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Julia Schramm entdeckt UrheberrechtPiratin gegen piratische Prinzipien

Das Buch der Piratin Julia Schramm wurde illegal online gestellt. Schnell hat ihr Verlag die kostenlosen Dateien löschen lassen.

Piratin Julia Schramm kriegt nicht nur Lob für ihr Buch „Klick Mich“. Bild: dapd

BERLIN taz | „Ich verstehe nicht, wieso die Medien so einen Trubel veranstalten,“ sagt Wolfgang Ferchl, Verleger des Albrecht Knaus Verlags. Am Montag tauchte ein kostenloser Download des Buchs „Klick Mich“ der Piratin Julia Schramm auf. Das Bekenntnisbuch der Datenrechtlerin war am Montag im Albrecht Knaus Verlag der Verlagsgruppe Random House erschienen.

Der Download war als PDF über den Speicherdienst Dropbox aufgetaucht und sei ganz klar „illegal“ gewesen, so Ferchl. Da Schramm als Autorin ihre Nutzungsrechte an den Verlag übertragen hatte, wies dieser umgehend Dropbox auf den illegalen Download hin und bat, diesen zu löschen. „Dies geschah unverzüglich, weshalb wir keine juristischen Schritte einleiten mussten,“ erklärte Ferchl am Dienstag taz.de.

Schramm setzt sich seit Jahren für eine Demokratisierung des Datenschutzes ein und sitzt im Bundesvorstand der Piraten. In einem Podcast bezeichnete Schramm die Idee des geistigen Eigentums als „ekelhaft“. Die Befürworterin des freien Kopierens sagt darin auch, das als „leechen“ bezeichnete illegale Saugen von urheberrechtlich geschützten Inhalten sei „Notwehr“. „Ich finde, wir dürfen diese Leute nicht wie Mörder behandeln.“

Julia Schramm

26, wuchs im Rheinland auf. Schramm hat Politik, Amerikanistik und Staatsrecht in Bonn studiert. Seit April 2012 ist sie Beisitzerin im Bundesvorstand der Piratenpartei. Sie will zum Datenschutz promovieren. Sie bloggt auf juliaschramm.de.

Dass dies nicht der Fall ist, erklärt Verleger Ferchl vom Knaus Verlag. Privaten Nutzern, die Kopien von Büchern zu Hause herunterladen, ohne dafür zu bezahlen, werde zunächst eine gelbe Karte gezeigt. Erst wenn sie dies weiterhin machten, ginge der Verlag „zivilrechtlich – nicht strafrechtlich“ gegen sie vor.

Kopieren legalisieren und fördern

Julia Schramm soll von den Kopierern einen Absatz aus dem Parteiprogramm der Piraten geschickt bekommen haben. Danach fordern die Piraten „das nichtkommerzielle Kopieren, Zugänglichmachen, Speichern und Nutzen von Werken nicht nur zu legalisieren, sondern explizit zu fördern, um die allgemeine Verfügbarkeit von Information, Wissen und Kultur zu verbessern“.

Wegen der politischen Positionen der Piraten wird das Löschen der nicht genehmigten Kopie von Schramms Buch im Netz als widersprüchliche Aktion kritisiert. Spötter auf Twitter fragen, ob sie ihr eigenes Buch gelesen hat und sehen in ihr einen Fall von: „Piratisch reden, bürgerlich leben“.

Für eine persönliche Stellungnahme war Schramm bislang nicht zu erreichen. Sie reagierte aber auf ihrer Twitterseite, indem sie einen Artikel postete, in dem steht, wie viel es kostet, ein Buch zu veröffentlichen. Wer sein Buch möglichst kostenfrei zur Verfügung stellen möchte, heißt es da, verlege es am besten selbst. Für das am Montag erschienene Buch soll Schramm nach Medienangaben vom Verlag ein Vorschusshonorar von 100.000 Euro erhalten haben.

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29 Kommentare

 / 
  • AO
    Andreas Oberholz

    Frau Schramm ist schon eine witzige Figur unserer Zeit. Als Komponist habe ich das Gefühl sie misst mit zweierlei Maß. Zunächst müssen wir mal festhalten- die Piratenpartei will das Downloaden legalisieren, soll heißen, User die das fleißig betreiben gehen Straffrei aus.

