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Judenboykott am 1. April 1933„Sie prügelten sie zu Tode“

Die Nazis riefen: Kauft nicht bei Juden! Die meisten Deutschen folgten. Das Erbe der Geschichte verbietet es uns heute, Waren aus Israel zu boykottieren.

Der nationalsozialistische Boykott vom 1. April 1933 kam nicht plötzlich. Schon Jahre zuvor propagierten antisemitische Agitatoren diese Maßnahme. Bild: dpa

Am 1. April 1933, einem Samstag, standen in Deutschland SA-Männer vor Geschäften und Praxen und zeigten Transparente, auf denen stand: „Deutsche! Wehrt euch! Kauft nicht bei(m) Juden! – Die Juden sind unser Unglück! – Meidet jüdische Ärzte! – Geht nicht zu jüdischen Rechtsanwälten“. Allerdings war der 1. April 1933, als SA-Männer die Schaufenster von Geschäften jüdischer Inhaber beschmierten und Käufer am Eintreten hinderten, kein Auftakt, sondern vor allem eine Fortsetzung.

Seit den für die NSDAP erfolgreichen Wahlen am 5. März 1933 hatten sich die Übergriffe der SA auf Juden in der Hauptstadt wie in der Provinz immer weiter gesteigert: Ende März etwa randalierten in Südwestdeutschland Angehörige der SA. Sie brachen in Häuser ein, misshandelten und verhafteten jüdische Männer und schlugen einige straffrei tot.

Der Tag des Boykotts galt dann keineswegs nur Geschäften und Kaufhäusern. So verschleppten SA-Männer am 1. April 1933 in Berlin jüdische Ärzte aus Praxen und Krankenhäusern in ein „wildes“ KZ. Ein jüdischer Chirurg berichtete später: „Zufällig war einer unserer Bewacher ein ehemaliger Patient von mir … Um sich mir erkenntlich zu zeigen, veranlaßte er, daß auf der Rückseite meines Laufzettels handschriftlich vermerkt wurde: „Nicht mißhandeln.“

Als in der folgenden Nacht die SA-Wachmannschaft eine wilde Prügelorgie veranstaltete, hielt ich denen meinen Laufzettel … entgegen. Darauf befahl mir einer: „Hinlegen! und ich warf mich zu Boden und wurde verschont. Rechts und links wurden einige Leute mit Knüppeln so lange geschlagen, bis sie tot waren, es war entsetzlich. Wenn sie sie wenigstens erschossen hätten, aber sie haben sie zu Tode geknüppelt.“

Dem eintägigen Boykott folgten alsbald „juristische“ Maßnahmen. Der in Gesetze gegossene Antisemitismus war gedeckt durch den Willen der Regierung aus Deutschnationaler Volkspartei und NSDAP, die nach den Wahlen gebildet worden war, ebenso wie durch das am 24. März verabschiedete „Ermächtigungsgesetz“.

Heuss stimmte zu

Diesem Gesetz hatten das katholische Zentrum und Liberale – angeführt vom späteren ersten Bundespräsidenten, Theodor Heuss – zugestimmt. Allein die SPD votierte dagegen. Die kommunistischen Abgeordneten waren damals schon ausgeschlossen und in Konzentrationslagern inhaftiert.

MICHA BRUMLIK

Jahrgang 1947, als Kind jüdischer Flüchtlinge in der Schweiz geboren, lebt seit 1952 in Deutschland. Er ist Professor für Erziehungswissenschaften.

Dann ging es Schlag auf Schlag: Am 7. April wurde das „Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums“, das die Entlassung aller jüdischen Beamten und „politisch unzuverlässigen Personen“ verkündet. Am 11. April folgte das „Gesetz über die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft“. Es schloss jüdische Anwälte aus der Anwaltschaft aus. Jüdische Richter wurden von Strafgerichten an Zivilkammern versetzt. Juden, die im Ersten Weltkrieg im deutschen Heer gekämpft hatten, waren zunächst ausgenommen.

Die meisten Deutschen nahmen den Boykott gegen Juden gleichgültig zur Kenntnis, nur eine kleine Minderheit betrat mutig und solidarisch die boykottierten Geschäfte. Die die selbst ernannten Hüter der Moral hingegen versagten: die evangelische Kirche ebenso wie die katholische oder die Freikirchen.

Der Protestant Otto Dibelius, seit 1925 Generalsuperintendent in Berlin, begrüßte nicht nur die Machtübernahme Hitlers. In Reaktion auf Solidaritätserklärungen des US-amerikanischen Federal Council of Churches zugunsten der deutschen Juden kommentierte Dibelius am 4. 4. 1933 auch: „Die letzten fünfzehn Jahre haben in Deutschland den Einfluß des Judentums außerordentlich verstärkt … Dagegen wendet sich die Stimmung eines Volkes, das mit den Folgen der Revolution aufräumen will.“

Am 9. 4. erklärte er: „Schließlich hat sich die Reichsregierung genötigt gesehen, den Boykott jüdischer Geschäfte zu organisieren, in der richtigen Erkenntnis, daß durch die internationalen Verbindungen des Judentums die Auslandshetze dann am ehesten aufhören wird, wenn sie dem deutschen Judentum wirtschaftlich gefährlich wird.“

Bekennende Kirche

Weil er sich gegen die Kirchenpolitik der Nationalsozialisten stellte, wurde Dibelius Mitte 1933 in den Ruhestand versetzt. Er schloss sich der Bekennenden Kirche an. 1949 bis 1961 war er Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche Deutschlands, 1954 wurde er sogar zu einem der Präsidenten des Ökumenischen Rats der Kirchen gewählt. Noch 1965 gab Dibelius zu Protokoll, Juden stets gemieden zu haben, „nicht in feindlicher Gesinnung, aber doch so, daß man das Fremdartige ihres Wesens spürte.“

Auch der katholischen Kirche – obwohl offiziell antirassistisch eingestellt – fiel es schwer, den Boykott zu verurteilen. So bezeichnete der Breslauer Kardinal Bertram den Boykott gegenüber dem Berliner Domkapitular Lichtenberg, der sich für Juden einsetzte, als „einen wirtschaftlichen Kampf in einem uns in kirchlicher Hinsicht nicht nahestehenden Interessenkreis“.

Der spätere Papst Pius XII. – 1933 noch Kardinalstaatssekretär Eugenio Pacelli – verschwieg seinem Vorgänger Pius XI. ein dringliches Schreiben der zum Katholizismus konvertierten Jüdin Edith Stein. In ihrem Brief von Anfang April 1933 hieß es: „Seit Wochen warten und hoffen nicht nur Juden, sondern Tausende treuer Katholiken darauf, daß die Kirche Christi ihre Stimme erhebe.“ Edith Stein wurde 1942 in Auschwitz ermordet.

Auch die Methodisten verteidigten den Boykott: In einem Appell an alle methodistischen Kirchen der Welt wiesen die deutschen Glaubensbrüder Berichte über „angebliche Judenverfolgungen und Greueltaten“ entschieden zurück. Die Skandalisierung des Boykotts sei der „Versuch, die entsetzliche Gräuelpropaganda des Weltkriegs, von der sich die Psyche der Völker kaum befreit hat, neu aufleben zu lassen“. Dadurch werde eine „Verständigung unter den Nationen aufs Schwerste gefährdet“.

Im Übrigen kam der nationalsozialistische Boykott vom 1. April 1933 nicht wie ein Blitz aus heiterem Himmel: Schon Jahre zuvor, im deutschen Kaiserreich und in der Weimarer Republik, propagierten antisemitische Agitatoren, aber auch national gesinnte evangelische Pfarrer diese Maßnahme. Der Boykott stellte eine Etappe auf dem Weg der Vernichtung der Juden bis in die Gaskammern von Birkenau und an die Erschießungsgräben der Ukraine dar.

Der Boykottappell ist moralisch nicht zu verantworten

Dies ist – achtzig Jahre nach dem 1. April 1933 – der historische Hintergrund, vor dem der heute von verschiedenen Seiten erhobene Aufruf zu sehen ist, Waren, die nicht nur im Westjordanland, sondern auch in Israel hergestellt werden, zu boykottieren. Und vor eben diesem Hintergrund ist der Boykottappell moralisch und historisch nicht zu verantworten – auch wenn er mit dem Menschen- und dem Völkerrecht begründet wird.

Daran ändert auch der Umstand nichts, dass sich einige jüdische Intellektuelle, die sich einem prophetischen, universalistischen Judentum verpflichtet sehen – genannt sei etwa die Philosophin Judith Butler – dieser Bewegung angeschlossen haben. Der Boykott solle so lange gelten, bis der den völlige Rückzug aus dem Westjordanland vollzogen, die völlige rechtliche Gleichstellung aller nichtjüdischen israelischen Bürger garantiert und das uneingeschränkte kollektive Rückkehrrecht der Nachfahren der 1947 vertriebenen Palästinenser anerkannt ist.

Die BDS-Bewegung (Boykott, Desinvestment, Sanktionen), die der Palästinenser Omar Barghouti begründet hat, ist in ihren Zielen weitgehend identisch mit dem 2009 von palästinensischen Christen verfassten „Kairos Dokument“, das auch die evangelische Kirche in Deutschland umtreibt. Darin heißt es: „Die zivilen Organisationen der Palästinenser, aber auch die internationalen Organisationen, die Nichtregierungsorganisationen wie auch eine Reihe von religiösen Institutionen appellieren an Einzelne, Gesellschaften und Staaten, sich für den Rückzug von Investitionen und für Boykottmaßnahmen der Wirtschaft und des Handels gegen alle von den Besetzern hergestellten Güter einzusetzen.“

Das Dokument fällt durch gewollte Unschärfe auf: An keiner Stelle definiert es, was „Besetzung“ heißt und um welches Territorium es genau geht. Überzeugte Feinde des Staates Israel können unter „Besetzung“ durchaus dessen gesamtes Territorium verstehen und nicht nur die 1967 besetzten Gebiete.

