Jugoslawien-Tribunal in Den Haag: Mladic-Prozess verschoben
Ratko Mladic, schlimmster europäischer Kriegsverbrecher seit 1945, muss schon wieder nicht vor Gericht. Seiner Verteidung sollen Dokumente vorenthalten worden sein.
DEN HAAG taz | Das UN-Tribunal für Exjugoslawien hat die Fortsetzung des Prozesses gegen den früheren bosnisch-serbischen Armeechef Ratko Mladic auf unbestimmte Zeit verschoben. Der für den 25. Juni geplante Beginn der Beweisführung gegen den mutmaßlichen Kriegsverbrecher werde „bis auf Weiteres“ ausgesetzt, teilte das UN-Tribunal am Montag in Den Haag mit.
Hintergrund sind mehrere Beschwerden der Verteidigung des 70-Jährigen, die Anklage habe ihr rund 4.500 Beweisstücke vorenthalten. Die Verteidiger hatten wiederholt eine Verschiebung des Prozesses um sechs Monate verlangt, was das Gericht immer wieder abgelehnt hatte. Mladic ist der schwersten Kriegsverbrechen seit 1945 in Europa angeklagt.
Am 25. Juni sollte eigentlich der erste Zeuge der Anklage angehört werden. Mladic plädiert auf „nicht schuldig“. Das Verfahren gegen den ehemaligen bosnisch-serbischen Militärchef wurde am 16. Mai eröffnet, aber bereits am Tag darauf wieder unterbrochen. Mladic ist in elf Punkten angeklagt, unter anderem wegen Völkermordes.
Mladic werden viele Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Krieges in Bosnien und Herzegowina zwischen 1992 und 1995 vorgeworfen. Er soll für das Massaker von Srebrenica, bei dem im Juli bis zu 8.000 Bosnier ermordet wurden, verantwortlich sein.
15 Jahre lang wurde er per Anklage des Internationalen Strafgerichtshofes für das ehemalige Jugoslawien gesucht, bevor er im Mai 2011 auf einem unscheinbaren bäuerlichen Anwesen in der serbischen Provinz bei einem Verwandten gefasst wurde. (mit dpa/afp)
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören
Jens Bisky über historische Vergleiche
Wie Weimar ist die Gegenwart?
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche