv auch in der SPD eingesetzt hätten.
Weitere inhaltliche Schwerpunkte Drohsels waren das Engagement gegen linken und rechten Antisemitismus und gegen Neonazis. Zudem gewannen die Geschlechterpolitik, mit Abstrichen auch die Umweltpolitik, bei den Jusos durch ihren Einfluss mehr an Bedeutung. Drohsel stärkte auch die "Juso-Doppelstrategie" weiter: Einerseits innerhalb der SPD Druck für linke Positionen zu machen, anderseits aber auch Seite an Seite mit den sozialen Bewegungen außerparlamentarisch, "auf der Straße" für eine solche Politik zu werben.
In ihrer Amtszeit hatte sich Drohsel außerdem auch für ein unaufgeregteres Verhältnis der SPD zur Linkspartei eingesetzt. Sie forderte schon sehr früh, auch mit der Linkspartei Koalitionen einzugehen, wofür sie in ihrer Partei SPD teilweise starken Gegenwind bekam.
Nun hört Franziska Drohsel als Juso-Vorsitzende auf – somit muss beim kommenden Juso-Bundeskongress, der vom 18. bis zum 20. Juni in Essen stattfinden wird, eine Nachfolgerin oder ein Nachfolger gewählt werden. Drohsel geht davon aus, "dass es keinen politischen Kurswechsel" geben wird. Kritik aus Landesverbänden, die Drohsels explizit linke Linie nicht schätzen, habe es immer gegeben.
Den Zeitpunkt ihres Rücktritts begründet Drohsel damit, dass sie diesen nicht im NRW-Wahlkampf bekanntgeben hatte wollen. "Schon seit längerer Zeit geht dieser Entscheidungsprozess", so Drohsel. Sie wolle "ein normales Leben" führen, ihr Referendariat machen und danach als Juristin arbeiten. "Ich habe den Juso-Bundesvorsitz nie als Sprungbrett in die Berufspolitik gesehen", so Drohsel in ihrem Brief.
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