Spätestens hier, wo das Ende des israelischen Staats angepeilt wird, belastet die deutsche Geschichte das naive moralische Engagement. Antisemiten, aber auch Kinder und Enkel antisemitischer Mitläufer oder Massenmörder, könnten sich – wenn auch aus edelsten Motiven – von derartigen Boykottaktionen gegen den Staat Israel hingezogen fühlen.

Politisches Druckmittel

1933 begründeten die Nationalsozialisten ihren Boykott jüdischer Geschäfte unter anderem damit, dass „jüdische Kreise“ Deutschland boykottieren wollten. Der heute als politisches Druckmittel gegen Israel geplante Boykott repräsentiert offenkundig im historischen Unbewussten vieler Deutscher nur eine Wiederholung der Geschichte. Derlei unbewusste Gleichsetzungen aber sind strikt zu vermeiden.

Vorbedingung zu einem begründeten moralischen Urteil und vernünftigen politischen Handeln kann nur die nüchterne, das heißt, differenzierte Erkenntnis sozialer Fakten sein kann. Pointiert gesagt: Die deutschen Juden wären froh gewesen, hätten sie im April 1933 jene politischen Spielräume gehabt, über welche die israelischen Staatsbürger arabischer Nationalität heute verfügen.

Auf jeden Fall bereitet die Erblast der christlichen, der protestantischen, der nationalsozialistischen Geschichte des Boykotts von Juden bis heute auch christlichen Solidaritätsgruppen mit Palästina Schwierigkeiten, über die sie nicht einfach hinweggehen können.

Nach wie vor nämlich schwebt nämlich Martin Luthers unheilvolles Erbe über allen derartigen Aktivitäten. Hatte der Reformator doch 1543 in seiner Schrift „Von den Jüden und ihren Lügen“ unter anderem gefordert, den Juden den „Wucher zu verbieten und nehme ihnen alle barschaft und kleinod an Silber und Gold und lege es beiseite zu verwahren …“ Der 1. April 1933 hat – jedenfalls in Deutschland – die Voraussetzung für einen naiven Boykott israelischer Waren ein für allemal zerstört. Verantwortlich dafür sind „unsere Mütter, unsere Väter“.

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82 Kommentare

 / 
  • SK
    Selber Kochen

    Ich entscheide was ich boykottiere, sonst niemand. Zum Beispiel boykottiere ich Fertiggerichte, egal ob die aus Israel sind oder nicht.

  • L
    lowandorder

    + zum Leserbrief heute von Georg Fritzen

     

    Er legt systemisch den Finger in die Wunde:

    Juden in Nazideutschland waren Opfer,

    bezahlten vielfach mit dem Leben.

    Der Staat Isreal ist seit 1948 nicht in der Opferrolle,

    wollte das nie sein und ist es in Bezug auf die völkerrechtswidrig

    besetzten Gebiete ohnehin nicht.

     

    Brumliks Ansatz ist asymetrisch - vulgo der Vergleich hinkt;

    hat gar - keine Füße!

    Er versucht leider und ziemlich durchsichtig,

    die alte Kiste (Erb)Schulddebatte in kleiner Münze

    zu instrumentalisieren.

    Das ist - wenn man wie er offensichtlich - zu nah

    vor der Wand steht verständlich, übersieht aber,

    daß gerade diese Haltung eine an Menschen- und Völkerrecht

    materiell orientierte Politik des Staates Israel als Völkerrechtsubjekt

    verhindert.

    Micha Brumlik hat lange Zeit und erfolgreich

    das Fritz-Bauer-Institut geleitet;

    aber dieser unerschrockene und unbestechliche

    Namensgeber würde ihm ob solcher Haltung

    so langsam mal tüchtig die Ohren lang ziehen.

     

    Erkenntnis und Interesse liegen einfach zu dicht beieinander.

    Und das - mit Verlaub - haben die millionenfachen

    Opfer der Shoa nicht verdient.

  • M
    Mona

    Ich bin in der Pflicht, als deutsche Staatsbürgerin, die Erinnerungen an die Gräueltaten die im Dritten Reich begangen wurden wach zu halten.

    Ich sehe mich NICHT als Person verantwortlich dafür, was die Generation meiner Großeltern getan hat. Ich lasse mir NICHT das Recht und die Pflicht nehmen auch durch Boykotte von o.g. Produkten gegen die Menschenrechtsverletzungen durch die Regierung Israels an den plästinensischen Siedlern zu protestieren.

    Das Erbschuld-Motiv ist eine billige Entschuldigung den Mund nicht aufzumachen - das ist meine Meinung.

  • T
    Thomas

    In absoluten Zahlen hatte kein Land im zweiten Weltkrieg so hohe Opferzahlen wie Russland.

     

    Nach der fragwürdigen Logik von Micha Brumlik müsste demnach auch heute noch, jede Kritik an der russischen Regierung von Putin vermieden werden.

     

    Der Staat Israel verspielt nach und nach alle Sympathien. Schade.

  • N
    noevil

    Sehr geehrter Herr Brumlik! Was ist Zivil-Courage?

     

    Meine Definition: Heutzutage ziemlich einfach handzuhaben - wenn man das Recht auf eigene Entscheidung wahrnimmt und sich selbst für oder gegen Boykott entscheidet - dagegen erheblich schwieriger vor 80 Jahren, den Mut zu haben, trotz eines staatlich verordneten Boykottaufrufs sich zu solidarisieren, in jüdischen Geschäften einzukaufen und das Risiko auf sich zu nehmen, drastische Folgen tragen zu müssen. Denn der Nazistaat damals baute bekanntlich im ganzen Volk - extremst unter der jüdischen Bevölkerung - auf auf der Verbreitung von Zwang, Angst und Schrecken.

     

    Hier und heute ist Zivilcourage eher erkennbar an der Bereitschaft, unter Einsatz der eigenen Sicherheit Bedrohte und Schwächere zu schützen gegen die Aggressivität Dritter.

     

    Ich habe den Eindruck, dass die heutigen Leserkommentare zum größten Teil sehr ausgewogen und hochwertig ausfallen, klasse!

     

    Gerade, wenn uns unsere Freunde kritisieren ist es für uns ein Grund, nachdenklich zu werden, denn - wer, wenn nicht - sie meinen es gut mit uns. Das sollte man auch in Israel's Regierung bedenken bevor gleich "Antisemitismus" geschäumt wird.

     

    Übrigens geht es mir um Gerechtigkeit und Mündigkeit. Deshalb tanke ich in eigener Entscheidung nach hoffentlich eingehender Information nicht an Tankstellen, die Produkte von Ölgesellschaften anbieten, die Öl fördern und exorbitante Gewinne machen, während sie ausgeschöpfte Lagerstätten einfach liegenlassen und ihrer Existenz beraubte Menschen sich selbst überlassen. Ich trinke Leitungswasser statt Flaschenwasser und ich kaufe nur Fisch aus nachgewiesen nicht bedrohten Gebieten, nach nicht mit Schleppnetzen abgeweideten Fangmethoden. Nur, dass damit die ewigen Nörgler Ruhe geben, die glauben, ein Verweis auf all die anderen weltweiten Probleme würde genügen, diejenigen verstummen zu lassen, die sich gegen offensichtliches Unrecht wenden.

     

    Von da haben wir in Deutschland eine sehr positive Entwicklung genommen, über die ich mich sehr freue.

     

     

    PS: Herr Brumlik, was meinen Sie, wieviele Leute Sie mit Ihrem Kommentar vom Empörten zum Bekehrten gewendet und von Ihren Ansichten überzeugt haben?

  • E
    ebertus

    @Harald

     

    "BDS ist eine globale Bewegung, eben nicht von Europa im Allgemeinen und keinesfalls von Deutschland im Besonderen ausgeht, die sich in guter Tradition, sprich: dem Boykott gegen das Apartheidregime in Südfafrika sieht und sich anschickt, über sog. grassroots und NGO's hinaus globale Relevanz zu entwickeln."

     

    So mag ich Ihr Statement mal etwas abwandeln. Und falls Sie mit Ihrer dann gleich noch weiter in Sippenhaft nehmenden Einlassung meine Frage, meinen impliziten Satz weiter unten bekräftigen wollten, dass beinahe alle der rund sieben Milliarden Menschen dieser Erde potentielle Antisemiten sind (außer Mutti vielleicht...), dann scheint mir eine rationale Diskussion nicht wirklich zielführend.

     

    Soweit wollte ja nicht einmal Micha Brumlik beim taz-cafe gehen; gestand er doch anderen als eben denen mit "deutschem Opa" durchaus das Recht zu, sich für BDS zu engagieren.

  • JM
    Jurek Molnar

    Das Bedürfnis Israel zu boykottieren - im Namen der Menschenrechte selbstverständlich - korrespondiert eng mit der Frage, wie die Deutschen und Österreicher sich selbst wieder als moralische Instanzen wahrnehmen können.

    Da existiert dieses besondere "Gefühl der Verantwortung" gegenüber Israel, das Leute wie Irene Wachendorff entstehen lässt. Scharlatane, deren Eltern Nazis waren und die sich eine ganze jüdische Identität erfinden, samt Eltern, die Auschwitz überlebt haben sollen, damit sie als "Israelkritikerin" Karriere machen können und ihre Sätze mit "Ich als Jüdin...." beginnen, wenn sie Gaza mit dem Warschauer Ghetto vergleichen.