     

    Ja mh, Urheberecht reformieren? Ja, da steht aber auch drinnen, dass das Werk mit dem Erschaffer unabdingbar verknüpft ist und dieser die alleinige Hoheit hat darüber zu bestimmen was damit passiert. Legalisiert man den Download, den es kostenfrei an jeder Ecke im Netz gibt, dann kontaktiert man aber leider auch die Rechte der Urheber. Denn man nimmt ihnen damit die Freiheit zu sagen: Für mein Werk musst du bezahlen, oder du lässt es eben und bekommst es nicht.

     

    Frau Schramm kann man nur sagen: Glauben sie Musik zu schreiben, zu produzieren etc. das kostet kein Geld. Ich frage mich wie NAIV sind die Piraten? Basisdemokratie, klingt toll. Führt dies aber nicht zu logischem Denken, also das man Wiedersprüche zwischen Wunsch und Realität erkennt, dann ist das Basisdemokratische leider für die Füße.

     

    Zuletzt will ich noch was zum Thema GEMA sagen.

    Die Piraten suggerieren, beim Thema GEMA, sie seien eine allwissende Instanz.

    Als Mitglied der GEMA darf ich ihnen verraten das ich mich oft frage woher die Piraten bei dem Thema ihre Informationen beziehen. Schon bei den Grundlagen, warum es die GEMA gibt, was diese tut etc. da hapert es voll und ganz bei den Piraten, obwohl man all das bei der GEMA nachlesen kann.

     

    Auch hier im einem Therad konnte man wieder lesen "die GEAM würde Abmahnungen verschicken". So einen Unsinn habe ich noch nirgends gelesen. Die GEMA ist eine reine Verwertungsgesellschaft im Auftrag des Urhebers und verschickt an keinen User Abmahnungen. Wenn man eine erhält dann immer vom Urheberanwalt selbst, oder im Auftrag dessen Verlegers.

     

    Man kann festhalten: Die Piraten wissen weder was sie wollen, noch haben sie echten Plan über das was sie für andere Verlangen, aber selbst nutzen.

     

    Mein Vorschlag:

    Erst informieren, dann nachdenken und dann nicht mehr den Piraten blind zujubeln. Denn sie wissen nicht was sie tun.

  • F
    fledermops

    ...und jetzt wird es mal so richtig ketzerisch...

    Wie wär's denn damit: der Verlag sucht sich eine(n) Vortänzer(In) aus der Piraten-Partei aus, den/die man mit einer vergleichbar kleinen Summe Geld aus der Reserve lockt, damit er/sie sich als selbstverliebte Quasselstrippe blamiert, deren Prinzipien nicht mehr Wert sind als die Kaffeekasse eines großen Verlagshauses ?

    Immerhin geht es für die Verlage beim Urheberrecht um eine Menge. Was wäre z.B., wenn die Piraten tatsächlich eine größere Diskussion um das Urheberrecht angestoßen hätten, die dann zu einer breiten Änderung des Nutzer-/Autorenverhaltens oder sogar einer Gesetzesänderung geführt hätte ? (Stichwort : Creative Commons)

     

    Man kauft sich also den Wortführer der "Bewegung" und stellt ihn mit seiner eigenen These bloß. Wer jemals Julia Schramm hat reden hören, wird kaum erwarten, dass sie etwas brauchbares zu Papier bringt. Wenn der Celebrity-Faktor einer Bettina Wulff schon eher klein ist, dann dürfte er bei Julia Schramm noch um einiges kleiner ausfallen.

     

    Man darf nicht vergessen: es sind hier Profis der von der Autorin so bezeichneten "Content-Mafia" am Werk. Die werden die Chancen dieses Buches sehr wohl gut kalkuliert haben.

    Wenn man es von dort betrachtet, so führt der Verlag jetzt seine "Bekämpferin" öffentlich an der Nase durch die Arena, und das mit relativ bescheidenen Mitteln.

