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Jura-Studenten über GuttenbergGnade für den Zitatedieb

Guttenberg verzichtet auf seinen Doktortitel. Aber Hunderttausende solidarisieren sich mit ihm. Unter ihnen viele der zitierfreudigen Juristen am Freiburger Seminar.

Sie nennen es Arbeit: Aktenberg. Bild: Photocase / Vlaminck

Freitagnachmittag im Lesesaal. Wenn ich aufblicke, hindern Bücher meinen Blick daran, in die Ferne zu Schweifen. Zwei Stühle weiter lässt sich der Ansatz geflochtenen Haares erkennen, der Rest des Zopfs bleibt von einem Strafgesetzbuch verdeckt. Die junge Adlige aus Mitteldeutschland. Wir beschäftigen uns im Seminar gerade mit Urkunden und Betrugsfällen. Hausarbeitszeit im Seminar der juristischen Fakultät Freiburg. Spätestens zu diesem Zeitpunkt hat selbst die Bild eingesehen, dass ihr Liebling und Verteidigungsminister "Dr." Freiherr zu Guttenberg vom Platz ganz unten im Scrollbereich der Bild-Online zum Aufmacher aufsteigen muss.

Einfügen, Fußnotenzeichen. "Unbefugt handelt, wer mangels Innehabung des Amtes, Verleihung des Titels oder der Würde …" So zitiere ich und lege den Zweikilowälzer zur Seite. Wenn ich die 20 Seiten ausdrucke, werden sich 100 solcher Zitate in meiner Hausarbeit finden. Die Fußnoten werden einen beträchtlichen Teil der Arbeit ausmachen. Diese Nachweise sind es, die jetzt zum Guttenberg-Gate, zur Diskussion über Sinn und Unsinn der Doktorwürde und zu Internetwikis wie GuttenPlag führen. Dort werden alle Plagiatsvorwürfe zu KTs Doktorarbeit gesammelt. Die Liste ist lang. Mit Fundstellen auf inzwischen 70 Prozent der Seiten, stellt GuttenPlag die "wissenschaftliche" Arbeit in Frage.

Gedankenverloren öffne ich meinen Internetbrowser. Erst einmal fünf Minuten Abwechslung. Fast schon automatisch wandert der Cursor zur Schnellstartleiste, Facebook. "Original Zu-Googleberg-Tastatur zu ersteigern", schreibt Henning. Der Auktionator will 125 Euro für ein Tastaturenskelett, eine, die außer den schwer umstrittenen Strg + C + V-Tasten, alle Eingabeklötzchen verloren hat. Zu teuer! "Copy-Paste" nennt sich diese Zwei-Finger-Variante. Für "entspanntes Arbeiten und Dissertationen mit zwei Fingern" preist der Inserent die Tastatur an.

DER AUTOR

Der Autor ist 22 Jahre alt und empörter Jurastudent.

Copy-Paste ist das Prinzip, das schon bei Schulreferaten zu der ein oder anderen erklärungsbedürftigen Situation führte, wenn einmal mehr eine Zusammenfassung mit Google-Werbeanzeigen ausgeteilt wurde. Doch so plump ist der Fall hier nicht.

Ich scrolle nach oben. Facebook signalisiert mir fünf "Neueste Meldungen". Stephanie und mittlerweile zwanzig weiteren Freunden gefällt diese Gruppe: "Gegen die Jagd auf Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg". Was, denke ich: Jagd? Freunde? - Ich schaue mich um und sehe hinter weiteren Bücherstapeln glatt gestriegelte Haare und Karo-Hemden. - Ach ja, die Freunde, denke ich, und schaue mir die Anti-Jäger an.

7.032 Personen schlagen sich zur Nachmittagszeit auf die Seite des Verteidigungsminister, am Ende meiner Recherche werden es über 193.000 Freunde von KT sein. Guttenbergs Jünger nennen, was ihr Vorbild gemacht hat, Lappalien, sie schreiben von Sünden und "Ersten Steinen", sie skandalisieren die Neider. Vor allem auf pures politisches Kalkül der Opposition wird abgestellt und dies, obwohl sich SPD und Co. erstaunlich zurückhalten.

Gleichzeitig haben Meinungsmacher wie Spiegel, Zeit und "Tagesschau" ihre Alltagsarbeit scheinbar eingestellt. Aufmacher werden im Klickrhythmus aktualisiert, mit frischen Kommentaren schießen sich alle auf everybodies darling ein.