     

    Es soll Israel und israelische Waren boykottieren wer will. Brumliks moralischer Appell ist einfach fehl am Platz. Nicht die Geschichte verbietet das, sondern die Geschichte ist der Grund, warum "Israelkritiker" unbedingt Israel boykottieren wollen. Der rechte und linke Zeitgeist wollen es, dass die Geschichte immer als Verdrängtes wiederkehrt. Nicht trotz sondern wegen Auschwitz gibt es Antisemitismus. Und es ist wegen der deutsch-österreichischen Zusammenarbeit beim Holocaust, dass man heutzutage Isarel belehren will, wie es sich moralisch richtig zu verhalten hat.

  • H
    Harald

    Hallo Pepe und ebertus

     

    euer netter kleiner Gedankenaustausch ist doch eigentlich gar nicht nötig. Der Judenhass ist eine globale Bewegung, die, von Europa im Allgemeinen und Deutschland im Besonderen ausgehend, die ganze Welt erobert hat.

     

    Nazi-Trachtenvereine gibt es in Holland, Frankreich, Spanien und im iberischen Südamerika. Gerade dort.

  • E
    ebertus

    @Pepe

     

    Danke für den launigen Einwand, so adressiert er ein auch in meinem privaten und beruflichen Umfeld bereits mehrfach existierende "Problem", welches hierzulande für sog. Antideutsche und andere "Best friends of Israel" zunehmend relevant wird, wenn es um den diffamierenden, schuldzuweisenden Terminus namens "die Deutschen" geht.

     

    Dass auch ein Micha Brumlik auf dieser eher schlicht-primitiven Welle reiten, sich ins zunehmende Abseits stellen wollte, das find' ich irgendwie schade.

     

    Konkret aus meinem Umfeld: Die Tochter eines Holländers und einer Deutschen ist aktuell mit einem Franzosen liiert und lebt nach nach dem Studium, nach erster Berufstätigkeit bei Paris aktuell in der Schweiz. Darf sie, ihr Freund oder ggf. aus der Beziehung resultierende Kinder ohne schlechtes "deutsches" Gewissen BDS unterstützen?

  • SM
    Solidarität mit Israel

    @BDS-Unterstüzerin

     

    Was soll das besserwisserische Getue? Auch Anders Breivik hat sich damit verteidigt, besser informiert zu sein als die meisten.

     

    Hitler nahm das in Anspruch, und vermutlich auch Idi Amin. Ich bin ganz ausgezeichnet informiert, und kann behaupten, dass Brumlik es in diesem Falle auch ist. Auch bist eventuell gut informiert, was dich aber überhaupt nicht zu richtigen Schlussfolgerungen führt.

     

    Wer diskutieren möchte, sollte es mal mit Argumenten versuchen statt mit dem Vorhalt unzureichender Information an die Gegenseite. Das ist Agitprop, keine Debatte.

  • W
    W.F.

    Lieber Herr Brumlik, da gibt es also Menschen in Deutschland, die es ablehnen, von Israel vermarktetes Obst und Gemüse zu essen, das produziert wurde in unter israelischem Besatzungsrecht stehendem palästinensischem Okkupationsgebiet. Wissen Sie um die tagtägliche israelische militärische Repression der Palästinenser in der Westbank ? Kennen Sie die zerstörerischen Folgen dieses Tuns auf die liberale Seele Israels ? Bekümmert es Sie nicht auch, welchen Schaden das Ansehen Israels dadurch in der Welt erfährt ? Und Menschen, denen unter solchen Umständen produziertes Obst und Gemüse nicht schmecken will, rücken Sie in die Nähe aktiver Antisemiten ? Wie leichthin, eigentlich inflationär Sie die Schärfe dieses Begriffes verwenden, erschreckt mich.

  • P
    Pepe

    Hallo Herr Blumik,

     

    Meine Mutter ist Deutsche, mein Vater Peruaner (Halb Quechua, halb Weiß (vor allem Spanisch, aber vermutlich auch Deutsch so genau wissen wir es nicht))

     

    Wir sind mit meiner Einschulung nach Deutschland gekommen.

     

    Wie überträgt sich die Schuld ihrer Meinung nach? Nach der Mutter (mit den Organellen), dem Vater (Traditionell), dem Pass, dem Nachnamen, dem Aufenthalt?

    Oder reicht es wenn ein Elternteil Deutsch ist, also überträgt es sich dominant, oder müssen beide deutsch sein (rezessiv). Kann ich die Niederländische Uroma meiner Mutter mit den vermuteten eventuellen deutschen Vorfahren meines Vaters (die sind dann aber vor 1900 nach Südamerika) verrechnen?

    Ich hab die dunkle Haarfarbe und Augenfarbe meines Vaters, ist das wichtig? Wenn ich wieder nach Peru ziehe, darf ich dann Israel boykottieren, macht das einen Unterschied? Oder muss ich die Mehrheit meines Lebens außerhalb von Deutschland gelebt haben?

     

    Oder kann ich beruhigt boykottieren weil Sie doch Traditionell nach der väterlichen Linie gehen, und die geht Richtung Tupac Amaru, nicht Richtung Hitler.

     

    Ich bin verwirrt. Helfen Sie mir. Bin ich deutsch genug um Israel nicht boykottieren zu dürfen?

  • B
    BDS-Unterstüzerin

    Wenn ich manche Kommentaren lese, ist es erstaunlich, wie ein Mangel an Information über was tatsächlich tagtäglich in Palästina passiert, was tatsächlich Israel von allen internationalen Human Rights Gruppen und UN-Beobachtern, der EU (!) vorgeworfen wird, wieviel friedliche Widerstand es gibt (BDS gehört auch dazu), bezeugt wird. Viele reagieren so, als ob hier persönliche Meinungen und Positionen wichtig sind, oder zu Debatte stehen, und nicht ernsthafte Verbrechen gegen die Menschheit, die von einen unglaublich stark bewaffneten Armee von Propagandisten gerechtfertigt wird.

    Wenn überhaupt ein Vergleich zum Dritten Reich geben soll, geht es nur um uns, eine Bevölkerung die wegschaut, Fakten ignoriert, Denkfaul und Manipulation- und Indoktrinationanfällig ist...und was neues dazu: hier schwingt der Keule der sogenanten "Erbe der Geschichte" (!).

    Ich fordere jeden auf, sich gut zu informieren. Liess Amira Hass, Ilan Pappe, Gilbert Achcar (über zionistischen Demonizierung von Menschen der arabischen Länder), Gideon Levy (alles extrem lesenswert)- alle Menschen, die sich nichts mehr wunschen als das Juden und Araber zusammen leben, dann schauen Sie mal, ob sie vielleicht doch BDS besser verstehen.

  • B
    BDS-Unterstützer

    Hier kann man lesen, wie der Versuch BDS zu verleumden in anderen Ländern vorgeht und wie ein jüdische BDS-Unterstützer, David Letwin, es widerlegt:

    "On 24 April, The New York Times featured a large ad in which David Horowitz smeared the Palestinian campaign for boycott, divestment and sanctions (BDS) against Israel.

    According to Horowitz, BDS represents a Nazi-like boycott of Jewish businesses, bears indirect responsibility for the recent murder of a rabbi and three Jewish children in France, and contributes to “calls for a new Holocaust throughout the Middle East and Europe.”

    To a growing number of Jewish BDS supporters like myself, these charges are a cynical exploitation of our ancestors’ suffering in Europe meant to distract from Israel’s crimes against the Palestinian people.

     

    The truth is, the Palestinian BDS campaign targets neither Jews nor Judaism, but rather individuals and institutions — regardless of ethnicity — that maintain the Israeli apartheid state. In this, BDS resembles numerous social justice boycotts, including those against Nazi Germany, segregated buses in Alabama and apartheid South Africa.“

    The Electronic Intifada, 7.Mai,2012

  • CR
    Christine Rölke-Sommer

    und da es mit der moral und dem boykott so einfach wirklich nicht ist, frage ich mich: wie kann mensch gegen BDS sein aber gleichzeitig für sanktionen gegen Iran?

    anders gefragt: wie kann mensch einer grasroot-bewegung die moralische legitimation absprechen und die der sog. mächtigen unhinterfragt bejahen?

  • E
    ebertus

    Als Teilnehmer der Veranstaltung im taz-cafe war ich schon gespannt, ob und wie Micha Brumlik sein dort nicht wirklich überzeugendes "Standing" nacharbeiten würde. Mein vorläufiges Fazit zu dem Text hier:

     

    Es ist einfach zuviel (bekannte) deutsche Historie, welche einer aktuellen, einer globalen Bewegung wie BDS kaum den relevanten Rahmen geben kann. Barghouti und auch Butler stehen für diese globale Zielrichtung, welche sich anschickt, aus den grassroots, dem NGO-Support heraus zu wachsen. Eine ähnliche Veranstaltung am Brooklyn-College in NYC vor einigen Wochen markiert den mitunter kontroversen Weg, die entsprechende UN-Resolution Ende letzten Jahres nicht zu vergessen.

     

    Und was ist denn mit den anderen, den knapp sieben Milliarden Menschen dieser Erde? Dürfen die BDS unterstützen? Brumliks beinahe verzweifelter Hinweis auf "den deutschen Opa" beim taz-cafe markiert doch eher den Rückzug aus der globalen Realität, hegt bestenfalls den deutschsprachigen Raum etwas ein, hat einen Touch von ewig währender Sippenhaftung. Und ein Letztes. Nicht 1933 taugt als Vergleich, sondern das nicht nur historisch näher liegende Südafrika zu Zeiten der Apartheid. Barghouti hatte mehrfach darauf verwiesen, eine dahingehende Resonanz von Brumlik blieb aus; hier wie dort.

  • J
    Jupp

    Boykott und Sanktionen sind genau das Mittel, mit der die israelische Regierung, wie auch die sie tragenden Bevölkerungsgruppen, zur Vernunft gebracht werden können und an denen es bislang gemangelt hat.