     

    Ich fand es bereits erstaunlich, dass jemand eine Home-Story ablehnt, gleichzeitig aber Teil der Post-Privacy-Bewegung ist. Ihr Buch ist der Beleg für die Treue zu ihren eigenen Prinzipien oder Überzeugungen. Sie ist sich 100% treu, weil sie ganz einfach KEINE echten Einsichten hat ! Das meiste ist aufgeregtes Geschwätz, dass sich beliebigen Zeitgeistvokabeln bedient. So verwundert es nicht, dass ihr Buch hauptsächlich von "sonstwem" handelt - nur nicht von ihr selbst.

     

    Aus welchen Leuten rekrutiert sich diese Partei überhaupt ? Aus einem Haufen Apple-Produkte-Konsumenten, die den (eher links verorteten) Tiefgang des GNU/FSF/OpenSource/Linux-Geistes mit dem modischen Sexappeal von "Lifestyle-Produkten" garniert in die reale Welt tragen wollen, ohne die Idee dahinter zu durchleuchten, zu verstehen oder gar anzuwenden. Im Gegenteil ! Man erkauft(!) sich diese Optik, indem man deutlich sichtbar Produkte eines Herstellers mit höchst fragwürdigen Datenschutzvorstellungen vor sich herträgt.

    Ich jedenfalls empfinde es als Beleidigung, dass mir eine Horde von Besserwissern ohne echtes Wissen und Überzeugungen das Internet - und damit die Menschheit - mit Facebook, Google oder Twitter - also eigentlich den schlimmsten Datenkraken der Welt - erklären wollen.

    Seit es durch das (nur so bezeichnete) "Web2.0" Baukasten-Systeme für Internet-Auftritte gibt, studiert dieser Typus Mensch eben nicht mehr BWL, sondern macht "was mit Grafik...", "zwitschert" oder "blökt" im Ikea-Regal-Webauftritt und "nennt das Arbeit". Klar, wer "PrivilegienMusc.." ist, braucht sich um ein eigenes Einkommen nicht zu scheren. Diese Sorte "ultramodernistischer" Wichtigtuer sind exakt diese gescheitelten Modepüppis, die jede noch so gute Idee durch ihre dümmliches Hülsen-Geschwätz ins Gegenteil verkehren.

     

    Es wundert mich nicht, dass der Vorstand der Partei jetzt quasi den großen Rückhalt inszeniert. Man braucht Julia Schramm als Vorzeigegesicht, kann es sich nicht leisten, sie fallen zu lassen. Und das, obwohl sie gerade öffentlich gegen DIE zentrale Position der Partei verstößt. Das wiederum zeigt, wie ernst es der Rest der Partei mit den eigenen Überzeugungen hält. Die sind nicht einen Deut besser.

     

    Fazit: Ich würde mich schwarz ärgern, wenn diese Partei im nächsten Herbst im Bundestag landet, doch überraschen würde mich selbst das nicht. "DSDS" bei der Bundestagswahl. Die Moderne hat ganz offensichtlich einen veritablen Dachschaden. Das Wort "Überzeugung" ist ausgesprochen je nach vorangegangener Mahlzeit mehr oder weniger Luftverschmutzung, und angewendet auf den Redner ist es für weniger als 30 Silberlinge zu haben.

  • A
    antimarx

    Das Buch der Piratin Julia Schramm wurde illegal online gestellt. Schnell hat ihr Verlag die kostenlosen Dateien löschen lassen.

     

    Was natürlich nichts bringt, denn die Kopie ist bereits im Netz gelandet und kann, wie ich gesehen habe, von verschiedenen anderen Filesharern heruntergeladen werden. Wobei ich mich frage, wer so etwas liest, ich jedenfalls nicht.

  • K
    Kunigunde

    An mehreren Stellen wurde angemerkt, dass Frau Schramm ja gar nichts für die Anmahnung des Verlags könne.

    Diese Beschützerhaltung setzt aber an der falschen Stelle an und verdreht den Sachverhalt.

     

    Die erste Frage ist die nach der Verlagssuche. Warum ein Medienriese wie Random House und kein kleinerer Verlag?

    Lässt sich leicht beantworten.

     

    Die zweite Frage betrifft den Vertrag, den sie unterschrieben hat. Es gibt die Möglichkeit, Klauseln zu streichen oder einzufügen - da wäre Platz für konsequentes Handeln gewesen.

