Jüdischer und muslimischer Feiertag: Tempelberg geräumt
Am jüdischen und muslimischen Feiertag kommt es zu Ausschreitungen. Auslöser ist der Verdacht, die Polizei lasse jüdische Besucher auf den Tempelberg.
Das muslimische Fest Eid Al-Adha fällt in diesem Jahr mit dem jüdischen Fasten- und Trauertag Tischa BeAv zusammen. An diesem Tag wird der Zerstörung des jüdischen Tempels gedacht. Der Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee gilt als drittheiligste Stätte im Islam. Heilig ist der Tempelberg aber auch den Juden: Dort standen die beiden jüdische Tempel, von denen der letzte im Jahr 70 von den Römern zerstört wurde.
Viele Palästinenser versammelten sich am Sonntag an den Toren zur Anlage, nachdem es Gerüchte gegeben hatte, die Polizei erlaube jüdischen Besuchern den Zugang dorthin. Die Demonstranten skandierten „Allahu Akbar“ (Gott ist der Größte) und warfen Steine auf Polizisten.
Die Polizei teilte mit, nach nationalistischen Rufen und Ausschreitungen muslimischer Besucher habe man mit der Räumung des Tempelbergs begonnen. Nach Medienberichten setzte die Polizei dabei auch Blendgranaten ein.
Die Schließung der Anlage für Juden sorgte unterdessen für scharfe Kritik ultra-rechter israelischer Politiker. Transportminister Bezalel Smotrich forderte, der Tempelberg müsse „nach Fortschaffung der Terroristen für Juden geöffnet werden“. Er warf dem rechtskonservativen Regierungschef Benjamin Netanjahu (Likud) vor, dem Terror nachzugeben.
Tödliche Attacke auf Israeli erst vor wenigen Tagen
Um den Tempelberg gibt es immer wieder Streit. Im Sommer 2017 war es zu blutigen Unruhen gekommen, nachdem Israel nach einem tödlichen Anschlag am Tempelberg Metalldetektoren aufgestellt hatte. Israel ließ die Detektoren wieder abbauen, nachdem bei Unruhen vier Palästinenser getötet und mehrere Hundert verletzt worden waren.
Die Lage ist nach dem tödlichen Anschlag auf einen israelischen Soldaten ohnehin angespannt. Am Donnerstag war im Bereich Gusch Etzion südlich von Jerusalem die Leiche des 19 Jahre alten Soldaten gefunden worden. Das Opfer, das zur Tatzeit zivile Kleidung trug, war auch Student einer jüdischen Religionsschule (Jeschiva). Die Leiche wies zahlreiche Stichverletzungen auf.
Am Samstag dann hatten Sicherheitskräfte im Westjordanland zwei palästinensische Tatverdächtige gefasst. Es handele sich um zwei junge Männer – Jahrgang 1995 und Jahrgang 1989 – aus Beit Kahil nahe Hebron, teilte Israels Inlandsgeheimdienst Schin Bet am Samstag mit. Der Jüngere sei ein Aktivist der radikal-islamischen Palästinenserorganisation Hamas.
Bei der Razzia in Beit Kahil sei es zu Unruhen gekommen, an denen rund 100 Palästinenser beteiligt gewesen seien. Sie hätten Steine auf die Soldaten geworfen, diese hätten Maßnahmen zur Auflösung von Demonstrationen ergriffen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Künftige US-Regierung
Donald Trumps Gruselkabinett