"Zu Recht?", frage ich meine adlige Kommilitonin später bei einem Latte macchiato. Verlegen schüttelt sie den Kopf. "Bei so einer langen Arbeit könne das doch mal passieren", sagt sie. Und fügt hinzu, dass ihre "Hausarbeiten wahrscheinlich auch noch nie einwandfrei zitiert" waren. Gnade für den Zitate-Dieb.

5 Tage später wird Guttenberg ankündigen, auf seinen Doktortitel zu verzichten - freiwillig und für immer. Meine Juristenkollegen lässt das mehrheitlich kalt. Der Titel interessiert schon nicht mehr. Ihnen geht es um die Person. "Überragend" sei er, eine Ausnahmeerscheinung. "Ohnehin ist es naiv, zu glauben, Politiker sind von Grund auf ehrlich", sagt einer, "deshalb muss man mit inflationären Rücktrittsforderungen vorsichtig sein." Ein anderer meint, "ein Politiker, der so viel geleistet hat und Deutschlands fähigster Minister ist, darf nicht aufgrund eines Fehlers abgesägt werden".

Als die Diskussion abebbt und die Bücherreihen zu braunen Bahnen verschwimmen, widme ich mich Fußnote 37: "Akademische Grade sind von einer Hochschule verliehene Bezeichnungen, die für besondere wissenschaftliche Leistungen oder Verdienste vergeben werden."

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47 Kommentare

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  • B
    BiBo

    Geil, wie kann man zu der Einschaetzung "Deutschlands faehigster Minister" kommen? Entweder ist die Vergleichsgruppe so scheisse, oder aber irgendwer verklaert da seinen/ihren Blick.

     

    Anyway, dies zu beurteilen kann man nach der Legislaturperiode machen, da wird es sich zeigen, ob KT den Sauhaufen Bundeswehr aufraeumen kann.

     

    By the way, gibt es was neues von der Gorch Fock oder anderen Sachen? Die total nebensaechliche Dr. Geschichte hat da doch alles verdraengt.

  • F
    friendofneufis

    Dass die Mehrheit der Bürger beim Betrug seitens Guttenberg mitmachen und diesen stützen, ist zweifelsohne auch das langjährige Werk der Medien. Umso mehr ist es jetzt deren Aufgabe, gegenüber zu Guttenberg das zu verhindern, wonach Dr. Merkel und er sich so sehr sehen: dass der Betrug aus den Schlagzeilen verschwindet. Und zwar solange, bis wir wieder einen vertrauenswürdigen Minister haben.

  • D
    Dice

    Herr Guttenberg hat erst die Wehrpflicht und dann den Doktortitel abgeschafft. Ein überflüssiges Relikt aus dem letzten Jahrtausend, das niemandem hilft.

     

    Wenn er jetzt konsequent ist und auch noch die Adelstitel abschafft, wähle ich ihn zum Bundeskanzler. Nicht dass ich der CDU/CSU nahe stehen würde, aber soviel Mut muss einfach belohnt werden.

    Und an alle aufrechten Spießer in diesem Land: Regeln sind dazu da, gebrochen zu werden!

  • N
    NixNaiv

    '"Ohnehin ist es naiv, zu glauben, Politiker sind von Grund auf ehrlich", sagt einer, (...)'

     

    jaaa. und es ist mindestens genauso naiv, zu glauben, alle studierenden seien "von grund auf ehrlich". ich kenne einen kommilitonen, der bewusst sämtliche kritikpunkte zu einem von ihm vorgestellten dokumentarfilm von der homepage eines forschungsinstituts (das zu den inhalten eben dieses films kritisch stellung bezieht) wortwörtlich abgekupfert hat. alle waren beeindruckt, ob seiner geistigen brillanz: studierende, der prof. ich war kritsch und recherchierte nach - und hoppla ....

     

    als ich ihn damit konfrontierte, erntete ich ein schelmisches lächeln. das wars. und der typ ist links, in hochschulgremien engagiert, in seminaren dauerredner. in wirklichkeit: ein blender.

     

    ich hab's für mich behalten. aber klar ist doch: ob jemand eigene gedanken entwickelt oder anderweitig klaut, ist von außen wohl eher selten feststellbar.

