Jugendwort des Jahres: Bam, bäm, Aknestäbchen!
Langenscheidt, Spiesser und MySpace suchen das Jugendwort des Jahres. Was kommt wohl nach der "Gammelfleischparty"?
Das "Jugendwort" ist eine Erfindung der verlegenden Zunft, ähnlich wie die "Jugendsprache." Schlaue Marketingköpfe halluzinieren, dass diese "Jugend" gewisse sprachliche Gemeinplätze für sich gepachtet hätte und machen ein Buch draus - so viel zur "Jugendwort"-Theorie. "Gammelfleischparty" (Ü-30-Feier) wars im letzten Jahr, irgendwas zwischen "Damager" (Bankmanager) und "obama" (neu, innovativ) wirds in diesem: Der Langenscheidt Verlag hat zusammen mit der Jugendzeitschrift Spiesser und der Onlineplattform MySpace erneut zur Jagd auf das "Jugendwort des Jahres 2009" geblasen.
Noch bis zum 31. Oktober können junge Leute aus einer "Shortlist" von 30 jugendlichen Neologismen ihren Favoriten küren. Vorausgegangen waren über 2.000 Worteinsendungen - die sogenannte Longlist -, aus denen die verantwortlichen Langenscheidtler jetzt die 30 "meistgenannten und innovativsten" herausgefiltert haben. Nach der Internetabstimmung soll eine "qualifizierte und heterogen zusammengesetzte" Jury aus den 15 bestplatzierten Wörtchen das "Jugendwort des Jahres 2009" herausklamüsern.
Warum das alles? Langenscheidt hat es sich zur Aufgabe gemacht, durch Reflexion und Vermarktung der jungen Wortneuschöpfungen die "kulturellen Gegebenheiten" aufzuzeigen, die zu den charmanten Neologismen geführt haben. Das Wortspektrum geht dabei laut Langenscheidt auch auf "kulturelle Widrigkeiten" ein und natürlich den "gesellschaftlichen Zustand."
Aber in erster Linie geht es dem Verlag um Absatzzahlen: Das Buch "HÄ?? Jugendsprache 2008 Unplugged" fasste bereits die jungen wortwörtlichen "kulturellen Widrigkeiten" des vergangenen Jahres zusammen, genauso wie den "gesellschaftlichen Zustand". 2007 erschien der erste Band der Reihe, allerdings noch ohne jugendfreundliche Internetabstimmung und Jurywahl.
Neu ist die Idee nicht: Auch die Verlagskonkurrenz von Pons versucht sich seit 2001 an einer Reihe mit jugendsprachlichen Ausdrücken - deren Werk "Pons Wörterbuch der Jugendsprache" hat es allerdings nie zu Ruhm gebracht. Das scheint unter anderem auch dem jungspundfeindlichen Marketing geschuldet zu sein: Nicht nur, dass sich Langenscheidt mit dem Spiesser an ein zeitungsförmiges Flaggschiff des Jugendjournalismus gewendet hat - MySpace als "koraller" (cool, angesagt) Onlinepartner sorgt außerdem dafür, dass auch der letzte "Crashdummy" (Vollidiot) auf die Abstimmungswebsite klickt.
Wie dem auch sei: "Verschnitzeln" (verhauen, verpatzen) dürften es die Wortkundler von Langenscheidt wohl auch dieses Jahr nicht - bereits die Absatzzahlen des Jahres 2008 lassen Verlagsherzen höherschlagen, damals noch ganz ohne "obama"-eskes Onlinemarketing. Bleibt nur zu hoffen, dass die Initiative nicht Opfer eines wie "Don Promillo" (Betrunkener) auftretenden "Damagers" wird.
GBL
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