Jürgen Vogt über Venezuelas Hilferuf: Planlos in die Katastrophe
Venezuelas Präsident Nicolás Maduro hat keinen Plan. Angesichts der katastrophalen Versorgungslage nennt er zwar gebetsmühlenartig die Schuldigen: den Wirtschaftskrieg der Bourgeoisie und den Preisverfall beim eigenen Exportgut, dem Öl. Wie das Land jedoch aus der Krise geführt werden kann, darauf hat Maduro keine Antwort. Auch seine erstmalige Bitte um internationale Hilfe mit Medikamenten unterstreicht diese Planlosigkeit: Die Vereinten Nationen sollen helfen, die brachliegende Pharmaindustrie des Landes wieder flottzumachen. Die UNO hätte die besten und fortschrittlichsten Pläne, so der Präsident.
Die Misere hat inzwischen solche Ausmaße angenommen, dass nicht einmal mehr das korrupte System der Medikamentenversorgung aufrechterhalten werden kann. Nach den Armenvierteln ist die Knappheit längst auch in den Apotheken innerhalb der Kasernen angekommen. Die normale Bevölkerung leidet schon seit vielen Jahren unter dem Mangel an Medikamenten. Nach Angaben des venezolanischen Pharmaverbandes sind nur noch 15 Prozent der Medikamente in den Apotheken vorhanden, die normalerweise zu bekommen sein sollten. Menschen sterben an den harmlosesten Krankheiten, weil es an allem fehlt.
Doch auch wenn Venezuelas politische Führung die Krise selbst verschuldet hat, dürfen die Medikamenten- oder Nahrungsmittellieferungen nicht an politische Bedingungen geknüpft werden. Humanitäre Hilfe muss sich an der Not der Menschen orientieren, nicht am Verhalten ihrer Führung. Aber dafür, dass die Hilfen nicht in den dunklen Kanälen der Korruption verschwinden, muss schon Sorge getragen werden. Und darin liegt der große Schwierigkeit. Die Regierung wird alle Mechanismen zur Überprüfung, an wen und wohin Hilfslieferungen gehen, als politisch motivierte Einmischung ablehnen. Allein schon aus Eigeninteresse und Überlebenstrieb.
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