  • S
    schiba

    "Sie Zivilist; Sie!" - So lautete im wilhelminischen Deutschland ein Schimpfwort, dem ein Phänotyp aus Adel und Militär positiv entgegengesetzt wurde. Deutschland ist heute immer noch (oder wieder) wabberndes Adelsland. Im Film der fünfziger Jahre war es der speckige Rundling und Unternehmer, der den Phänotyp der Stunde abgab; in den sechziger und siebziger Jahren gab es die einzige wirkliche demokratische kulturelle Revolution, die es in Deutschland je gab. Dann ab Ende der achtziger und vor allem nach der sogenannten Wende traf man die von Guldenburgs wieder. Der Adel kehrte zurück in deutsche Hirne - und Herr zu G. ist der Phänotyp der Stunde und Ausdruck des verschimmelten Gefühlsbreis, in dem große Teil des d(t)eutschen Volkes sich heute ihren Weltbezug herstellen. Es ist zum Kotzen - aber setzt man das Kriterium einer Lernfähigkeit der Gefühle an (wie Kluge), so befindet sich dieses Land noch in der analen Phase: es lernt nicht, es spielt mit seinen Exkrementen.Zu all dem "Euer Hochwohlgeboren.." und "Euer Untertänigster

  • A
    AdFontana

    daher möchte ich mich nicht in einem Rechtsstreit von einem "Dr.Klau" vertreten lassen. Klar wie das ausgeht.Wie sagt man so schön: wo lassen Sie DENKEN.

  • KW
    Kurt W. Fleming

    Wenn schon angehende Jura-Studenten, wie es scheint, keine allzu großen Skrupel ob des seltsamen Benehmens ihres Heilands Guttenberg = Schluder- oder Lügenberg - haben, dann frage ich mich, wie diese Leute später Recht sprechen resp. dieses verteidigen wollen.

    Nehmen wir mal an, einige dieser Jura-StudentInnen werden zu Richtern oder Staatsanwälten benannt, wie werden dann deren Richtersprüche lauten?

    Dann wird tatsächlich Recht zu Unrecht; dann muß aber Widerstand dagegen zur Pflicht werden.

    Und wem es in diesem Zusammenhang entfallen sein sollte: "von und zu" hat ja nicht nur geistigen Diebstahl begangen, sondern auch in seiner Vita geschwindelt, was das Zeug hielt. Wenn ich nicht irre, war das bei der FAZ nachzulesen.

    Und es gab ja mal einen noch größeren Blender, der in seinem zweibändigen Buch über seinen "Kampf" auch betreffs seiner Biografie geschwindelt hat, um sich die Aura eines charismatischen (Ver-)Führers zu verleihen.

    "Von und zu" scheint aus ähnlichem Holz geschnitzt.

    Und was die Fans* von "Von und zu" betrifft, scheinen sie ihrem Idol deshalb zu "verzeihen", weil diese wohl selbst eine Unmenge an "Leichen" im Keller haben.

    Anders gesagt: sie sind ebensolche Blender und Schwindler.

     

    Kurt W. Fleming

    www.leipziger-kritiken.de

     

    * Fans ist eine Abkürzung von "Fanatiker"!

  • KM
    Kritischer Mitjurist

    Der Autor scheint ja mächtig stolz auf seine "adlige Freundin" zu sein.

    Vielleicht sollte man doch eher in diesem profanen Argument den Grund für Guttis fortwährende Beliebtheit suchen: Adel macht einfach was her!

  • BV
    Baron von Pladi

    Na dann auf, an die Arbeit. Es gibt noch genug Arbeiten die überprüft gehören.

    Wieviele Fehlerdokter hat das Land?

    Wenn sich jetzt einer mit Herr Dr. vorstellt, dann muss man sich ja fragen, ist er wirklich einer, oder hat der Fehler in seiner Arbeit gemacht.

    gute Nacht

  • AB
    Arne Babenhauserheide

    Guttenberg hat eine Stimmausbildung, und er nutzt sie, um bei den Worten „ich habe gelogen, nehmt mir meinen Titel“ in Wirklichkeit zu sagen „vertraut mir“.

     

    Im ZDF Heute-Journal Interview von gestern hört man das deutlich: http://podfiles.zdf.de/podcast/zdf_podcasts/110221_hjo_p.mp4 Zeit: 11:29 – ein Schauspiel.

     

    Wenn er unter Druck ist, scheint seine Stimmkontrolle so schwach zu werden, dass seine Stimme sich als bewusst kontrolliert verrät. Falls er wieder Oberwasser bekommen sollte, hören das möglicherweise nur noch ausgebildete Stimmtrainer, aber nutzen wird er sie.