    Auch hier kann man sich leicht zusammenreimen, warum sie bzw. ihre Agentur das nicht gemacht hat.

     

    Und zuletzt könnte es einem um die Piraten fast leid tun, denn die sind die "Leidtragenden" dieser Debatte. Aber als Urheberin zucke ich nur mit den Schultern und beobachte, was passiert.

     

    Das kommt eben davon, wenn man den Mund so weit aufreißt, ohne überhaupt zu wissen, was man da fordert ...

  • S
    Skeptiker

    Ich werde den Verdacht nicht los, dass die ganze Geschichte, die nun in den Medien hochkocht, vom Verlag bewusst gesteuert wurde.

    Etwas besseres als diese Öffentlichkeit hätte einem Buch, dem Kritiker Schülerzeitungsniveau bescheinigen und das wahrscheinlich in den Regalen der Buchhandlungen verstaubt wäre, nicht passieren können.

  • L
    @LukeSkywalker

    "Davon abgesehen, ich kann gegen den neubau einer Strasse demonstrieren, wenn die Strasse fertig ist, benutz ich sie trotzdem."

     

    Mag sein, dass die meisten Protestler tatsächlich prinzipienlos sind. Im Fall Schramm müsste der Vergleich allerdings etwas drastischer ausfallen:

     

    Gegen den Neubau einer Straße protestieren, gleichzeitig eine Straßenbaufirma mit dem Bau beauftragen und anschließend noch Mautgebühren kassieren.

  • P
    pablo

    So schnell werden die eigenen Forderungen und Ideale über Bord geworfen wenn es ums eigene Geld geht. Da hoffen wir mal das die Erkenntnis dass das herausgeben eines Werkes(Musik,Film,Buch,etc.) Kosten verursacht auch in der restlichen Piratenpartei rum spricht.

  • C
    chris

    Kommentar von LukeSkywalker war der Brüller: "weil die etablierten Parteien [...] Angst [vor den Piraten] haben". Krieg jetzt noch feuchte Augen.

  • L
    leo1

    ...die prominenten Piraten haben sich bisher fast durchgängig als geltungssüchtige, konzept- und prinzipienlose Egoisten erwiesen, die das wahre charakterlose, mediengeile und gierige Gesicht zeigen, sobald sie etwas von der "Droge" Aufmerksamkeit/Prominenz und/oder Geld erhaschen können...Von dieser Partei ist in diesem Zustand und mit diesem Personal keinerlei positiver Impuls für die Politik zu erwarten...

  • M
    matstaz

    Die Schramm ist schlicht und einfach eine elendige Heuchlerin. Es geht ihr nur ums Geld und ihre Karriere. Solange es gut für ihre Parteikarriere bei den Piraten war, hat sie gegen Urheberrechte und für freie Downloads votiert. Als dann aber ein Verlag ihr viel Geld für ein dümmliches Buch angeboten hat, da war sie plötzlich für Urheberrechte und gegen kostenlose Downloads. Tja, für 100.000 Euro wirft so eine geldgierige Person natürlich sofort alle Überzeugungen über Bord. Sie hat sich von Gruner+Jahr kaufen lassen. Das ist ein nuttiges Verhalten. Aber das passt ja auch irgendwie zu den sexgeladenen Inhalten, die sie transportieren will.

  • C
    claudi

    Alles, was die Piraten zu diesem Thema sagen, kann man hier finden:

    http://www.piratenpartei.de/politik/wissensgesellschaft/urheberrecht/

    Ich zitiere mal einen Satz:

    "Wir sind der Überzeugung, dass die nichtkommerzielle Vervielfältigung und Nutzung von Werken als natürlich betrachtet werden sollte und die Interessen der meisten Urheber entgegen anders lautender Behauptungen von bestimmten Interessengruppen nicht negativ tangiert."

     

    Natürlich ist Frau Schramm verantwortlich für das, was der Verlag macht. Sie hat sich schließlich frei dafür entschieden, ihr Buch über diesen Verlag zu kommerzialisieren. Als digital vorhandenes Werk hätte Sie es auch gemäß der Forderungen der Piraten ("Keine Beschränkung der Kopierbarkeit") im Netz frei verfügbar machen können.