     

    Da die Regierungen des Westens, hauptsächlich die USA im UN-Sicherheitsrat, dabei bislang versagt haben, ist das durch NGOs und Einzelnen geforderte Boykottbestreben eine verbleibende Alternative.

     

    Und dabei stellt es überhaupt keinen Ausschlußgrund dar, ob dabei jemand aus Finnland, Portugal, Südafrika oder Neu-Seeland stammt, oder eben auch aus der BRD.

  • S
    Starost

    Genau, immer fein differenzieren. Ich boykottiere Gänsefleisch auch nur, wenn es aus Hinterpommern oder Oberschlesien kommt.

  • S
    sebastian

    Das vorher von juedischen Gruppen in Amerika zum 8oycott Deutscher Waren aufgerufen wurde sollte aber auch erwaehnr werden.

     

    Und die Tatsache das der deutsche Boycott nur am 1 April war, einem Samstag, also am Sabbat.

  • AB
    Arne Babenhauserheide

    Ich fand den Artikel interessant (spannende Geschichts-Informationen), bis das Wort Erblast kam: Damit wurde aus dem Aufruf zum Geschichtsbewusstsein eine Schuldzuweisung, die für die meisten heute Lebenden nicht mehr gültig ist.

     

    Ich will aus der Geschichte lernen. Aber nicht aus Schuld heraus, sondern um einer positiven Gesellschaftsvision näher zu kommen. Die Geschichte kann uns zeigen, welche Handlungen dafür schädlich sind.

     

    Ich will in einem Staat leben, in dem Menschen aller Religionen und nicht-Religionen zusammen leben können. Da dem Artikel zufolge Boykott-Aufrufe früher der Einstieg in die Institutionalisierte Judenverfolgung waren, sollten wir sie heute wohl auch mit Vorsicht genießen: Dadurch öffnen wir allzu leicht ein Einfallstor für Leute, die nicht nur für ein freundliches Nebeneinander von Israel und Palästina einstehen.

  • B
    Bachsau

    Man kann entweder ewig an der Vergangenheit festhalten und Juden mit Israel in einen Topf werfen, oder man behandelt es endlich als das was es ist: Ein Staat, der genauso beurteilt werden sollte, wie jeder andere auch.

  • M
    Moritz

    Ohne mich hier weiter zur Debatte äussern zu wollen, aber wenn ein Abschnitt über die Verstrickung und Teilnahme der offiziellen christlichen Institutionen an der Judenverfolgung mit der Überschrift "Bekennende Kirche" und damit dem Namen so ziemlich der einzigen organisierten aktiven Opposition aus dem ganzen christlichen Haufen versehen wird, ohne diese auch nur zu nennen, ist das entweder vollkommen ignorant oder sprengt m.E. die Grenze akzeptabler Ironie/Polemik.

    Hausaufgaben machen.

  • B
    Beobachter

    In der DDR war Boykotthetze ein Straftatbestand. Das ist im

    "Rechtsstaat" nun nicht mehr der Fall. Wäre es so, hätte allerdings die Lieblingsklientel der TAZ zuallererst ein Problem. Denn die Boykotthetze gegen Israel kommt eben aus dieser links-grünen Ecke. Ebenso wie weitere Erscheinungsformen dieser Hetze, ob nun gegen Inhaber bestimmter Textilhandlungen, gegen Denkmale oder Gedenkveranstaltungen - Die einstmals braunen Schmierfinken und Eierwerfer, Schläger oder Brandstifter sind jetzt rot (und grün). Hier kann man nur sagen: Wehret den Anfängen !

  • F
    Franziska

    Der Artikel beginnt gut und endet dann, meines Erachtens, mit einer sehr kurz gefassten Schlußfolgerung. Kurz gefasst, weil sie die Realität in Deutschland mit keinem Wort erwähnt. Die Realität ist nämlich, dass wir bis heute Straßennamen haben, die zu Ehren von Nazis vergeben wurden, das wir zulassen, dass diese Namen nicht geändert werden, weil sich die Bürger solcher Straßen nicht an neue Namen gewöhnen wollen! Es lässt außer Acht, dass wir im Jahr 2012 eine Debatte über ein "Beschneidungsverbot" geführt haben, die trotz des positiven Ausgangs den faden Nachgeschmack hinterlässt, dass es wieder "in Ordnung" ist jüdische Traditionen als barbarisch und "gefährlich" dar zustellen. Und viele weitere Beispiele.

    Jetzt also zu sagen, wir "dürfen" an einem solchen Boykott, der sich nicht gegen "jüdische Produkte" (aufgrund von Antisemitismus) wendet sondern gegen "israelische Produkte" (aufgrund der Besatzung), nicht teilnehmen, erscheint fast heuchlerisch. Duldet man doch den offenen Antisemitismus im eigenen Land oder übersieht ihn zumindest des öfteren. Deutschland wird niemals beweisen können, dass es den Antisemitismus endgültig überwunden hat, solange es davon ausgeht, es müsse nur immer alles der israelischen Regierung akzeptieren und gutheißen anstatt wirklich aufzuarbeiten, wirklich umzudenken. Aber das ist nur meine bescheidene Meinung.

  • GE
    Gutes Erbe hinterlassen ist Pflicht

    Na ja, Brumlik wird nun der letzte sein, den man ernst nehmen könnte, falls er fordert, man dürfe Israel nicht mit Juden gleichsetzen und die Politik seiner Führung nicht mit der israelischen Bevölkerung.

     

    Die Bevölkerung Israels wäre allemal einem Boykott zugänglich, da sie - anders als in Diktaturen – als für die Politik der von ihr gewählten Regierung auch mehrheitlich verantwortlich gesehen werden kann.

     

    Man kann sich auch schlecht gegen rechtswidrige Besatzung, oder Vertreibung, oder Majorisierung durch fremde Bevölkerung weltweit stellen, wollte man in Palästina eine Ausnahme machen.

    Sei es wie damals durch Indonesien in Ost-Timor, wie es China in Tibet oder anderen Teilen des Großreiches macht, Birma gegenüber Minderheiten wie auch Indien, Marokko in der West-Sahara oder wie unter Saddam Hussein im Irak geschehen, in den Ländern Lateinamerikas, wo die Indigenen immer noch einen schweren Stand haben. Südafrika, das damalige Rhodesien usw. sind nicht vergessen.

     

    Dringend geboten ist ein Boykott aufgrund der akuten Umstände gerade eben auch gegenüber dem Staat, den die BRD finanziell maßgeblich, im Gegensatz zu den vorgenannten, in seinem Bestand und Auftreten unterhalten hat – und dies natürlich nicht zum Schaden jener, die hierzulande tatsächlich maßgebliche Verantwortung für Verbrechen in der Nazizeit hatten.

     

    Ein Boykott kann also auch einen positiven Effekt auf die Meinungsbildung in Israel haben. Da wäre es sogar effektiver, wenn er sich generell gegen alle mit "Made in Israel" gekennzeichneten Produkte richten würde, auch als Hilfe für die „Gleichgültigen“ in diesem Land. Schließlich sind die Siedler nur die vom Staat Israel auserkorene Gruppe, die seine Staatsdoktrin auch außerhalb der eigenen Landesgrenzen verwirklichen sollen.

  • K
    kuestenstelze

    "Das Erbe der Geschichte ..", ich kann es nicht mehr hören!!!!

    Ich nehme dieses Erbe nicht an. Wie viele Generationen sollen hierzulande noch zu Kreuze kriechen? An die jungen Deutschen von heute, damit sie es nicht so schwer haben mit ihrem Bekenntnis zu ihrem Volk wie fast drei Generationen vor ihnen, appelliere ich mit den Worten: Seid wachsam, nicht mehr und nicht weniger als es jeder Demokrat jedes beliebigen Volkes heute ist. Wehrt Euch gegen weitere Versuche, Euch an den Pranger zu stellen. Entweder gibt es Moral, dann gilt sie für alle Menschen, ganz gleich welcher Religion, Gesellschaftsordnung, Ethnie oder Abstammung.

    Herrn Brumlik ist zu raten, sich ein realistisches Bild zu machen von der heutigen Gesellschaft und nicht ein 'Wiederkäuer' dessen zu bleiben, was uns seit mehr als 50 Jahren selbst in unseren Träumen noch verfolgt und doch nicht ungeschehen gemacht werden kann.

    Geben Sie endlich den Weg frei für die jungen Leute in unserem Land, damit wenigstens diese ihren klaren Blick behalten dürfen.

  • A
    Anna

    Es gibt gerade mal 14 Millionen Juden auf der Welt, bis auf Israel haben sie keinen eigene Staat für sich.

    Die Palästinenser sind auch nicht arg lange in Israel, zudem gibt es unzählige islamische Staaten.

     

    Warum fokussieren sich also alle auf die Israelis, die nicht einmal ein anderes Land für sich haben? Die Palästinenser haben da andere Möglichkeiten.

     

    Und warum fokussieren sich vor allem die Linken so auf Israel? Der Iran, die Türkei und Nordkorea sind tausend Mal schlimmer!

  • IN
    Ihr NameMonika Klaiber

    Warum nicht gleich zurück zu Adam und Eva in der Argumentation? Viele Israelis haben nicht bemerkt, dass sie von Opfern zu Tätern geworden sind. Und wiederum FORDERN auch viele Israelis sogar von den Deutschen, Sanktionen zu verhängen, damit die Grausamkeiten gegen die Palästinenser endlich aufhören...

  • ES
    El Shaddai

    "Und vor eben diesem Hintergrund ist der Boykottappell moralisch und historisch nicht zu verantworten – auch wenn er mit dem Menschen- und dem Völkerrecht begründet wird."