    Erfahrung aus Körpersprache: Der Klang ist wichtiger als der Inhalt, wenn man die Wahrnehmung der Zuhörer formen will. Wer einem Blender zuhört, kann daher seinen eigenen Emotionen nicht vertrauen, sondern muss bei jeder Gefühlsregung prüfen, woher sie kommt. Wem das zu anstrengend ist, der sollte sich nicht mit Blendern einlassen.

  • G
    guapito

    Guttenberg lügt.

    Guttenberg findet Kriege aus wirtschaftlichen Interessen richtig.

    Ein beachtlicher Teil des Volkes scheint ihn zu mögen.

    Mir war er von Beginn an zu glatt.

    Ich habe mich nicht getäuscht.

  • M
    meisterstück

    www.zeitgeist-online: guttenberg-dossier 1 und 2 - dann weiss man, warum so ein Schnösel ministrabel ist.

     

    Schön anzusehen, wie er in dem Video aus Kelkheim seine Hand aufs Herz legt - und dann huldvoll ins Volk winkt.

     

     

    Es ist zum Kotzen, my love!!!

  • DA
    Dr. Ade KTzG

    Die Wettertanne trotzt dem Sturm

    erhebt sich über das Gewurm...

  • N
    notheo

    KT hat nicht einen Fehler gemacht, sondern gleich reihenweise falsch zitiert. Jeder der schon einmal eine Hausarbeit geschrieben hat weiss ziemlich genau welche Stellen von ihm selbst kommen und welche einfach dreist abgeschriebenn wurden. Da verstehe ich diese in Schutznahme von KT in keinster Weise. Am Ende der Hausarbeit/Examensarbeit/Doktorarbeit wird eine Eidesstatliche Erklärung darüber abgegeben, dass alle Quellen RICHTIG zitiert wurden. Spätestens an dieser Stelle sollte sich ein Jurastudent darüber im Klaren sein, dass es vorsätzlich und demnach Betrug ist wenn man weiss dass ganze Pasagen nicht von einem Selbst stammen und man dies nicht offenlegt. Dazu auch noch gleich in der Einleitung ist so ziemlich das Dümmste was man machen kann.

  • GG
    gutti gans

    Nur zur Erinnerung:

    Bereits vor über einem Jahr wurde Guttenberg von keinen minderen als Verteidigungs-Staatssekretär Peter Wichert und Bundeswehr-Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan in der Kunduz-Affäre der LÜGE überführt:

    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,667367,00.html

    http://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/extra_3/media/extra1884.html

     

    Und nochmal für die (verblendeten) Fans des Lügenbarons: Das war damals schon eine handfeste Lüge IM AMT als Minster (keine Privatsache). Und bei der Aussage eines hohen Beamten (der früher schon als Referent in der CDU/CSU-Fraktion tätig war) sowie einem General a.D. des Heeres und ranghöchstem Offizier der Bundeswehr kann man sich wohl kaum auf eine "kommunistische Kampagne" herausreden, liebe Fans.

     

    Also liebe Gutti-Fans, wenn ihr euch nur mal die Arbeit machen würdet, eure Augen zu öffnen, die Fakten zu betrachten und statt religösem Eifer eine objektive Analyse vornehmen würdet, würdet ihr erkennen, dass es sich bei Guttenberg schon immer um einen dreisten Möchtegern, Falschspieler und Blender gehandelt hat.

     

    Er hat vor einem Jahr im Amt gelogen, er hat zur eitlen Selbstdarstellung und für das Tragen eines dummen Titels gelogen, betrogen und ein falsches EHRENWORT abgegeben - und seid sicher, so ein Mensch wird es immer wieder tun, wenn er sich dadurch nur einen persönlichen Vorteil verspricht - das ist sein wahrer Charakter!

  • LS
    Ludger Spellerberg

    Die Titanic ist auch nicht von jetzt auf gleich gesunken. Ein paar Stunden wird es wohl noch dauern.

  • F
    Frank

    Interessant ist die Methode, die Art und Weise wie sowhohl Herr Guttenberg selbst, als auch grosse Teile der Medien die bereits empirisch nachgewiesene Abschreiberei und zu Teilen auch in Auftrag erstelle Doktorarbeit bewertet werden.

    So nach dem Motto: Nix genaues ist noch gar nicht bekannt...Bloedstellen fuer die gute Sache.

     

    Gleichzeitig wird nach Wegen gesucht, wie man eine Person Guttenberg zumindest in der Regierung halten kann.

    Das geht dann vom Vielbeschaeftigten bis zum Familienvater.

    Es gaebe Wichtigeres, sowas wie die Bundeswehr und die Landesverteigung im Allgemeinen.

    (wohlgemerkt, das Modernisieren und Organisieren des Kriegsgeschaefts soll FUER diesen Menschen sprechen!)

    Eigentlich muessen sich die Kritiker schaemen!

    Eine "Hetzjagd" sei das, und dazu kleinlich und spiessig.

     

    Jeder erwachsene Mensch oder Kinder die fuer einen Taeuschungsversuch gemassregelt wurden, jeder zwangsexmatrikulierte Student ist nachtraeglich zu rehabilitieren und zu entschaedigen, wenn Herr Guttenberg damit durchkommt.

    Und, Wissenschaft kann sich ab sofort auf das Kopieren beschraenken.

     

    Mehr als 50% der gesamten "Arbeit" sind kopiert (inclusive Fehler). Es ist erwiesen, dass grosse Teile in seinem Auftrag erarbeitet wurden und der Mann stellt sich hin und beteuert OEFFENTLICH!, dass es nicht seine Absicht war, er habe aber Fehler gemacht.

    Karl Theodor zu Guttenberg verzichtet dauerhaft auf einen Titel der ihm mit Sicherheit aberkannt werden muss! Dass Verfahren aber dann, haette (fuer normal Sterbliche) weiter reichende Konsequenzen.

    Frau Merkel vertritt den Standpunkt, sie habe keinen Doktor sondern einen verteidigungsminister berufen.

    Und diesen "Job" mache er sehr gut.

     

    Herr zu Guttenberg hat andere Qualitaeten die wichtiger sind als Glaubwuerdigkeit.

    Der Mann ist beliebt und verteidigungsminister.

    Was sind das fuer Qualitaeten die ein Herr zu Guttenberg auf diesem Felde aufzuweisen hat? Nun, es gibt in diesem Geschaeft zwangslaeufig Tote.

    Und das kann er gut, im Namen der Opfer Werbung fuer die Fortsetzung seines Amtsauftrages zu machen.

     

    "Eine meiner kleinen Töchter, der ich versuchte, diesen Karfreitag und meine Trauer zu erklären fragte mich, ob die drei jungen Männer tapfere Helden unseres Landes gewesen seien und ob sie stolz auf sie sein dürfte. Und ich habe beide Fragen, nicht politisch, sondern einfach mit „Ja“ beantwortet."

    (K.T.z. Guttenberg, www.bmvg.de/portal/a/bmvg/de/service/redenundinterviews/redendesministers?yw_contentURL=/C1256F1200608B1B/W284CLWE463INFODE/content.jsp )

     

    Sicher, es wird mehr Leichen geben (und nicht nur deutsche). Aber wer will das dieser sympathischen und charismatischen Persoenlichkeit mit Fuehrungsqualitaeten uebel nehmen?

     

    Dieses kleine Video erklaert den Sachverhalt satirisch.

    Aehnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufaellig und nicht beabsichtigt.

     

    Vor Ihnen steht ein Minister:

    http://www.youtube.com/watch?v=hb-QFBpActc

     

    Und jetzt denken Sie sicher, der Minister haette sich laecherlich gemacht.

    Falsch, nicht nur er macht sich ueber sein Publikum lustig und kann es sich, offensichtlich, leisten.

  • A
    atypixx

    Super: Guttenberg stellt die juristischen Doktoren unter Generalverdacht und der taz-Autor schlägt in die gleiche Kerbe.

  • T
    turfania

    Es gibt jetzt eine "Anti Guttenberg" Seite auf facebook. Diese Seite versteht sich als Gegenstück zur "Gegen die Jagd auf KT Guttenberg". Es geht uns nicht um eine Jagd, sondern darum klarzustellen, dass

     

    1. Der Betrug beim Anfertigen einer Doktorarbeit kein Kavaliersdelikt sein darf, eine derartige Auslegung ist eine Verhöhnung jedes Akademikers, der mit weit geringerem ökonomischen und sozialen Background und ohne zu betrügen akademische Arbeiten anfertigt. Eine Nichtaberkennung des Doktortitels würde einen irreparablen Schaden für die Wissenschaft in Deutschland bedeuten.

     

    2. Der Amtsmissbrauch des Herrn zu Guttenberg durch die Nutzung des wissenschaftlichen Dienstes des Bundestags zur Erstellung seiner privaten Doktorarbeit ein Betrug am Steuerzahler ist. Allein hierfür wäre ein Rücktritt fällig (siehe diverse Flugmeilen-Affären)

     

    3. Wir keinen Minister brauchen, der nicht fähig ist für Betrug und Amtsmissbrauch volle Verantwortung zu übernehmen, sondern versucht mit peinlichen Ausreden und Mitleidsheischerei seine Schuld zu schmälern: "junger Familienvater", "neben dem Beruf". Es wird hier deutlich, wie fern Guttenberg der Realität von echten Akademikern ist, die zum größten Teil mit "halben Stellen" oder schlechtbezahlten Jobs, nicht mit einem geerbten Vermögen, sich und ihre Familie finanzieren. Ein Mensch der mit solcher Arroganz die Realität seiner "Mitakademiker" ignoriert und verhöhnt ist als Minister nicht wünschenswert.

  • R
    Rename

    Ich sehe eine gewissse Parallele zu Jan Ullrich. Die einen verdammen ihn, weil er gedopt hat, sich dieser Wahrheit aber nicht stellen mag. Die anderen verteidigen ihn, weil angeblich alle dopen und er nur das Pech hatte, erwischt zu werden, und weil er doch so ein netter und sympathischer Bursche ist. So ähnlich verhält es sich im Prinzip auch bei Dr. a.D. zu Guttenberg. Meine Meinung ist die, dass man sich nicht von Äußerlichkeiten blenden lassen sollte. Die facebook-Initiative ist ja nett gemeint und liegt auch voll im Trend, aber sie schafft einfach die eindeutigen und ziemlich erschreckenden Fakten, die unter anderem durch Guttenplag offengelegt wurden, nicht aus der Welt. Man sollte Guttenberg zwar nicht in Bausch und Bogen verdammen, aber eine gewisse kritische Distanz zu ihm würde bestimmt nicht schaden. Zumindest von unserem wissenschaftlichen Nachwuchs würde ich sie erwarten.

  • H
    h.yurén

    gnade vor recht, und das sagen womöglich auch jurastudenten.

    womöglich adelige jurastudentinnen.

    und das dürfen die sogar unter einer bedingung: dass sie das gesetz des jahres 1919 studieren, durch das der erbliche adelstitel in deutschland abgeschafft wurde.

    die leser/innen von bild und bunte müssen das nicht wissen. aber jurastudenten und -innen schon.

  • B
    Ben82cgn

    Wäre die Wissenschaft ein frankfurter Kaufhaus, so wäre KTzG der Andreas Baader des Wissenschaftsbetriebs und wir dürften in eine Zukunft schauen, in der zweite und dritte Generationen das gesamte akademische Bildungssystems an die Grenzen der Existenz treiben:

     

    http://ben82cgn.blogspot.com/2011/02/bildung-vs-bildung.html

  • H
    hwester

    KT folgt doch nur einer alten Familientradition. Wie Wikipedia zu entnehmen ist "Mit dem Bau der Burg Guttenberg in der Ortschaft Guttenberg im Frankenwald durch Heinrich von Blassenberg um 1310 ..." ist es in dieser Sippschaft - wie bei allen vons und zus - üblich anderen für sich arbeiten zu lassen und das dann als eigenes Werk auszugeben. Oder glaubt wirklich jemand, dass dieser Heinrich v.B. auch nur einen Stein angefaßt hat? In Deutschland war man 1848 eben nicht konsequent.

  • MN
    Meine Name

    Tja, Juristen sind professionelle Lügner. Eine strg+v Diss macht doch da den Kohl nicht mehr fett.

     

    Ansonsten frage mich überhaupt, was dieses ganze Wissenschaftsbrimborium bei studentischen Arbeiten speziell bei den Geisteswissenschaften soll. Eigene Erkenntnisse sind doch ohnhin selten zu finden, eher Zusammenstellungen von Zitaten. Ob mit oder ohne Fußnoten.

  • R
    Raubadel

    Klar, den angehenden Berufsrabulisten gefällt sowas. Für die Politikerkaste und jene, die diese unterstützen, empfinde ich tiefste Verachtung.

  • L
    lala

    Ich finde es schon seltsam, dass ein Doktor mit Plagiaten Minister sein darf und eine Frau wegen eines eingelösten Pfandbons entlassen wird. Verkehrte Welt?

  • P
    plax

    Liebe Taz,

     

    meine Güte, Ihr glaubt an die 190 000 Facebook "I like" Zahlen.

    Schon mal was vom künstlichen Pushen der Zahlen gehört?

    Es gibt gerade Leute, die haben da ihren Spaß den account auf 82 Mio zu bringen.