     

    Genauso verlogen wie die Handlungsweise von Frau Schramm finde ich aber auch den Empörungssturm. Hat denn jemand ernsthaft geglaubt, Mitglieder der Piratenpartei seien andere Menschen. Natürlich verhalten sie sich auch so wie du und ich. Wer glaubt, eine so junge Frau würde bei der Chance, mit relativ wenig Aufwand relativ viel Geld zu verdienen, nicht zugreifen, ist naiv. Jeder von uns würde sagen: "Was interessiert mich mein politisches Geschwätz von gestern. Die Kohle steck ich mir ein." Warum sollte Frau Schramm anders handeln als wir alle?!

    Außerdem ist es für eine junge politische Organisation das natürlichste der Welt, dass erstmal Ideologie-Seifenblasen gepustet werden und man dann nach und nach immer mehr von der Wirklichkeit eingeholt wird. Eben das geschieht gerade bei den Piraten.

  • L
    LukeSkywalker

    Da kann Fr. Schramm ja wohl nichts dafür, wenn der Verlag so handelt.

     

    Davon abgesehen, ich kann gegen den neubau einer Strasse demonstrieren, wenn die Strasse fertig ist, benutz ich sie trotzdem.

     

    Noch ist das Urheberrecht leider nicht abgeschafft worden (Die Piraten wollen es im Gegensatz zu mir auch nur reformieren, aber im Kern erhalten), das bedeutet das Rechteinhaber - wennauch mitglied der Piratenpartei - es für sich nutzen dürfen. Auf der anderen Seite schützt eine Mitgliedschaft bei den Piraten ja auch nicht vor Abmahnungen von der GEMA.

     

    Auf die Piraten wird mit Scheisse geworfen wo nur geht weil sie Recht haben - weil das polit. Establishment Angst hat, vor einer echt-demokratischen Partei.

  • F
    FaSi

    Dieser Vorgang offenbart ein grundsätzliches Problem im Verlagswesen und dem damit verbundenen Urheberrecht. Es mag anstößig erscheinen, wenn gerade eine Piratin in die Zwänge dieses Systems gerät, das sie selbst scheinbar ändern möchte. Die Kritik an ihrer Person halte ich jedoch für fehladressiert. Es ist schließlich der Verlag, der diese Maßnahme ergriffen hat. Die Debatte um das Urheberrecht - sie ist nicht nur emotional aufgeladen; das Thema an sich ist schon derart komplex, dass ein kurzer Beitrag ihm nicht gerecht werden kann. Ich frage mich nun aber warum die taz diese Meldung entsprechend aufbauscht. Würde eine kurze Nachricht unter Verschiedenes nicht ausreichen? Ich bin kein Anhänger der PiratInnen Partei, habe aber das Gefühl, dass die taz zunehmend versucht diese in ein schlechtes Licht zu rücken. Die Berichterstattung der letzten Monate ist bezeichnend. Schon vor dem Einzug in das Berliner Abgeordnetenhaus fielen mir Artikel auf, die ich kaum mehr als notwendige kritisch-informative Beiträge auffassen konnte. Den Gipfel dieser Negativberichterstattung bildeten dann zwei Artikel: "Wir sind keine Umweltpartei" (03.04.12) und "Rabauken und Reformer" (17.09.12). Ich kann selbstverständlich nicht auf alle Punkte eingehen, möchte jedoch zwei Zitate hervorheben: „'Natürlich hätten wir manches besser machen können', sagt der 28-Jährige, vor einem Jahr noch Angestellter beim Internet-Unternehmen seines Fraktionskollegen Pavel Mayer. 'Dafür aber, dass wir keinerlei Vorerfahrung hatten, haben wir doch viel erreicht.'