     

    wo zur hölle leben wir denn!? menschenrecht hat nichts zu melden gegenüber einem, zugegebenermaßen schrecklichen verbrechen, welches aber bald 70 Jahre her ist? Weil damals juden unterdrückt, drangsaliert und getötet wurden, ist es okay, wenn dieser staat sich heute gegenüber den palästinenser ebenso falsch verhält? warum muss ich als deutscher einer generation, die nichts, aber auch so gar nichts mit den verbrechen der nazizeit zu tun hat, ein auge zudrücken, weil nichtmal meine vorväter, aber die zeitgenossen meiner vorväter, grausame verbrechen an diesem volk verübt haben?

    und warum zum teufel soll ein damals ausgelöschtes jüdisches leben es rechtfertigen, wenn die israelis heute mit ihrem siedlungsbau hunderte palästinensische leben gefährden? von folter, verschleppung und mord des mossad und des shin beth mal ganz zu schweigen?

  • 5
    5/10

    gut geschrieben

  • P
    peter

    Was ist Kritik an israelischer Politik, was Antisemitismus? Damit beschäftigt sich eine Handreichung der Amadeu Antonio Stiftung: http://www.amadeu-antonio-stiftung.de/aktuelles/broschuere-man-wird-ja-wohl-israel-noch-kritisieren-duerfen/

  • IN
    Ihr Name

    Ich wollte gerade diesen Artikel lesen, als ich noch die Titelunterschrift gesehen habe. Danach war mir meine Zeit zu schade.

     

    Der Artikel war beim scollen aber lang, hat sich jemand Mühe gegeben schätze ich. Schade nur, dass das nicht ohne die Definition der bösartigen imaginären dt. Rasse ging.

     

    Mag einfach keine Artikel von Rassentheoretikern lesen.

  • K
    kopfschüttler

    Wer der Meinung ist das der Siedlungsbau der Grund für den Nahost-Konflikt ist, der hat sich mit der ganzen Sache wirklich nicht auseinandergesetzt.

    Der Großteil der hier kommentierenden sind anscheinend reine Israelboykottierer, Nahost-Expterten und wissen natürlich ganz genau was das richtige ist, was getan werden sollte.

    Leute, hört auf mit eurem Geschwafel und latenten Hass auf Israel, bloß weil der jüdische Staat euch jeden Tag aufs neue deutlich macht, das eure Vorfahren es nicht geschafft haben das Übel der Welt aus der Welt zu schaffen, nämlich die Juden.

    Habt ihr nichts besseres zu tun als euch dauerhaft über Israel auszulassen?

    Es gibt noch hunderte andere Staaten über die man diskutieren könnte, wie z.B. den Staat von Kim-Jong Un.

    Aber nein, es grenzt schon an einer Obsession, denn überall wo es um Israel geht, kommt ihr an und müsst euren Müll dazugeben, weil ihr es alle besser wisst.

    "Kauft nicht bei Juden!" - ist es euch ein Begriff?

    Ihr tut genau das gleiche! Ihr boykottiert jüdische Produkte und euch fällt es überhaupt nicht ein mal über eurer Verhalten nachzudenken.

    Ihr seid doch wirklich verloren und armselig dazu.

  • D
    Dodo

    "1933 begründeten die Nationalsozialisten ihren Boykott jüdischer Geschäfte unter anderem damit, dass „jüdische Kreise“ Deutschland boykottieren wollten. Der heute als politisches Druckmittel gegen Israel geplante Boykott repräsentiert offenkundig im historischen Unbewussten vieler Deutscher nur eine Wiederholung der Geschichte. Derlei unbewusste Gleichsetzungen aber sind strikt zu vermeiden."

    ____________

    Falls es diese durch viele Deutsche "unterbewusst" vorgenommene Gleichsetzung wirklich gäbe, wäre die Konsequenz, die Brumlik vorschlägt, richtig. Nur sehe ich diese Gleichsetzung nirgendwo unterbewusst, sondern nur bewusst vorgenommen, und zwar ausschließlich bei den Gegnern eines Boykotts.

    Das ändert nichts daran, dass ein Boykott vllt. falsch ist. Aber gerade die vom Brumlik geforderte nüchterne Analyse, an deren Ende dieses Ergebnis stehen könnte, wird durch eine so irrationale Gleichsetzung verhindert.

  • RS
    Rudolf Stein

    @ von Gonzi

    Warum bleiben Sie auf halbem Wege stehen? Warum den Boykott nicht so lange fortsetzen, bis es keine Juden mehr in Palästina gibt? Das wäre am sichersten, denn wo kein Jude mehr, auch kein Israel mehr und keine israelischen Waren, die boykottiert werden müssen. Allerdings gäbe es dann auch nichts mehr, was man kaufen könnte, höchstens noch Sand für die Spielkiste der Kleinen im Villengarten.

  • TL
    Tim Leuther

    @D.J.

    Mir kommt es eher vor als ob Sie spammen tun. Daher auch so viele Einzeiler zu Absäten. Egal gegen wen.

  • SM
    Solidarität mit Israel

    Wichtig und richtig, dass Brumlik diese historisch sorgfältige Herleitung wählt und auch den Vergleich zwischen dem, was Juden damals an Spielraum hatten, mit demjenigen, der sich heute Palästinensern bietet, nicht scheut.

     

    Gerade die zahlreichen Repliken, die wieder ganz unreflektiert von Kolonialismus etc. reden, ohne sich etwa mit der Frage zu befassen, wem welche Gebiete beispielsweise völkerrechtlich eigentlich gehören, ob tatsächlich Menschen durch die Siedler weggedrängt wurden, oder, die einfach die Gleichsetzung "gegen den Boykott = gehört in die Welt oder sogar noch konservativere Presseorgane" unter Ausserachtlassung der linken Rezeptionsgeschichte des Staates Israel sowie der Palästinenserfrage vornehmen, machen klar deutlich, dass der historische Kontext, wie Brumlik das ganz richtig voraussetzt, weder geläufig ist noch ausser acht gelassen werden kann.

     

    Hört endlich mal auf, so zu tun als wärt ihr links, nur weil ihr gegen Israel seit. Linke Positionen wollen intellektuell erarbeitet werden, nicht erfühlt, während man ein Bio-Kräutervollbad nimmt und sich einen raucht. Dieser gefühlige Kitsch einer bestimmten apolitischen Klientel, die doktrinär irgendwelche ihr zugeflogenen "Werte" verteidigt, gehört ins Musikantenstadl. Am meisten auf den Sack geht ihr damit übrigens eindeutig real existierenden Palästinensern, die keinen Bock haben, als Tamagochis für Ökosandalen aller Art durchgehechelt zu werden.

     

    Ganz besonders schlimm der Typ, der apostrophiert, "physikalisch" gesehen sei jede Mitverantwortung für Holocaust etc. mit 1945 erloschen. Das ist genau die pseudointellektualistische Verquastheit, der sich die neue Rechte bedient und der sich auch islamistische Fundamentaliten bedienen. Das gleiche gilt für das Argument "Apardheid", ein heftiger Schlag ins Gesicht für alle farbigen Südafrikaner. Fragt Nelson Mandela mal, wieviele farbige Volksvertreter es zu Zeiten der Apardheid in seinem Land im Parlament gegeben hat.

     

    Ihr könnt gar keine Linken sein, denn die "Argumente" sind ganz und gar antiintellektuell und ganz und gar undialektisch. Und mit Judith Butler braucht ihr erst recht nicht anzukommen.

  • G
    @Gonzi,

    "Vielleicht sollte man sogar einen Boykott aufrechterhalten, bis über die Rechte der Flüchtlinge und wie mit ihnen verfahren wird, eine gerechte Einigung erzielt werden kann, falls auch dazu mangelnde Bereitschaft aus Israel vorliegen sollte."

     

    Und was eine gerechte Lösung ist, entscheiden Sie? Die Deutschen? Die PLO? Die Hamas? Oder Ahmadinejad?

     

    Wie ich schon oben schrieb, die Israelfixiertheit mancher Linker wäre weniger geschmacklos, wenn sie eingebettet wäre in eine konsequente Haltung zu Menschenrechten. Ansonsten ist sie Besessenheit. Oder am Ende doch Antisemitismus?

    Nix für ungut, aber denken Sie nochmals drüber nach.

     

    D.J.

  • O
    Ohnemich

    Ich boykottiere halal Tierfolterfleisch und alles islamische. Verbietet das die Geschichte auch?

  • KV
    Karl-Heinz Voelker

    Boykott gegen Waren aus Israel, aha. Hat die Organisation, die dazu aufruft, auch schon Boykottmaßnahmen gegen andere Länder in die Wege geleitet?

    So, jetzt lasse ich mir eine Grüne Soße mit Kerbel aus Israel schmecken. Sie, Herr Brumlik, hoffentlich auch ;-)

  • K
    Kranz

    Sicher ist es verdienstvoll, die Umstände zu erläutern, wie sich die von den Nazis angekündigte Politik gegenüber jüdischen Mitbürgern, aber auch gegen eine Zivilgesellschaft, die mit diesen zusammen zu leben bereit war, nach der Machtübernahme darstellte.

     

    Aber wie war das mit unangemessenen Nazivergleichen?

     

    Den gegen die Politik eines Staates gerichteten Warenboykott mit Naziterror gleichzusetzen hat auch nicht im geringsten die Züge eines unstatthaften Relativismus?

     

    Heute wie damals geht es um Opfer von Gewalt, diese Gewalt lässt sich aber einem Boykott nicht andichten.

  • BG
    Bodo Goldmann

    Die BDS-Kampagne ist in anderen europäischen Ländern

    recht erfolgreich, z.B. in der Schweiz, in Holland, in England. Dort hat man natürlich nicht die "Bauchschmerzen" der Deutschen bzw. die Antisemitismus-Keule wie hier in D. zu fürchten.

