■ Jugend in der Nacht der Jugend: „Große Sache“
Für Daniela Krätz war es das erste Mal in ihrem Leben, daß sie an einer Veranstaltung zum 9. November teilgenommen hatte. Die Geschichtslehrerin der Klasse 1 e an der Schule St. Johannis hatte das Thema aufgebracht und gefragt, ob jemand aus der Klasse sich beteiligen wolle. Zwei aus der 10e trugen einen Text zu den sechsmillionenfachen Mord vor, drei Schülerinnen der Klasse 10f ein Gedicht, von dem nur bekannt war, daß „jemand aus dem Rathaus“ hier zur Feder gegriffen hatte. Wer, ist Klassengeheimnis.
Daniela Krötz war beeindruckt von der Atmosphäre des Rathauses, von dem vielseitigen Programm. Die Rap-Musik hätte nicht sein müssen, findet sie, paßte vielleicht nicht ganz, aber daß überhaupt Musik gemacht wurde, das fand sie „ganz schön“. „Nicht so wichtig“ findet auch Klassenkameradin Justina Berft die scheinbar jugendgemäße Musik. Viele seien gekommen, weil es eben nicht irgendwo, sondern im Rathaus war. Justina Berft war sehr beeindruckt von der Aufführung der Bekenntnisschule, Calans Todesfuge. Oder den Schülern der Julius Brecht-Straße, die die fünf Bremer Morde „nachgestellt“ haben.
Alexandra Sunder ist eine von denen aus der 10f, die vorgetragen haben: „Das Lied von dem Jungen, der seiner Mutter das letzte Brot geschenkt hat“. Auch sie ist rundum zufrieden: Eine „große Sache“ findet sie diese Nacht der Jugend, gut auch die „Auflockerung“ zwischendurch, den Rahmen des ehrwürdigen Rathauses.
Die Motivation durch die LehrerInnen war entscheidend für den Erfolg dieser „Nacht der Jugend“: Blöde nur, daß am folgenden Tag eine Klassenarbeit anstand, so daß die von St. Johannis den Biermann nicht mehr anhören konnten ... K.W.
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