    Nimmt man die Zahlen, kann man das weniger behaupten. 52 Anträge brachten die Piraten in ihrem ersten Jahr zustande, 113 kleine Anfragen an den rot-schwarzen Senat. Die Oppositionskollegen der Grünen schafften mit 94 Anträgen und 298 Anfragen doppelt so viel. Selbst die regierende CDU fragte mehr nach, stellte 120 Anfragen." (taz,17.09.12 &) „'Da gehen schon mal schnell die Themen aus', spottet CDU-Fraktionsgeschäftsführer Oliver Friederici. Die Grünen machten es seiner Regierungskoalition jedenfalls schwerer. Auch dort moniert Geschäftsführer Benedikt Lux, dass die Piraten zwar 'unterhaltsam' seien, Konflikte aber in alle Richtungen schürten, statt den Senat unter Druck zu setzen." (Eds.). Auch wenn der Artikel eine Bilanz der AbgeordnetInnen sein soll und zum Ende hin auch positive Aspekte benannt werden, bleibt doch ein fader Beigeschmack - zumindest bei mir. Es ist richtig und wichtig die Arbeit ALLER Parteien kritisch zu verfolgen und über diese zu berichten. Mir erscheint es jedoch, als ob die taz ihre Position gegenüber den PiratInnen noch nicht recht gefunden hat und daher zunächst mit Angst und Ablehnung reagiert (mir ist bewusst, dass es nicht DIE taz gibt, sondern JournalistInnen aber die taz bildet auch eine soziale Institution und verortet sich als solche in den unterschiedlichen Diskursen durch die Beiträge ihrer AutorInnen). Es gibt viel Kritikwürdiges an der Arbeit der PiratInnen im Parlament und auch inhaltlichen (Nicht-)Positionierungen zu benennen. Es ist gut, wenn eine Zeitung dies aufdeckt und hinterfragt aber auf mich wirken manche Artikel über die PiratInnen wie Polemiken. Wurden die Grünen in den Anfangsjahren auch so angegriffen? Die PiratInnen sind eine junge Partei mit kaum parlamentarischer Erfahrung. Die Bundespartei ist im Findungsprozess, der durch die besondere Art der Meinungsbildung viel Zeit in Anspruch nimmt. Dies unterscheidet sie von anderen Parteine, die gerne mal eine Programmkommission installieren und den Parteitagsdelegierten (einfache Mitglieder haben selten was zu sagen) diktiert, wie sie doch bitte zu entscheiden haben. Ist es so schlimm, dass sich die PiratInnen diesem System entziehen wollen? Es ist ein Experiment. Natürlich kann es scheitern aber sollte nicht eine Chance gewährleistet werden? Nach einem Jahr im Abgeordnetenhaus von einer Oppostionspartei Resultate zu verlangen, erscheint mir überzogen. Natürlich ist es interessant zu sehen welche Schwierigkeiten entstehen, wenn man ein neues Modell, gestützt auf moderne Kommunikationsformen (diese gab es zur Gründungszeit der Grünen noch nicht - welchen Weg hätten sie wohl eingeschlagen, wenn doch...?), erprobt. Natürlich ist es gerechtfertigt Positionen in wichtigen Fragen zu benennen, Anfragen zu stellen und den Senat in seiner Arbeit kritisch-konstruktiv zu begleiten - ABER nach einem Jahr, ohne vorherige Erfahrung, ohne großes Budget, überwältigt von den eigenen Wahlerfolgen, in einem Zustand der Dauerdiskussion um Inhalte. Liebe taz - das wirkt sehr gehässig. Natürlich wird die Fraktion von Anderen diffamiert. Die Grünen haben doch selbst ein Interesse die WählerInnen der PiratInnen an sich zu binden und die CDU? Wie diese Partei auf neue Konkurrenten, insbesondere linke Parteien, reagiert, hat man doch schon oft verfolgen können. Ich finde es beschämend, dass gerade die taz selten so kritisch mit eben jenen Grünen umgeht, die den Sozialstaat kahlgeschlagen und die Außenpolitik militarisiert haben. Auf Landesebene in Berlin hat diese Partei nun auch nicht gerade ein überzeugendes Konzept vorgelegt und mit Leuten wie Ratzmann eine Richtung eingeschlagen, die vielen Grünen-SympathisantInnen scheinbar missfallen hat. Berichtet ihr darüber? Ab und an aber im Großen und Ganzen deutlich freundlicher. Sind die PiratInnen so ein geeignetes Feindbild? Warum wird permanent die Post-Gender-Debatte abgewürgt und auf der mangelnden Frauenquote herumgetrampelt? Die SPD hat eine solche Quote - bis jetzt konnte ich deren Vorzüge noch nicht wirklich entdecken. Eine Grundsatzdiskussion um Geschlechter? Viel zu kompliziert. Einfacher ist es da mit den immer gleichen Plattitüden auf etablierte Modelle zu pochen anstatt Neuem eine Chance zu geben. Zurück zum Artikel... Dieser bringt einen privaten Vorgang mit einer Partei in Verbindung. Ok- eine wichtige Person innerhalb der Partei wird mit dieser assoziiert. Vollkommen in Ordnung. Aber warum dann keine Nachrichten über die privaten Skandale mancher Herren und Damen anderer Parteien (Grüne bitte eingeschlossen), die mit den Inhalten dieser ebenso wenig in Einklang zu bringen sind? Beispiele gibt es doch genug.

