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Junge Union Göppingen"AK Hitler" macht Rückzieher

Das umstrittene Strategie-Papier, in dem Krippen und Homoehe gegeißelt werden, wurde zurückgenommen. Man habe nur Denkanstöße geben, aber niemanden ausgrenzen wollen.

Trotz Rückzieher: Den Linkstrend will die JU Göppingen weiter stoppen. Bild: screenshot www.ju-gp.de/

BERLIN taz | Der Widerstand gegen ein rechtslastiges Strategiepapier eines Kreisverbands der Jungen Union in Baden-Württemberg war erfolgreich. Der Kreisverband hat sein Diskussionspapier "Die K-Frage der Union" zurückgezogen. Auf ihrer Homepage bedauerte die Junge Union Göppingen zutiefst, "durch missverständlich, falsche Formulierung und handwerkliche Fehler" Menschen verletzt oder ausgegrenzt zu haben. Das Ziel sei vielmehr gewesen, Zukunftsthemen aufzugreifen und Denkanstöße zu geben.

Die Junge Union in Göppingen hatte vor einigen Wochen ein Strategiepapier vorgelegt, welches das konservative Profil der Partei stärken sollte. In der "Eislinger Erklärung" warnt die JU Göppingen vor "Überfremdung", bezeichnet die gleichgeschlechtliche Ehe als "unsinnig" und hält den Ausbau von Krippenplätzen für "marxistisch". Weiter wünschen sich die Autoren eine "punktuelle Abkehr von der Selbstgeißelung mit den Verbrechen des Dritten Reiches".

Der Vorstoß war stark umstritten, in Junge-Union-Kreisen wird der Verband bereits als "AK Hitler" gehandelt. Die Kreischefin und Landtagsabgeordnete Nicole Razavi (CDU) stellte sich zunächst vor den Verband, Ministerpräsident Stefan Mappus (CDU) sah keinen Grund, sich zu distanzieren. Daraufhin wurde Mappus von den Oppositionsparteien im Landtag scharf kritisiert. Auch Parteifreunde drohten mit Rücktritt, falls Mappus sich nicht distanziere.

LAURENCE THIO

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15 Kommentare

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  • I
    Inkognito

    Ein weiterer Beweis für die populistische und sachlich falsche Journalistik der taz.

     

    In JU-Kreisen wird dieser Verband weder mit AK Hitler noch irgendeinem anderen böswilligen Slogan gehandelt.

     

    Taz-ihr seid erbärmlich ;)

  • A
    adelante

    @Laie:

     

    "Warum muss man sich nicht wundern, wenn man eine Meinung vertritt (also vom Grundgedanken der Demokratie ausgeht) und danach zerrissen wird?

     

    Sprich, man darf zwar eine Meinung haben, aber keinesfalls sagen?"

     

     

    Natürlich darf man diese Meinung sagen, aber man muss darauf gefasst sein, danach dafür kritisiert oder "zerissen" zu werden, dass gehört auch zum Grundgedanken der Demokratie.

     

    Der Grund dafür, dass sich soviele über den Artikel aufregen ist der, dass es auch zur Demokratie gehört, dass jeder Mensch so leben kann wie er möchte.

    Wenn also eine alleinerziehende Mutter ihr Kind ganztags in die Kita schicken möchte, so soll sie das auch tun dürfen und niemand soll ihr das vorenthalten.

    Und wenn zwei Homosexuelle heiraten möchten, so sollen sie das doch tun. Oder tun sie damit jemandem weh? Vielleicht tut es irgendwie dem Wortverständnis einiger jungen Unionler weh, weil sie Ehe einfach anders definieren, aber das muss man dann abwägen, was mehr wert ist: das gleichberechtigte Leben Homosexueller oder dass es andere Leute stört wenn diese ihr Zusammenleben "Ehe" nennen.

     

    Es geht also nicht darum, dass jemand irgendwelche Gedanken nicht sagen darf, sondern, dass Menschen aus der (defacto-)CDU-Jugendorganisation (also einer Organisation die eigtl. demokratisch sein sollte) antidemokratische Gedanken in einem offiziellen Papier äussern und auch noch von ranghohen Politikern der CDU Rückendeckung bekommt.