     

    Ein Boycott sämtlicher israelischer Waren ist sicher grenzwertig, trotzdem bleibt Hr.Brumlik einige Antworten schuldig. Nämlich die Antwort auf die Frage: Soll Deutschland den Siedlungsbau aufgrund der deutschen Geschichte unterstützen oder nicht?

    Im Moment macht Deutschland genau das, indem es in der EU dafür sorgt, das die EU von Israel keine Kennzeichnung von Siedlungsprodukten verlangt. Deshalb kann Israel die Produkte aus Siedlungen zollbefreit in die EU einführen, Firmen aus den Siedlungen können ihre Produkte und Dienstleistungen zollfrei in der gesamten EU anbieten.

    Genau deshalb fordert u.a. die Caritas eine Kennzeichnung der Siedlungsprodukte.

    Und diese Forderung ist auch schon wegen der Geschichte "unpassend"?

    Das ständige Bestreben DEutschlands, in der EU eine Forderung nach Kennzeichnung von Siedlungsprodukten zu verhindern, ist nichts anderes als eine Unterstützung des Siedlungsbaus.

    Da hätte ich von Hr.Brumlik schon gern eine Antwort.

    Ich finde, er macht es sich sehr einfach.

    Ich jedenfalls kaufe keine israelischen Produkte, so lange ich nicht erkennen kann, ob diese aus einer Siedlung kommen oder nicht. Produkte aus dem

    israelischen Kernland würde ich eignentlich gern kaufen, aber unter den aktuellen Umständen verzichte ich darauf.

  • A
    Andersrum

    Das Erbe der Geschichte verbietet es uns heute, Waren aus Israel zu kaufen.

    So wird ein Schuh draus!

     

    Zumindest sind die berechtigten Argumente, die diese Sichtweise fordern würden, nicht von der Hand zu weisen.

     

    Blind und für Faschismus und Menschenverachtung anfällig oder diesen schon verfallen ist, wer Prinzipien unabhängig von ihrem Zusammenhang zum Dogma macht.

  • CR
    Christine Rölke-Sommer

    @von Israelische Ware - Fragen:

    stimmt. die boykott-idee sollten sich ruhig noch ein paar mehr leute zu eigen machen. ein mal rund um den globus.

     

    im übrigen geht es nicht darum, keine jaffa-orangen mehr zu kaufen. sondern darum, sich an den groß-projekten nicht zu beteiligen. so wie die DB ihre mitarbeit an dem bahnprojekt gecancelt hat.

    da beginnt es, weh zu tun. und das soll es ja auch.

  • CB
    Cynthia Beatt

    Oh,oh. Und das in die TAZ, nicht Die Welt!

    Ist das die Rache für Herr Brumliks schwache Argumentation bei BDS-Debatte mit Omar Barghouti neulich in Berlin?

    Ich kann nur jeder empfhelen die ruhige, sachliche Interviews mit Barghouti zu lesen oder anschauen.

  • B
    BDS-Kampagne

    Hier ein Verweis auf die Aufzeichnungen der Veranstaltung im taz-Café in Berlin am 13.03.2013:

     

    BDS - Königsweg zum Frieden oder Sackgasse?

     

    Diskussion mit Omar Barghouti und Micha Brumlik zum Thema Boycott – Desinvestment – Sanctions (BDS) – Königsweg zum Frieden oder Sackgasse?

     

    http://bds-kampagne.de/articles/2013/03/10/omar-barghouti-vom-13---17-mrz-2013-in-berlin-und-leipzig/13-03-2013-bds---knigsweg-zum-frieden-oder-sackgasse/

  • G
    Gonzi

    „.. der historische Hintergrund, vor dem der heute von verschiedenen Seiten erhobene Aufruf zu sehen ist..“

     

    ist der des Kolonialismus, dem es entgegenzutreten gilt und der in diesem Fall von der Merkelregierung tatenlos bzw. unterstützend zugesehen wird.

    So ist es hier noch nicht mal möglich, zu erfahren, ob Produkte aus Israel auch tatsächlich von dort stammen.

     

    Wie wäre es denn Herr Brumlik, einen Boykott erst einmal zustande zu bringen und wirken zu lassen?

     

    Wenn dann ein Rückzug aller Siedler aus den 1967 besetzten Gebieten (wo ist dabei eine Unschärfe?) absehbar wird, kann man weitersehen. Haben Sie alternative Möglichkeiten im Auge, die Aussicht auf Erfolg versprächen?

     

    Vielleicht erst einen Boykott beenden, wenn ein Palästinenserstaat in diesen Gebieten einer Anerkennung von Seiten Israels entgegenginge. Wer will, kann dann aus einem Boykott aussteigen, oder etwa nicht?

     

    Das wird kaum über Nacht geschehen.

     

    Vielleicht sollte man sogar einen Boykott aufrechterhalten, bis über die Rechte der Flüchtlinge und wie mit ihnen verfahren wird, eine gerechte Einigung erzielt werden kann, falls auch dazu mangelnde Bereitschaft aus Israel vorliegen sollte.

     

    Was spräche ernsthaft dagegen, bei alledem oder im Einzelnen auf das friedvolle Mittel eines Konsumverzichts zurückzugreifen?

  • N
    neumi

    Waren von jüdische israelische Bürgern in israelischen Siedlungen im Westjordanland sind auf jeden Fall zu boykotieren.Diese Siedlungen müssen aufgegeben werden um den Friedensprozess voranzubringen.

  • D
    D.J.

    @Gerald:

     

    Stimmt schon, die unfassbare Doppelmoral eines Teils der Linken ist so ekelhaft, dass man kotzen könnte (ohne direkt zu vergleichen - das hat sich seit RAF-Zeiten kaum geändert). Zum Glück gibt es auch einige konsequente und reflektierte linke Menschenrechtsverteidiger - mit denen, und nur mit denen wäre ich bereits, über einen Boykott von Waren aus den besetzten Gebieten zu diskutieren.

     

    @Tim Leuther,

     

    "Wir können Boykottieren wen wir wollen."

     

    Am besten, Sie boykottieren den Kommentarbereich.

     

    @Eksom,

     

    wenn man jedes, aber auch jedes Thema nutzt, um prinzipiell denselben Kommentar zu schreiben, nennt man das m.E. Spam.

  • CR
    Christine Rölke-Sommer

    @von Israelische Ware - Fragen:

    stimmt. die boykott-idee sollten sich ruhig noch ein paar mehr leute zu eigen machen. ein mal rund um den globus.

     

    im übrigen geht es nicht darum, keine jaffa-orangen mehr zu kaufen. sondern darum, sich an den groß-projekten nicht zu beteiligen. so wie die DB ihre mitarbeit an dem bahnprojekt gecancelt hat.

    da beginnt es, weh zu tun. und das soll es ja auch.

  • J
    jan

    Entsetzliche. Aber es freut mich, dass sich die Leser der TAZ der hier propagierte Argumentation, welche auf eine Akzeptanz von Unterdrückung und ethnischer Säuberung hinausläuft, so entschieden widersetzen. Gerade aufgrund unser Geschichte müssen wir uns mit allen uns zur Verfügung stehenden zivilen Mitteln einer solche Politk entgegenstellen - insbesondere auch da unsere Regierung durch ihre Unterstützung Israels teil der Verbrechen am palästinensichen Volk ist.

  • H
    H.B.

    Ist Dieser Otto Dibelius der Träger des gleichnamigen Wohnstifts/Seniorenresidenz e.V. in Berlin, von dem überall große Werbung zu finden ist ???

    Auf dessen Internetseite heißt es übrigens: Ob einer alt oder jung ist - er ist ein Mensch.

  • A
    anonym

    Erschreckend was sich einige hier erlauben. Mit eurem vergleich der shoa mit der Politikisraels wollt ihr doch nur eure schuld tilgen. Ihr legt eine rhetotik an den tag die nur zu verachten ist! So wie es scheint gibt es genug die die bds-kampagne unterstützen würden und das finde ich mehr als erbärmlich. Ihr solltet euch schämen.

    Eindeutig einige latente antisemiten hier, auch wenn sie es mal wieder nicht ugenen werden und doch nur mal die "wahrheit" sagen wollen und das dürfe man ja wohl...

  • G
    Gerald

    Israel ist mit Abstand der demokratischste Staat im nahen Osten. Wenn man schon Staaten mit menschenrechtsverletzungen boykottieren will. sollte man mit Saudi-Arabien (Frauenrechte!!) anfangen, also kein oel/Benzin mehr kaufen. Kein Aegyptenurlaub mehr. Keien waren Aus gaza (da regieren Ultras die Raketen auf andere Laender schiessen und es mit den Frauenmrechten auch nicht so haben) usw usf. Aus dem Wohnzimmersessel laesst sich die Politik Israels leicht verurteilen, wenn einem die Kygeln oder Splitter um den kopf fliegen siehtd as oft ganz ander aus.

     

    Was den historischen Aspekt angeht: wenn ich mich recht erinnere, haben die juedischen organisationen nach der Machtergreifung Hitlers zum Boykott Deutschlands aufgefordert (Kauft nicht bei Deutschen!), die lage war also nicht ganz so wie hier dargestellt. Weiterhin haben zionistische Orgainsationen die Machtergreifung begruesst und mit den nazis zusammengarbeitet (Ha'avara Abkommen), mal sehen ob die taz daran erinnert...

  • V
    vic

    Es geht nicht darum, Waren aus Israel zu boykottieren. Es geht um Waren, die nicht aus Israel stammen, aber von Israel als solche ausgezeichnet werden.

  • F
    FaktenStattFiktion

    Interesssant, wie die taz pro-israelische Kommentare zensiert.

