piwik no script img

■ JugendkriminalitätSchwerpunkt liegt beim Diebstahl

Auch 1997 sind die männlichen Tatverdächtigen in allen Altersgruppen überproportional vertreten. Bei den Kindern (bis 14 Jahre) wurden laut Jugenddelinquenzbericht 1997 insgesamt 11.127 tatverdächtige Personen ermittelt. Das sind 525 mehr als im Vorjahr – ein Anstieg um 5 Prozent. Diese Steigerung ist jedoch geringer als in den Jahren davor. Über die Hälfte der Ermittlungsverfahren bezieht sich auf Ladendiebstahl. 2.000 Kinder wurden verdächtig, Roheitsdelikte, also die Androhung und Ausübung körperlicher Gewalt, begangen zu haben. Das kann die Beschimpfung eines Kindes auf dem Schulhof sein, eine Prügelei oder eine Messerstecherei. Differenziert wird nur zwischen Raub und Körperverletzung.

Bei den Jugendlichen (unter 18 Jahren) wurden 1997 20.749 Tatverdächtige gezählt, knapp 2.000 mehr als im Vorjahr – ein Anstieg von 10,2 Prozent. Ein deutlicher Schwerpunkt liegt auch hier beim Diebstahl. Gegen ein Viertel dieser Jugendlichen wird wegen Roheitsdelikten ermittelt, gegen 2.000 wegen Raubes und gegen 3.250 wegen Körperverletzung.

Die Zahl der ermittelten Heranwachsenden (18 bis unter 21 Jahre) stieg 1997 um 9 Prozent, nachdem sie 1996 lediglich um 0,5 Prozent angewachsen war. 1997 wurden als Tatverdächtige 15.562 Heranwachsende ermittelt – rund 3.500 von ihnen wegen Roheitsdelikten.

Nach der Statistik zur Jugendgruppengewalt (gemeinschaftliche Handlung von mindestens zwei Tätern im Alter von 8 bis 21 Jahren) war der Anteil der Roheitsdelikte in den letzten Jahren kontinuierlich angestiegen. 1997 ist jedoch lediglich bei der Sachbeschädigung ein Anstieg von 6,8 Prozent zu bemerken. Bei allen anderen Delikten wurde einer geringere Häufigkeit als im Vorjahr festgestellt. So hat die Polizei im Vergleich zum Vorjahr auf dem Gebiet der Jugendgruppengewalt 615 Raubtaten weniger registiert.

Eine Verlagerung gibt es im Schulbereich: 1996 wurden 369 Straftaten in Schulen gezählt, 1997 waren es nur 299. Auf Schulwegen wurden 1996 dagegen 135 Taten festgestellt, die im Jahr 1997 um 65 Taten anstiegen, also auf 200. Das ist ein Anstieg um 48,1 Prozent. Raubgut sind vorrangig Geld und Kleidungsstücke, aber auch Rucksäcke, Zigaretten, Walkmen. 1997 wurden bei der Verfolgung von Jugendgruppengewalt 2.498 Personen vorläufig festgenommen, wovon 437 dem Staatsanwalt vorgeführt wurden. Dabei kam es in 293 Fällen zum Erlaß eines Haft- oder Unterbringungsbefehles.

„Brennpunkte“, deren Kriterien allerdings nicht näher benannt sind, sind laut Bericht unter anderem die Fußgängerzone in Tegel, der Nauener Platz, der Weddinger Jugendclub Putte e.V., das Eisstadion Wilmersdorf, der Lietzenseepark in Charlottenburg, der Wittenbergplatz, die Potsdamer Straße, Eis-Hennig in Alt-Mariendorf, der U-Bahnhof Schlesisches Tor, einige Jugendclubs in Kreuzberg, der Treptower Park und das Einkaufszentrum Hellersdorf. nau

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen