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Jürn Kruse Der WochenendkrimiWilsberg. Oder: Wenn die „Drei ???“ auf „TKKG“ treffen und schlechte Witze reißen

Wenn die deutsche Fußballnationalmannschaft spielt, und sei es nur gegen Peru, und sei es bei RTL, dann lässt die ARD die Finger von ihrer Premiumware und sendet am Sonntag lieber eine „Tatort“-Wiederholung. Also muss der oder die geneigte KrimizuschauerIn ausweichen. Zum Beispiel auf den Samstagabend zum ZDF. Zu „Wilsberg“.

Georg Wilsberg (Leonard Lansink), der Antiquar aus Münster, der nebenbei Privatdetektiv ist, muss diesmal herausfinden, was mit einem Müllmann passiert ist. Und wo stößt man auf so einen Fall? Genau, im Müll. Elena Haussner steckt kopfüber in Wilsbergs Müllcontainer. Da sind sogar die ersten Auftritte von Hilfesuchenden bei den „Drei ???“ origineller. „Ich suche meinen Mann und du musst mir helfen“, sagt Haussner.

Elena Haussner ist öko. Aber so richtig. Sie containert. Sie wohnt im Bauwagen. Besetztes Grundstück, natürlich. Sie steckt den benutzten Teebeutel in ihre Manteltasche, weil: toller Kompost. Sie hat kein Geld, kein Handy, keinen Computer. Sie macht Yoga und meditiert. Duzt alle. Und alle halten sie für eine Spinnerin.

Bei „Wilsberg“ sind die Charaktere so grob geschnitzt, dass alte „TKKG“-Folgen dagegen wie klischee- und vorurteilsfreie Aufklärungshörspiele wirken.

„Thomas wollte mir irgendwas Wichtiges sagen“, sagt Hauss­ner schließlich in Wilsbergs Antiquariat und reicht ihm einen Zettel. Darauf steht, kamerakompatibel in Großbuchstaben: „HALLO ELLI ICH MUSS DIR WAS SEHR WICHTIGES SAGEN.“

Später, am Bauwagen, die Polizei hat mittlerweile die Leiche von Thomas gefunden, belauschen Wilsberg und sein Gehilfe Ekki (Oliver Korittke) das Gespräch der Kommissarin mit Elena Haussner: „Ihr Ex-Mann wurde heute früh tot aufgefunden.“ Ekki flüstert zu Wilsberg: „Hast du das gehört?“ Wilsberg: „Ja.“ Ekki: „Der ist wirklich tot.“

Ekki, was hast du an dem „Ja“ nicht verstanden?

Aber auch das ist – neben unlustigen Witzen (Thema diesmal: Müll, Gestank) und Klischeefiguren – Wilsberg: Redundanz. Wenn man beim „Wilsberg“-Schauen bei jeder unnötigen Wiederholung von bereits Gesagtem einen Schnaps trinken würde, man wäre um 20.30 Uhr besoffen – was der weiteren Rezeption eher zuträglich wäre.

Doch so schaut man nüchtern, wie Ekki und Wilsberg sich zur Lösung kalauern und ermitteln, denkt sich alle zwei bis drei Minuten „Das kauf ich euch nicht ab“ – und um 21.45 Uhr weiß man wieder, was man am „Tatort“ oder am „Polizeiruf 110“ hat.

„Wilsberg – Die Nadel im Müllhaufen“, Sa., 20.15 Uhr, ZDF

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