  • Z
    zombie1969

    "verbietet es uns heute, Waren aus Israel zu boykottieren"

    Hilfloses Scheingefecht! Wer was und wo kauft, bestimmt nach wie vor jeder für sich selber. Diese Entscheidungsfreiheit ermöglicht es zurecht auch, bewusst Waren aus Israel zu kaufen und Waren aus muslimischen Unrechtsstaaten links liegen zu lassen.

  • M
    max

    Ich bin doch überrascht, dass Themen wie illegale Landnahme eine Herzensangelegenheit für viele taz Leser zu sein scheint - zumindest wenn es dabei um Israel geht.

    Landgrabbing/Enteignung ist euch doch allen herzlich egal, wenn es in irgendwelchen anderen Regionen der Welt passiert. Euch geht es doch in Wirklichkeit um etwas ganz anderes.

     

    Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen.

  • JS
    Jens Schlegel

    Israel = Staat. Juden = Volk. Ich wette, nicht alle Israeliten sind absolut überzeugte Juden. Vielleicht sind da sogar Christen drunter?

     

    Israel als Staat zu boykottieren, also seine Produkte nicht zu kaufen, Dienstleistungen nicht in kauf nehmen und dafür bezahlen ist OK. Wenn es dafür eine berechtigte Kritik am Staat Israel gibt. Und die gibt es.

     

    Das ganze zu tun, weil jemand schwarz, schwul oder jüdisch ist ist dämlich. Das ist kein Grund.

     

    Aber es nervt mich tierisch, dass Israel = Juden = "besonderer Schutz" immer wieder (an den Haaren) herangezogen wird. Diesen Zusammenhang gibt es nicht.

  • N
    Nobilitatis

    Es ist wenig überraschend, dass sich jüdische Intellektuelle gegen einen Boykott Israels einsetzen. Auch die Begründung ist nicht außergewöhnlich für die israelisch-deutschen Beziehungen.

    Gegenargumente? Mit derselben Argumentation könnte man auch gegen die Produktion (und Lieferung an Israel) von deutschen U-Booten sprechen. Oder Benutzung von Autobahn? Und Eisenbahn?

    Auch sehr schönes Argument, weil es von einem jüdischen Wissenschaftler kommt: Man soll nicht gegen die Besetzung der "Gebiete" sein, schließlich haben wir ganz Israel besetzt. Fragen wir mal bei der israelischen Regierung an, ob das die offizielle israelische Position ist?

  • IW
    Israelische Ware - Fragen

    An Diejenigen, welche israelische Waren boykottieren wollen; 3 Dinge.

     

    1. Wen würde dieser Boykott am härtesten treffen?

     

    Die israelische Regierung, welche für den ganzen Mist verantwortlich ist?

    -

    Oder eher die einfachen Bürger?

     

    Falls letzteres der Fall ist:

    Es gibt auch Isarelis, welche die Staatspolitik der Regierung gegen die Palästinenser ablehnen.

     

    Würden Diese denn nicht in Sippenhaft genommen werden?

     

    Nach dem 2. Golfkrieg hat man Handelsanktionen gegen den Irak beschlossen.

    Wer hatte unter diesen Sanktionen am Meisten zu leiden?

    Saddam Husseins Terrorregime? Oder das Volk?

     

    2. Was sind denn die wichtigsten Exportgüter Israels, welche man als Normalbürger boykottieren kann?

     

    (Liste von einer Internetseite, die zum Boykott israelischer Produkte aufruft.)

     

    Soda Club (Drinkwassersprudler aus der Siedlung Ma'ale Adumin), Eden-Springs, Datteln aus dem besetzten Jordantal, frische Kräuter (bei Grossverteilern), Avocados (meistens Carmel), Orangen und Grapefruit (Jaffa, Carmel), Erdnüsse (oft vermischt mit ägyptischen), Kosemetikprodukte vom toten Meer.

     

    Nun ja.

    Wenn man sich mit der israelischen Wirtschaft beschäftigt, stellt man fest, dass diese Produkte nur einen geingen Anteil an den Gesamtexporten ausmachen.

     

    http://www.beschaffung-aktuell.de/home/-/article/16537505/27014927/Grapefruits,-Diamanten-und-Software/art_co_INSTANCE_0000/maximized/

     

    Der Schaden für die gesamte israelische Wirtschaft wäre verkraftbar,

    -

    Aber es würde eine perfekte Wahlwerbung für israelische Nationalisten sein!

     

    3. Natürlich ist die Politik der israelischen Regierung gegenüber den Palästinensern verbrecherisch

    -

    Keine Frage.

     

    Allerdings gibt es auch andere Konfliktregionen, wo die Gewalt teilweise noch schlimmer ist.

     

    Man denke an die Kurdenpolitik der Türkei, den chinesischen Staatsterror in Tibet, oder an das verbrecherische Vorgehen der russischen Armee in Tschetschenien;

    Ebenso an das Vorgehen der NATO-Staaten in Afghanistan.

     

    Komisch. Ich habe noch nie davon gehört, dass irgendjemand den Boykott türkischer, chinesischer, russischer, britischer oder auch deutscher Produkte gefordert hätte.

     

    Da dürfte sich mancher Israel-Freund schon fragen, wo diese Selektivität herkommt....

  • W
    Wahrnehmung?

    "Das Erbe der Geschichte verbietet es uns heute, Waren aus Israel zu boykottieren."

     

    Minimal modifiziert lautet der Satz: Das Erbe der Geschichte gebietet es uns heute, Waren aus besetzten Gebieten zu boykottieren.

     

    Dann passt es auch wieder. Brumlik ist so vorhersehbar,

    das es mir mittlerweile schwer fällt, seine Texte zu lesen.

  • S
    Stefan

    Erschreckend naive, subjektive Betrachtung. Dass Sie so einen Blödsinn veröffentlichen, wundert mich grad sehr. Wird hier tatsächlich nach einer Absolution verlangt, die in Zukunft alles rechtfertigen soll?

  • S
    Stefan

    Es ist eine Sache wenn so ein Boykott-Aufruf inhaltlich Mängel aufzeigt, aber die grundlegende Haltung in diesem Artikel und dieser Vergleich ist erschreckend und falsch! Niemand zweifelt daran, dass das was damals passiert ist, grauenhaft war, aber das darf im Umkehrschluss nicht die Ermächtigung dazu geben, das Ganze umzudrehen. Sehr naive Haltung.

  • A
    Ann

    Israelische Ware ist einfach von fantastischer Qualität.

  • L
    LinkeSau

    @ Roland S. nicht nur auf deutschem Boden!

     

    ich kaufe keine Produkte aus islamischen Ländern, vor allem Kartoffeln oder Radieschen, unökologisch.

  • E
    eksom

    Falls man der irrationale Logik vieler Kommentatoren folgen sollte, dann müssten heute auch die Griechen und die Türken deutsche Waren boykottieren! Machen Sei aber nicht, weil Sie nicht so dumm sind, wie viele Nazis! Schließlich hat in den letzten 12 Jahren eine kleine Nazigruppe eindeutig mit Hilfe, oder Geldern des deutschen Verfassungschutzes einige Bürger dieser beiden Ländern systematisch aus rassistischen Gründen getötet zu haben. Und ein deutsches Gericht verbietet unter scheinheiligsten (aber seht gut durchdachten- und legal geplanten!) Gründen auch noch den Zugang der Medien zu diesem Prozess gerade für die Vertreter der beiden Länder!?

    Wer macht hier, wem etwas vor? Zu viele Zufälle stellen immer einen komplexen Plan dar!

  • R
    RedHead

    Ich bin vom Kommentar Micha Brumliks hier positiv überrascht, die taz tut sich schließlich regelmäßig als Hetzblatt gegen Israel hervor, bei dem sich auch die widerlichsten Antisemiten verstanden fühlen können.

    Heutige Antisemiten, die gerne mal mit der schlechten Tarnung des Antizionismus unterwegs sind, sehen es wie die Antisemiten damals als ihre moralische Verpflichtung an, gegen die Juden vorzugehen, auch Leichenberge sind aus Sicht dieser Moral kein Problem, so lange es jüdische Leichen sind, die sich stapeln. Die Tarnung als Antizionismus verbietet es aber, offen gegen Juden zu hetzen. Also solidarisiert man sich mit offen antisemitischen Mörderbanden wie Hisbollah, Fatah (man denke an die al-Aqsa-Märtyrer-Brigaden), Hamas etc., verklärt diese zu sozialen Bewegungen (aus der gleichen Sichtweise könnte man auch die NSDAP als soziale Bewegung bezeichnen) und verdreht generell Täter und Opfer in diesem grausamen Dauerkonflikt. Ich sehe ein, dass man palästinensische Zivilisten durchaus auch zu den Opfern zählen sollte, aber sie sind vor allem Opfer ihrer eigenen Führung.

    So lange auf palästinensischer Seite den Juden kein Recht auf Leben zugestanden wird und dem jüdischen, wehrhaften Staat erst Recht nicht das Recht zu existieren, gibt es keinen Verhandlungsspielraum.

    Der Boykottaufruf gegen Israel ist nicht nur aus einer diffusen, gefühlten Verpflichtung aus Geschichtskenntnissen heraus abzulehnen. Nein, es ist damals wie heute ein antisemitisches Projekt.

    Ein Boykott gegen Israel ist aber auch noch aus einem anderen Grund eine schlechte Idee: Unter den Israelis gibt es einige sehr smarte Menschen, die viele nützliche Dinge z.B. in den Bereichen High Tech, Medizin, Mathematik und Agrartechnik hervor gebracht haben. Ein Boykott dieses Wissens und der resultierenden Technologie wäre auch für die Boykottierenden ein großer Verlust.

