Jüdisches Multisportevent: Kein Sport zu Kriegszeiten
In Jerusalem sollte in zwei Wochen die Makkabiade eröffnet werden. Nun muss sie auf 2026 verschoben werden.
Der Beschluss zur Absage folgt aus dem Krieg, in dem sich Israel und Iran befinden. In einer Erklärung der MWU heißt es: „Die israelische Regierung hat gestern (Sonntag, 15. Juni, d.Red.) die Verlängerung des nationalen Notstands bis zum 30. Juni 2025 im ganzen Land angekündigt.“ Der Präsident der MWU, Amir Gissin, erklärte: „Wir sind natürlich sehr enttäuscht, nachdem so viele Menschen Hunderttausende von Arbeitsstunden investiert haben, um dies zu ermöglichen.“ Aber die Absage sei unter den aktuellen Bedingungen die „verantwortungsvollste Entscheidung.“
In ihren Social-Media-Kanälen teilt die MWU nun einen neuen Slogan für die verschobenen Spiele: „Same values, same vision. Just a little more time“, dieselben Werte, dieselbe Vision. Nur ein bisschen mehr Zeit. Der Organisationschef der Makkabiade, Assaf Goren, sagte der Tageszeitung Jerusalem Post: „Wir waren fast an der Startlinie.“ Die Eröffnungszeremonie am 10. Juli im Jerusalemer Teddy-Stadion sollte mit Popgrößen wie Itay Levy, Eden Golan und Idan Reichel begangen werden.
Deutsches Team an der Seite Israels
Auch aus Deutschland wollte eine Delegation jüdischer Sportler und Sportlerinnen anreisen. Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland, sagte der Sportschau: „Ich bin zum einen tiefstenst enttäuscht, weil man sich vorbereitet und gefreut hat. Aber letztendlich sind das Kleinigkeiten. In erster Linie bin ich stolz und krieg' Gänsehaut, wenn ich sehe, was für ein kleines Land, was für eine kleine Armee sich für uns, für unsere westliche Werteordnung einsetzt.“
Auf der Website seines Verbandes heißt es: „Makkabi Deutschland steht klar und ohne Einschränkungen an der Seite Israels. Unsere Gedanken und Gebete sind bei den Menschen in Israel, bei der Zivilbevölkerung unter Beschuss. Unsere Solidarität gilt ebenso der iranischen Demokratiebewegung, die unter großem persönlichen Risiko für ein freies Iran kämpft. Makkabi Deutschland steht an der Seite aller, die gegen den Terror des iranischen Regimes und für einen echten, nachhaltigen Frieden im Nahen Osten einstehen.“
Nicht nur die Makkabiade, das seit 1932 meist im Vierjahrestakt ausgetragene jüdische Sportfest, muss aussetzen. Der Ausnahmezustand, den die Regierung verhängt hat, betrifft auch anderen israelischen Spitzensport. Etliche Wettkämpfe, etwa die Judo-WM in Ungarn, die Junioren-Schwimm-EM in der Slowakei oder die U-19-Basketball-WM in der Schweiz finden aufgrund der Sperrung des Luftraums ohne israelische Teams statt – oder nur mit den Sportlern und Sportlerinnen, die sich gerade außerhalb des Landes aufhalten.
Auch in Israel ruht der Sport: Im Basketball-Finale zwischen Hapoel Jerusalem und Maccabi Tel Aviv wurde das entscheidende dritte Spiel abgesagt, das Hapoel nur Stunden vor der Entscheidung mit einem dramatischen 77:74-Sieg in der Verlängerung erzwungen hatte. Nun soll es in diesem Jahr keinen israelischen Meister geben – gegen den Willen beider Teams. Maccabi Tel Aviv hat vorgeschlagen, dass sich beide den Titel teilen, und Hapoel-Besitzer Matan Adelson schrieb, eine Absage sei „nicht die israelische Art“. Noch ist der Beschluss nicht definitiv.
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