    Darüber regen sich Dritte dann auf und die CDU/Junge Union merkt, dass sie dadurch wohl in einem schlechten Licht dasteht und lässt den Text entfernen.

  • L
    Laie

    @ Anon

     

    ein Stück weit bin ich jetzt schlauer- aber der Tenor der Kommentare bezieht sich ja eher auf das Stichwort "Überfremdung"?

     

    Warum muss man sich nicht wundern, wenn man eine Meinung vertritt (also vom Grundgedanken der Demokratie ausgeht) und danach zerrissen wird?

     

    Sprich, man darf zwar eine Meinung haben, aber keinesfalls sagen?

     

    Wie kann es sein, dass im Jahre 2010 eine Meinung sachlich richtig, aber politisch nicht korrekt ist?

    Kann ein Sparpaket gleichzeitig ökonomisch sinnvoll und politisch falsch sein (wie von der SPD z.B. kommentiert)?

    Prinzipiell würde mich dieses Verhalten nicht beunruhigen und ich würde auch nicht davon ausgehen, dass so eine Tendenz zum "Problem" werden kann- allerdings hält die Deutsche Geschichte eine deutlich andere Lektion dazu bereit!

     

     

    LG

  • A
    Anon

    @ Laie:

     

    sachlich ist das Papier nicht flasch, von einem ethisch moralischen standpunkt aus betrachtet allerdings äußerst fragwürdig. Das hat auch nichts damit zu tun dass man über diese Themen nicht sprechen darf, aber wer so offensichtlich menschenverachtende Hetze verbreitet darf sich nicht wundern wenn er hinterher dafür zerrissen wird. Für CDUler mögen Schwulenfeindlichkeit und Anti-Emanzipatorische Ansichten ja normal sein, aber wenn man mal für einen Moment seinen gesunden Menschenverstand benutzt sollten sich solche Thematiken eigentlich recht schnell von selbst klären.

     

    lustiges bild von der letzten bundestagswahl:

    http://ptrace.fefe.de/cdu-hauptschule.jpg

  • L
    Laie

    Da ich politisch wenig Ahnung habe und daher die Diskussion nicht richtig einordnen kann, eine dumme Frage:

     

    Ist das Problem, dass diese "Erklärung" sachlich falsch oder dass man über die Inhalte nicht reden zw. schreiben darf?

     

     

    LG

  • V
    Volksentscheid

    @ Mr. Burns...

    "Herr, wirf eine neue konservative Partei vom Himmel!"

    Der "Herr" wäre zufriedener wenn sich (offensichtlich rechte) Parteien nicht mit dem Wort "christlich" (Nächstenliebe) schmücken würden, die alles andere als "christlich" sind!

     

    @ durga...

    "(...)daran sieht man doch, daß faschistisches denken in unserer gesellschaft ganz normal ist." FALSCH! Nicht verallgemeinern, sondern differenzieren! Daran sieht man, dass faschistisches Denken in Kreisen der C-DU ganz normal ist. Aber was erwarten Sie von einer Partei, die sich 1945 gründete, Alt-Nazis den Aufstieg in höchste Ämter ermöglichte und sich bis heute weigert ihre eigene braune Vergangenheit aufzuarbeiten. Stattdessen tragen sie dieses menschenverachtende Gedankengut von Generation zu Generation weiter, weil sie nie gezwungen wurden dies aufzuarbeiten.

  • BS
    Bart Simpson

    richtig so, die ju zeigt der mutter was konservativ wirklich bedeutet. konservativ bedeutet nämlich nicht nur eine permanenten ausbau des überwachungsstaates.

     

    klar ist, dass eine solche haltung der linken nicht schmeckt.

     

    traurig ist, dass sie nicht als demokratische viefalt akzeptiert werden kann. aber mit dem akzeptieren von anderen meinungen als der eigenen, respektive einem demokratischen grundverständnis hat sich links schon immer schwer getan. ein konservativer hält nicht viel von links, kann es aber akzeptieren. schade, dass das umgekehrt nicht möglich ist.

  • A
    Antonia

    Leider gibt es diese ewig gestrigen Denker noch immer. Aber sie haben nicht bemerkt, dass Bismarck tot ist, das Kaiserreich abgeschafft, und dass seit 1949 alle Menschen an Rechten und Würde gleich sind! Na, zum Glück weg mit dem Papier.

