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Jugoslawiens KP ist zerfallen

Berlin (taz) - Als „Dolchstoß in den Rücken der Demokratie“ charakterisierte die dem jugoslawischen „Bund der Kommunisten“ nahestehende Zeitung 'Polytika‘ das Vorgehen der jugoslawischen Regierung: Just zu dem Zeitpunkt, an dem der im Februar abgebrochene 14. Parteitag des Bundes der Kommunisten in Belgrad fortgesetzt wurde, sickerte durch, Regierungschef Ante Markovic beabsichtige die Gründung einer eigenen Partei. Markovic, der mit seinem Demokratisierungskurs zum Gegenspieler des serbischen Parteichefs Slobodan Milosevic geworden ist, scheint nun tatsächlich den Bund der Kommunisten Jugoslawiens endgültig von der Macht verdrängen zu wollen.

Der Zeitpunkt ist gut gewählt. Denn auf dem von den serbischen Kommunisten dominierten Parteikongress ist der Zerfall der einst allmächtigen Staatspartei nur dokumentiert worden. Die Delegierten aus Slowenien, aus Kroatien und aus Makedonien kamen gar nicht erst nach Belgrad. Die Restdelegierten trafen eine Entscheidung, die noch vor Monaten hätte Zeichen setzen können: sie beschlossen die „führende Rolle“ der Partei aufzugeben und die Partei im „Geiste des demokratischen Sozialismus“ neu aufzubauen.

Doch diese Umkehr kommt für viele Jugoslawen schon zu spät. Denn mit der Gründung neuer Parteien auch in Serbien, mit den Wahlsiegen der bürgerlichen Parteien in Kroatien und in Slowenien Anfang April haben selbst die kroatischen und slowenischen Reformkommunisten herbe Wahlniederlagen einstecken müssen. „Das ist das endgülltige Ende“, schrieb schon am Samstag die Zeitung 'Nova Makedonija‘ aus Skopje. Die Zeitung hat recht, die orthodoxen Kommunisten Jugoslawiens sind seit diesem Wochenende vor aller Augen in die Defensive gedrängt.

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