  • RA
    ralf ansorge

    ja frau schramm ,ein buch kostet geld,auch wenn man es selbst verlegt,genau wie ein film ,ein album,all diese sachen die es ihre meinung nach umsonst geben soll.nur wollen auch leute von ihrer arbeit leben,klar,möglichst gut.wenn sie keiner mehr bezahlt werden sie bald nichts mehr veröffentliche und dann gibt es auch nichts mehr zum kostenlos downloaden,jedenfalls nichts gescheites.eigentlich ganz logisch.der verlag will halt die kohle dieer investiert hat wieder reinkriegen und-wie unverschämt-auch was dabei verdienen,er hat leute zu bezahlen die familien zu ernähren haben.es sollten noch mehr piraten bücher schreiben,vielleicht begeifen sie dann mal was.

  • K
    Katrin

    Julia Schramm ist für mich keine Piratin. Ich kenne sie nicht persönlich. Aber ich halte sie für eine berechnende, falsche und zutiefst egoistische Karrierepolitikerin. Von Herzen unpiratig.

     

    Was nicht heisst, dass sie - unter den derzeitigen Umständen - jedes ihrer Bücher prinzipiell unter cc veröffentlichen. Ich erwarte aber von jedem bekannten Piraten, dass er daraufhin arbeitet. Ich bin absolut keine Anhängerin der Linkspartei - aber trotzdem, nicht nur die Tatsache, dass sie für die Verbreitung ihrer Ideen sehr viel Geld haben will, sondern dass sie dann auch noch beim in Verlagswesen größten und verschriehensten Branchenriesen veröffentlicht, halte ich für unpiratig. Jedenfalls solange mir keine logisch nachvollziehbaren und ziemlich stark zwingenden Gründe dafür genannt werden. Denn Vielfalt ist nahezu nirgendwo so schützenswert und monopolismus/oligopolismus so gefährlich, wie in der Medienbranche.

    (Wikipedia sagt mir gerade - RandomHouse gehört, wie ich noch vermutet, aber nicht mehr sicher gewusst habe - zu Bertelsmann. Und das ist ja wohl einer der bedrohlichsten mir bekannten Deutschen Konzerne/Fast-Monopolisten. Piraten "mögen" bekanntlicherweise Monopolismus, wenn es um die Verbreitung von Informationen, Kultur bekanntlich "sehr" und halten das gerade in dieser Branche für gesellschaftlich komplett ungefährlich ...)

     

    Ganz ehrlich: Diese Frau ist vermutlich tief in ihrem Herzen alles andere als eine echte Piratin. Ich weiss nicht, vielleicht hat sie wenigstens darüber gebloggt, warum sie nicht unter cc veröffentlicht, warum sie sich die Verbreitung ihrer Gedanken so gut bezahlen lässt und warum sie ausgerechnet noch will, dass so ein gefährlicher Konzern wie Bertelsmann, anstatt einer der vielen kleinen unterstützenswerten Verlage, Geld mit der Limitierung der Verbreitung ihrer Gedanken verdient. Aber würde mich nicht wundern, wenn sie sich darüber gar keine Gedanken gemacht hat.

     

    LG,

    Katrin

  • AB
    Andi Buchner

    Kurz: Der Zauberlehrling

  • S
    Susanna

    und eine platte aufnehmen kostet nichts oder was?

    mich als musikerin freut dieser artikel natürlich ungemein.

    in den letzten wochen mussten leute wie ich sich sätze anhören wie: "kunst zu machen ist eben keine garantie, sein leben davon bestreiten zu können."

    ist es okay, musiker umsonst arbeiten zu lassen, schriftsteller aber nicht?

    ich freue mich auf diese auseinandersetzung.

    ich freue mich sehr.

