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Archiv-Artikel

Jukebox

In tieftrauriger Musik baden hält warm

Der Ortswechsel war lange überfällig. Nach seinem High-School-Abschluss hielt es Robin Proper-Sheppard nur noch wenige Monate in seinem Geburtsort San Diego aus. Zu eng erschien ihm das Surferparadies – für seine Metal-Band, die er zusammen mit drei Freunden gegründet hatte, sah er dort kein Weiterkommen. Er zog nach New York und bat seine Bandkollegen, ihm zu folgen. Mit Umwegen über Manchester und Amsterdam landete das Trio dann endlich in London, wo es vor ziemlich genau sechzehn Jahren seinen ersten Auftritt hatte – unter dem Namen The God Machine. Mit The Swans oder Nick Cave gingen die amerikanischen Musiker wenig später auf Tour, und viele sahen sie als die Retter des Metal. Die Losung von AC/DC oder Motörhead lautete: weitermachen wie bisher, nur ein bisschen härter. The God Machine aber wollten mehr als das: Metal war ihre Grundlage, um einen schlaueren, musikalisch-feineren Sound auszufeilen, und vielleicht waren sie einfach die besseren Musiker.

Doch auch die Musikwelt ist unfair: Nach dem Zerwürfnis mit ihrer Plattenfirma und dem überraschenden Tod des Bassisten Jimmy Fernandez löste sich die Band auf.

The God Machine ist heute also längst Geschichte, ihre beiden Alben „Scenes from the Second Storey“ und „One Last Laugh In A Place Of Dying“ stehen bei wenigen Musik-Nerds im Regal.

Robin Proper-Sheppard veröffentlichte 1996 die erste Platte seines Solo-Projekts Sophia. „Fixed Water“ ist eine wunderbare Ode an die Melancholie, es klingt, als seien die harten Riffs der Vergangenheit darauf übergegangen in eine sehr viel leisere, intensivere Spielart. Zurückhaltende Gitarren, dazu Sheppards melancholischer Gesang: „tonight I don’t want to be alone/I try to close my eyes, but I’m afraid of the dark“. Letztes Jahr dann erschien „Technology Won’t Save Us“ – die Themen sind nicht wirklich freundlicher geworden: Tod der Mutter, Orientierungslosigkeit … Aber manchmal, und das ist vielleicht das Geheimnis dieser tieftraurigen Musik, fühlt man sich am Ende ganz sanft-melancholisch gebadet, dass man nur noch warm vor sich hin strahlen möchte. Andrea Edlinger