  • U
    unitedbrands

    Viel Text kein Inhalt. Da wirds eng mit dem Examen.

  • TP
    The Plague

    Ich zitiere mal;)

     

    § 132a Mißbrauch von Titeln, Berufsbezeichnungen und Abzeichen

    (1) Wer unbefugt

     

    1.

    inländische oder ausländische Amts- oder Dienstbezeichnungen, akademische Grade, Titel oder öffentliche Würden führt,

    2.

    die Berufsbezeichnung Arzt, Zahnarzt, Psychologischer Psychotherapeut, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut, Psychotherapeut, Tierarzt, Apotheker, Rechtsanwalt, Patentanwalt, Wirtschaftsprüfer, vereidigter Buchprüfer, Steuerberater oder Steuerbevollmächtigter führt,

    3.

    die Bezeichnung öffentlich bestellter Sachverständiger führt oder

    4.

    inländische oder ausländische Uniformen, Amtskleidungen oder Amtsabzeichen trägt,

     

    wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.

    (2) Den in Absatz 1 genannten Bezeichnungen, akademischen Graden, Titeln, Würden, Uniformen, Amtskleidungen oder Amtsabzeichen stehen solche gleich, die ihnen zum Verwechseln ähnlich sind.

    (3) Die Absätze 1 und 2 gelten auch für Amtsbezeichnungen, Titel, Würden, Amtskleidungen und Amtsabzeichen der Kirchen und anderen Religionsgesellschaften des öffentlichen Rechts.

    (4) Gegenstände, auf die sich eine Straftat nach Absatz 1 Nr. 4, allein oder in Verbindung mit Absatz 2 oder 3, bezieht, können eingezogen werden.

     

    [Quelle: http://bundesrecht.juris.de/stgb/__132a.html]

  • R
    Riin

    Als Jurastudent, der es in Erwägung ziehen würde, für die taz zu schreiben, hat mans auch nicht leicht, habe ich mir von frustrierten Ex-Jurastudenten sagen lassen.

  • W
    Wissender

    Das soll also die kommende Elite in diesem Land sein?!? Na dann gute Nacht, mit so einem Pack können wir den Rechtsstaat beerdigen. Aber was wundert es mich, wo es doch so treffend heißt: BWLer und Juristen sind die besseren Faschisten!

  • J
    jw_fr

    herrlich, am selbigen Freitag veröffentlichte ich in meinem Facebook-Feed aus dem Lesesaal der Freiburger UB folgendes Posting:

    -----

    Während der Pause in der Cafeteria der Unibib Gespräch zwischen zwei Juristinnen "abgehört". Die eine: "Hast du mitbekommen, dem Guttenberg wird Plagiarismus vorgeworfen, er soll zurücktreten und das nur weil er vergessen hat, ein einziges Zitat richtig zu kennzeichnen. Das kann doch jedem passieren, voll ungerecht!"

    Hat die ihre Info...s von Franz-Joseph Wagner aus der Bild oder von Sigmund Gottlieb vom BR?

    -----

     

    Meine Facebook-Freunde (zumeist Geisteswissenschaftler) waren schockiert. Man kann sich halt doch des Eindrucks nciht verwehren, dass ein Jurastudium auch sonst eigentlich nette Menschen recht schnell verdirbt ;-)

  • FW
    Frauke Wielang

    Es trifft sich gut, dass gerade ein Buch eines Freiburger Jura-Professors erschienen ist ("Patente und Piraten"):

    http://www.amazon.de/Patente-Prosumenten-Piraten-Geistiges-Rechtsstand/dp/3406613918/ref=sr_1_1?ie=UTF8&s=books&qid=1298397774&sr=8-1

  • P
    Peter

    Ein toller Text!

  • S
    Stefan

    "ein Politiker, der so viel geleistet hat und Deutschlands fähigster Minister ist, darf nicht aufgrund eines Fehlers abgesägt werden".

     

    Ich höre wohl nicht recht? Was hat der denn bitteschön großes geleistet?

     

    Dass er dennoch durchaus Deutschlands fähigster Minister sein könnte, hat weniger mit ihm als mit der Konkurrenz zu tun.

     

    vg, stefan

  • R
    rab.a

    Guttenberg ist wohl nicht nur ein Lügen-Baron, Betrüger und Falschspieler, sondern auch ein Falschmünzern!

     

    Von den Facebook-Fans wurde ein Großteil offenbar GEKAUFT:

    https://hamlethamster.wordpress.com/2011/02/22/zu-guttenberg-facebook-fans-uber-das-wochenende-hektisch-zusammengekauft/

     

    Bei einem (natürlich ererbten, nicht erarbeiteten) Vermögen von geschätzen 600 Millionen sollten die Guttenbergs (oder ein unauffälliger Strohmann) keine Probleme haben, so eine Aktion mal eben aus der Porotkasse zu finanzieren und damit PR in eigener Sache zu machen.

  • MS
    Matthias Striebeck

    Den "Dr." wegzulassen reicht nicht! Ich plädiere dafür, auch noch das "Gut" aus dem Namen zu streichen, Herr Minister Tenberg.

  • E
    ebi

    werden wir nicht ständig durch nachrichten manipuliert? es wird tagelang ausführlichst über einen sachverhallt berichtet, medien verwenden ähnliche formulierungen zur sache. meinungsforscher befragen mich zu den formulierungen ob ich zustimme oder nicht, natürlich stimme ich zu...eine gefahr sehe ich darin, das einordnen der bedeutung einer nachricht zu verlernen, manipuliert zu werden...hat mich die berichterstattung in den medien zum "fall guttenbeg" manipuliert? ich weiss es nicht, ich bin unsicher ob ich will dass er bleibt oder dass er geht....

  • I
    Ireneluise

    Genau! Die meistgeklauten Buecher verschwinden in der Unibibliothek Freiburg bei den Juristen! Und danach bei den Medizinern, die wohl zu arm sind, sich Gedrucktes zu leisten.

  • R
    reblek

    "Gleichzeitig haben Meinungsmacher wie Spiegel, Zeit und 'Tagesschau' ihre Alltagsarbeit scheinbar eingestellt." Wenn "scheinbar", dann sähe es nur so aus, als ob, aber der Autor meint "anscheinend", weil es ganz so aussieht, als ob.

    "'Bei so einer langen Arbeit könne das doch mal passieren', sagt sie." Das ist lustig: In einem Aufsatz, in dem es ums Zitieren bzw. Nichtzitieren geht, wird ein indirektes Zitat zu einem Zitat mit Anführungsstrichen, was ausgesprochen falsch ist.

  • FK
    Fritz Katzfuß

    Hammer. Der stern sollte einen Aufmacher machen, wir haben gegoogelt.

    Interressant, dass es wieder eine Adlige war. Es wird Zeit, dass wir Österreichs Vorbild folgen und das Führen von Adelstiteln verbieten.

  • C
    civilia

    ....woraufhin die Studenten gleichzeitig entzückt und verschämt kicherten, stimmt`s? Ich kenne Jugendrichterinnen, die es in jahrelanger Tätigkeit nicht für nötig halten, sich eine Jugendstrafanstalt einmal von innen anzusehen, aber "Zero Tolerance" zu ihrem Motto machen. Dünnbrettbohrer, wie Herr von und zu.

  • K
    karl

    Dieser Mann, der nach dem Grundsatz handelt: was kümmert mich mein Geschwätz von (Vor)Gestern, ist als Spitzenpoliker nur geeignet, dem Bürger die repräsentative Demokratie zu verleiden.

  • Z
    zi-tazitus

    Kann man Zitate stehlen?

    Es bleibt eine akademische Grad-Wanderung.

  • H
    Hanna

    @Ingo

    Stimmt.

    Der Fürher schützt das Recht, diesen Artikel verfasste Carl Schmidt für A. Hitler und dabei blieb es nicht. Juristen im Dritten Reich waren sich für nichts zu schade, die gingen über die normale Kriminalität weit hinaus. Daran gemessen müsste man Karl-Theodor von Guttenberg noch jahrelang im Amt behalten.

     

    Aber darum geht es nicht. Es geht hier um die Frage, ob ein Politiker betrügen darf, ob er geistiges Eigentum solange klauen darf, bis er erwischt wird.

    Und da empfinde ich die Smypathien und Solidarität mit ihm als vollkommen verfehlt. Ich kann auch nicht verstehen, warum jeder Student ganze Examen nochmals machen muss, wenn die Arbeit nicht stimmt, aber ein Minister kommt damit durch?

  • V
    vic

    Der Verteidigungsminister hat viele Verteidiger. Das gemeine Volk sieht ihm alles nach.

    Hilfe; meine Mitbürger sind so blöd, es ist nicht auszuhalten.

  • I
    Ingo

    Wie pflegte mein Professor doch stets zu sagen:

    "Unter den Jurastudenten findet man erstaunlicherweise,

    die Leute mit der meisten kriminellen Energie."