  • V
    verrückt?

    ist das alles noch zu fassen?

    24 jährige, die nun wirklich absolut gar nichts zu sagen haben, schreiben bücher und sind scheinheilig bis ins letze loch.

     

    zum kotzen

  • A
    antares56

    Wenn's ums Geldverdienen geht, ist man kein Pirat mehr!

  • H
    hunter

    Wie blitze-schnell es bei den Piraten ging, sich in die Umlaufbahn der gelernten "phonies" á la Joschka Fischer, Andrea Fischer, Rezzo Schlauch, Trittin etc. zu schießen. Man kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus!

  • D
    Dhimitry

    Ist das nicht eine bekannte Geschichte: die schon zigtausendmal gelaufen ist: Solange man ein Niemand oder ein Habenichts ist, ist man für Umsonstkutur und Solidarität, solbald man was zu verlieren hat, ist man für das Recht auf Eigentum, empfindet Steuern als Zwangsenteignung oder verweist auf einmal auf die Kosten (und Risken) von Unternehmungen.

     

    Wir sehen, Piraten sind auch nur wie alle anderen...

  • N
    Nicole

    "Piratin Julia Schramm kriegt nicht nur Lob für ihr Buch „Klick Mich“."

     

    Dieses Machwerk ist doch zu Recht überall verrissen worden, wo hat sie denn Lob dafür bekommen? Das wäre mir neu...

  • N
    Neuemodelle
  • A
    Anna

    Na mag ja sein, dass man es sich nicht leisten kann, sein Buch kostenlos anzubieten.

    Dann muss man eben aber auch dazu stehen, dass man gegen kostenlose Downloads ist und nicht dafür.

     

    Wahrscheinlich erklären die Piraten demnächst, dass da ja alles überhaupt kein Widerspruch ist und man ihre Forderungen überhaupt ja immer total verkürzt wiedergebe.

     

    Okay, halte ich der Fairness halber mal für möglich. Vielleicht hab ich da was falsch verstanden. Dann muss die Stellungnahme der Piraten aber seeehr deutlich machen, was, warum und inwiefern.

  • T
    T.V.

    Große Töne spucken, aber den konventionellen Verlegerweg gehen. Spricht wohl für sich, das Paradox direkt im Buch verarbeitet, herrlich!

  • X
    xxx

    Habe mir mal die Leseprobe angeschaut. Gar nicht so unspannend. Ich finde, man kann von der Autorin nicht erwarten, dass sie, wenn das sonst keiner tut, ihr Buch gratis bereitstellt. Ist doch schon mal was, nicht sofort kostenpflichtig abzumahnen. Daran sollten sich andere ein Besipiel nehmen, bzw. der Gesetzgeber. Das wäre doch schon mal etwas, wenn auch noch nicht ganz die real gewordene Utopie von radikalen Urheberrechtsgegnern..

  • Z
    ziz

    Soviel Bigotterie, so früh in der Karriere schon.

    Die JungpolitikerInnengeneration kann wohl auch gleich

    abgeschrieben werden.

    Der Download hätte kostenlos sein müssen.

    Aber ob diese Inhalte wirklich jemand braucht??

    Auf welche Schwenker darf man sich wohl

    bei Koalitionsbeteiligung der Möchtegernrevolutzer

    einstellen???

    Mit der Gleichheit der Ahndung von Wirtschaftsverbrechen haben die es ja auch nicht so.

  • S
    Stefan

    "als widersprüchlich kritisiert"..

     

    Ja, um es mal zurückhaltend und ohne Fäkalausdrücke zu beschreiben.

     

    Diese Aktion zeigt nur beispielhaft, dass an dem ganzen Verein Piraten nirgends auch nur ein Zipfelchen ist, dass es verdienen würde, ernst genommen zu werden.

  • KK
    Kein Kunde

    Schramm setzt sich für Schramm ein.

    Und jeder der eine Bühne zur Buchveröffentlichung bietet ebenso.