Junge Ostdeutsche nach der Wende: Altes Abi, neue Uni
Eine Studie zeigt: Ost-Abiturienten fanden sich schnell an gesamtdeutschen Unis zurecht. Die Ähnlichkeit mit West-Lebensläufen überrascht die Forscher.
BERLIN taz | Die Jahre 1989/1990 waren besondere, auch für diejenigen, die damals Abitur machten: Ihre Schulzeit hatten junge Ostdeutsche damals noch vollständig in der DDR verbracht, ihr Studium oder die Ausbildung nahmen sie nun im vereinten Deutschland auf.
Das HIS-Institut für Hochschulforschung aus Hannover hat die ostdeutschen und die westdeutschen Abitur-Jahrgänge der Wendezeit in einer Langzeitstudie miteinander verglichen: Hatten ostdeutsche Abiturienten schlechtere Chancen als westdeutsche?
Das Ergebnis: Wer nach dem DDR-System das Abitur erlangt hat, fand sich überraschend problemlos in einem Hochschulsystem nach West-Zuschnitt zurecht. „Wir konnten keine größeren Anlaufschwierigkeiten feststellen“, so Heike Spangenberg, Projektleiterin beim HIS-Institut. Westdeutsche und Ostdeutsche hätten nach ihrem Schulabschluss ähnlich schnell ein Studium aufgenommen oder eine Ausbildung begonnen. „Uns hat überrascht, dass die Lebensläufe insgesamt doch sehr ähnlich sind.“
Die Unterschiede zeigen sich im Detail. Im Osten entschieden sich Frauen eher für ein Studium, im Westen eher für die Berufsausbildung. Die Wende-Abiturienten im Westen verdienen heute mit monatlich 4.075 Euro brutto deutlich mehr als ihre Altersgenossen im Osten, die etwa 3.650 Euro bekommen.
Im Osten ist dafür der Unterschied zwischen den Geschlechtern geringer: Der Stundenlohn von Frauen beträgt dort 83 Prozent von dem, was Männer verdienen. Im Westen erhalten Frauen nur 70 Prozent des Stundeneinkommens der Männer.
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