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Jürn Kruse Der Wochenendkrimi Und Wallander schwankt

Wallander ist mittlerweile der neue James Bond: Ein paar Filme des brummeligen schwedischen Kommissars laufen eigentlich an jedem Wochenende im deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehen. Vermutlich hat er im Ranking der Wiederholungen den britischen Geheimagenten längst abgelöst. Und glücklich ist der Zuschauer, wenn am Samstag- oder Sonntagabend ein guter „Wallander“ läuft. Gut sind eigentlich alle Filme mit Kenneth Branagh als Kurt Wallander. Die BBC-Verfilmungen der Henning-Mankell-Krimis. Und dieses Wochenende ist ein gutes Wochenende: Am Sonntag läuft in der ARD „Der Mörder ohne Gesicht“, der Auftakt zur 2009 ausgestrahlten zweiten Staffel mit dem Nord­iren in der Hauptrolle.

Während im ZDF und bei Sat.1 EM-Spiele laufen, sucht Wallander den Mörder eines älteren Ehepaars. Ein Bauernhof in Schonen. Der Mann ist schon tot, als die Polizisten eintreffen. Er hat so viele Verletzungen erlitten, dass die Gerichtsmediziner nicht mehr feststellen können, woran er genau gestorben ist. Kurz bevor die Ehefrau im Krankenhaus verstirbt, haucht sie noch ein Wort: „Ausländer.“

War es ein Raubmord von Ausländern? Wallander will natürlich, dass alle ob dieses letzten Wortes schweigen. Natürlich klappt das nicht. Die Jagd auf Migranten beginnt. Ein Asylbewerberheim brennt. Ein Flüchtling wird erschossen.

Und Wallander schwankt. Zerrissen zwischen Political Correctness und dem Gefühl, von der Politik mit den Zuwanderungsproblemen allein gelassen zu werden. Zwischen seiner beruflichen Dauerbelastung und der Sorge um seinen Vater, bei dem sich die Demenz schlagartig bemerkbar macht. Zwischen dem Versuch, seine Exfrau zur Rückkehr zu bewegen und dem Hass auf sich selbst, weil er fühlt, dass er in seiner Einsamkeit seine Selbstachtung aufgibt.

„Kommissar Wallander: Mörder ohne Gesicht“, 21.45 Uhr, ARD

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