    @ Mr. Burns: Halten Sie sich für was Besseres, weil sie männlich und möglicherweise hetero sind? Kommen Sie nicht mit der Gleichberechtigung von Frauen klar? Wollen Sie zu Hause bleiben und Kinder hüten, da Sie auf Krippenplätze scheinbar gut verzichten können?

  • NF
    Norman Frey

    @Mr. Burns: Eigene Konservative Partei wäre gut, die könnte dann zusammen mit den ganze CDU-Rechten um Koch und Mappus vor die Binsen gehen...Aber Moment...Gabs diese Idee nicht schon einmal in den 80ern?...Ach, genau, da sind die Republikaner rausgekommen! Scheint ja nicht so geklappt zu haben.

     

    Das müssen diese ganzen marxistischen Emanzen schuld sein, die immer abreiten wollen, um ihre Kinder durchzubringen. Oder diese ganze dummen Ausländer die immer nach Deutschland kommen, um ihre Kinder durchzbringen und uns hier total überfremden und islamisieren mit ihren doofen Hinterhofmoscheen mit den langen Minaretten. Oder diese schwulen 68er, die sich immer selbst geißeln: Müssen die unsere guten deutschen Jungs in Mügeln und Co ständig mit der Vergangenheit konfrontieren?

     

    Wer Ironie findet, darf sie behalten.

  • I
    IhrName

    Interessant auch das Favicon von http://www.ju-gp.de/ … erinnert mich irgendwie daran: http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Deutsche_Arbeitsfront.svg

  • R
    Rambock

    Hab dieses Schunblatt gerade angelesen und hab das kotzen bekommen. Einfach unglaublich was diese Menschenfeindlichen Jungunionisten von sich geben. Von AUsländerfeindlichkeit, Fremdenhass, Sexismus über Homphobie war alles vertreten. Man bekommt den Eindruck die Jungspunde wollen einen neuen Radikalchrsitlichen Gottesstat errichten, welcher alljene Sünder (Was AUsländer, MIgranten, Homosexuelle und Wahlweise auf Frauen von natur aus sind) hinauswerfen oder umerziehen.

     

    Soviel intoleranz und blinde Hetze habe ich zulezt bei ProNRW gelesen. Und nun wohl in alter frische wieder bei der CDU.

     

    Ach, soll es mir dochr echt sein:W enn diese unseelige partei nach rechts rückt wird auch Die Budneskanzlerin gehen und dann ist das Profil der angeblichen Mitte und auch der Merkelbonus dahin. Dann ahben wir eine Chance, auf Rot-Grün und wir dürfen alle Däumchen drücken, dass sie es nicht wieder versauen :)

  • D
    durga

    daran sieht man doch,daß faschistisches denken in unserer gesellschaft ganz normal ist.es ist eine kultur gegen das leben und wir haben eine diktatur des geldes.

    das geld diktiert den staat,wieviel wird für die nachwuchs,bildung,kultur,gesundheit und soziales ausgeben.es unterliegt keinen ethischen regeln wieviel unsere kinder(zukunft des landes!)und gesellschaft wirklich brauchen,sondern wieviel geld ist da. dann müssen wir uns nicht wundern,wenn aufgrund mangelnder bildung und reflexion ihrer umwelt und heimatplaneten solche gruppen entstehen.

  • MB
    Mr. Burns

    Leider haben sie das Papier, welches in allen Punkten richtig ist, zurückgezogen. Wiederum ein Beleg für den desolaten Zustand der gesamten Union, die an konservativer Profillosigkeit kaum zu übertreffen ist und sich vor den linksgrünen Häschern des Political Correctness-, Multikulti-, Gender-Wahns in den Hosenanzug macht. Unwählbar.

    Herr, wirf eine neue konservative Partei vom Himmel!

  • S
    Seim

    Wo ist das Problem? In Arabischen Ländern ist das usus. Die CDU will nur Multikulti sein.

  • EA
    Eser A.

    Missverständlich? Mir zeigt dieses Papier so deutlich wie kein anderes Papier, in welchem Jahrhundert die Kinder aus der Jungen Union geblieben sind.