    Wenn es den Antizionisten ernsthaft um die leidenden Palästinenser ginge, würden sie diese nicht ständig zum fortsetzen ihres aussichtslosen Kampfes ermuntern, während sie von Israel Zugeständnisse fordern, noch bevor es überhaupt zu Friedensgesprächen kommt. Nein, sie würden die Forderung nach Frieden vor allem an die palästinensische Führung richten, die ihre Bevölkerung zwecks Fortsetzung des Konfliktes leiden lässt. Antizionisten interessieren sich offensichtlich nur soweit für die Palästinenser wie sie als Argument taugen, um Gegen die Juden zu hetzen. Das geht natürlich nicht mit friedlichen Palästinensern, die ihre Ressourcen womöglich in Kooperation mit Israel zum Aufbau von Wohlstand einsetzen. Ich wünsche den Palästinensern, dass sie irgendwann erkennen, dass sie von ihrer Führung und von Antisemiten weltweit missbraucht werden, um einen Kampf zu führen, in dem es nichts zu gewinnen gibt. Und wenn es soweit ist, wünsche ich den Palästinensern, dass sie die Stärke haben, um sich davon zu befreien. Selbst dann wird es einige Jahre dauern, bis gegenseitiges Vertrauen aufgebaut werden kann, aber ich denke, sowohl Israelis als auch Palästinenser würden erheblich von einem stabilen Frieden profitieren. Man wird ja wohl noch träumen dürfen.

  • GS
    Gustav Strela

    Der Nationalsozialismus ist als linke Idee auch in Deutschland noch nicht tot. Selbst die SPD versucht sich in den meisten sozialen Fragen noch mit Gleichmacherei. Dabei sollte es gerade die SPD als Opfer linker Politik der Nationalen und Internationalen Sozialisten besser wissen. Selbst der Antisemitismus in aktueller Form der "Israelkritik" hat sich bei den Nationalen und Internationalen Sozialisten erhalten. Die Globalisierungs- und Technikfeindlichkeit der Linken ist nichts anderes als die Fortsetzung ihrer Blut- und Bodenpolitik aus den 30igern...

  • R
    rozenbaum

    Als Nachkomme von NS-Opfern und -Flüchtiglingen kann ich bestätigen, dass das was man den Juden in Deutschland angetan hat unmenschlich und durch nichts zu rechtfertigen ist. Man muß auch heute noch an das große Unrecht erinnern.

     

    Allerdings darf das einst erlittene Schicksal der deutschen Juden kein Blankoscheck sein für die Demütigung, Vertreibung, Entrechtung und Enteignung von Palestinensern in deren eigener Heimat. Israel bezeichnet sich gerne als die einzige Demokratie im Nahen Osten, aber es ist eine Zweiklassendemokratie und die israelische Außenpolitik ist aggressiv und provokant, um es milde auszudrücken.

  • D
    Detlev

    Ich kaufe grundsätzlich keine Waren und Dienstleistungen, die durch Ausbeutung, Ungerechtigkeit, Militärdiktatur oder andere extreme Zwangsaktionen begünstigt produziert und geleistet werden. Und Israel unterdrückt Palästinenser und beutet Afrikaner, Illegale und Einwanderer brutal auf diesen Plantagen aus.

  • L
    Leserin

    Sehr geehrter Herr Brumlik,

     

    Genau wegen dieser geschichtlichen Verantwortung muss Deutschland heute auch dazu stehen, dass sich etwas Aehnliches in Zukunft nicht in Israel-Palaestina wiederholt.

     

    Ein Beispiel: Wenn - zugespitzt- Orangen aus Jaffa mehr Wasser erhalten als Palaestinenser, stimmt etwas nicht. Mit gutem Gewissen kann ich als Mensch (und besonders als Deutsche) diese deswegen nicht kaufen, auch wenn die Orangen wahrscheinlich von palaestinensischen Erntehelfern eingepackt werden und ihnen somit zumindest ein kleines Einkommen ermoeglichen.

     

    Sinn des Boykottaufrufes ist nicht, israelische Produkte per se schlecht zu reden. Sinn ist, zu verhindern, dass sich die Machtsituation, die von einigen Verantwortlichen ausgenutzt wird, zwischen Israelis und Palaestinensern immer mehr zugunsten der Ersteren entwickelt - mit allen Konsequenzen. Dass das nicht gutgehen kann, haben wir in Deutschland selbst erfahren.

     

    Deswegen haette ich mich auch gefreut, wenn Sie bezueglich ihrer Behauptung "Die deutschen Juden wären froh gewesen, hätten sie im April 1933 jene politischen Spielräume gehabt, über welche die israelischen Staatsbürger arabischer Nationalität heute verfügen" auch die unter Besetzung lebenden Palaestinenser miteinbezogen haetten, da liegt naemlich das eigentliche Problem ...

     

    Mit freundlichen Gruessen,

     

     

    Leserin

  • DP
    Daniel Preissler

    Sehr geehrter Herr Brumlik,

    bei aller Wertschätzung für viele Ihrer Texte, dieser Beitrag ist unlauter und vielfach unlogisch.

    Zum einen wäre es interessant wie Sie argumentieren würden, wenn Sie einen ähnlich langen Abriss der Geschichte der Palästinenser vorangestellt hätten.

    Dann sollten Sie die Kategorien "moralisch" und "historisch" trennen. Übrigens sprechen Sie den Initiatoren die Moral an einer Stelle ab, um Sie ihnen weiter unten wieder zuzugestehen (gekoppelt mit naiv).

    Die Existenz Israels ist übrigens durch die Formulierung "die völlige rechtliche Gleichstellung aller nichtjüdischen israelischen Bürger" anerkannt, die behauptete Unschärfe ist folglich zumindest in den von Ihnen zitierten Abschnitten nicht vorhanden. Da haben Sie extrem unsauber gearbeitet.

    Dann unterstellen Sie eine Gleichsetzung (ich sehe nicht, wer so etwas vertreten würde) und konstruieren Ihren eigenen Text als Gleichsetzung ( a)à la "mit dem Boykott fing alles an, bzw. erklimmt es die nächste Stufe" - was historisch richtig ist, aber hier eben nicht passt. b) "Die deutschen Juden wären froh gewesen..." - was soll das bitte für ein Argument sein?! Übrigens lassen Sie sich mit dieser Argumentation auf die strukturelle Gleichsetzung ein, die Sie ja ablehnen wollen und die auch völlig abwegig ist.).

    Mit der Erblast liegen Sie richtig: ein offizieller Boykottaufruf von Deutschen unterstützt ist problematisch.

    Ein persönlicher Boykott Israels ist jedoch nicht moralisch falsch (das ist abhängig von der Motivation).

    Wie sehen Sie denn Boykottaufrufe von angehörigen anderer Nationen? Das wäre mal interessant, da hätten wir nicht soviel Vermischung.

     

    Freundliche Grüße,

    DP

  • RS
    Roland S.

    Natürlich ist den Juden auf deutschen Boden ungeheuerliches Unrecht zugefügt worden.

    Das ändert aber nichts daran, dass heute vielen Palästinensern durch die israelische Politik großes Unrecht zugefügt wird. Ein Boykott könnte eine Maßnahme sein, den Druck auf die israelische Regierung zu erhöhen, und er könnte vielleicht dazu beitragen, dass die Regierung ihre Politik gegenüber den Palästinensern überdenkt. Natürlich wäre in diesem Zusammenhang auch stärkerer Druck von Seiten der amerikanischen Regierung wünschenswert. Leider ist aber auch von Obama bisher nicht mehr gekommen als das eine oder andere zarte "Du, du!" und wohlfeile Lippenbekenntnisse.

  • E
    e.a.

    Es geht nicht darum, Waren aus Israel zu boykotieren, sondern aus den besetzten Gebieten, das ist ein Riesenunterschied. Der 2. Weltkrieg lehrt uns auch, nicht einfach zuzusehen, wenn ein Volk ein anderes aus seinen Ländern vertreibt und dort Häuser hinbaut.

  • F
    Fritz

    Sind Palestinenser Anti-Semiten oder (nur) Feinde Israels?

     

     

    Ist der UN-Sicherheitsrat oder der Internationale Gerichtshof in Den Haag anti-semitisch?

     

    Darf man Demonstrationen von Nazis durch Strassenblockaden verhindern?

     

     

    Haette man deutsche Produkte nach 33 boycottieren duerfen?

     

     

    Es ist eine internationale Kampagne. Solidaritaet mit Israel heisst auch in Deutschland und dort vielleicht gerade wegen der eigenen Geschichte nicht grenzenlose Solidaritaet.

  • S
    Sascha

    Vor 80 Jahren wurde viel Urecht angerichtet an einer Glaubensgemeinschaft.

     

    Jedoch kann dieses Unrecht kein Freifahrtsschein für die Nachkommen sein Unrecht zu gestalten.

     

    Juden von vor 80 jahren in Deutschland sind nicht mit der Regierung in Israel gleichzusetzen.

     

    Genausowenig ist die heutige Israelische Regierung und die "jüdische Bevölkerung" mit der Deutschen Regierung und "deutschen Bevölkerung" von vor 80 Jahren gleichzusetzen.

     

    Deutschland hat eine Verantwortung als Erbschuld, aber ob es nun die ist Israel einen Freifahrtsschein auszustellen, oder jene unterdrückten Minderheiten, anektiertes Gebiet zu verurteilen und die Verursacher zu bekämpfen, muss jeder für sich entscheiden.

     

    Unrecht geschah vor 80 Jahren, unrecht geschieht auch heute noch. Jede Gesellschaft und jeder einzelne muss entscheiden ob sie stark genug ist um dagegen aufzubegehren.

  • S
    sansa

    sorry, aber eben aus ihrer eigenen Geschichte heraus verbietet sich auch das jetzige Handeln der jüdischen Politik gegen Palästina.

  • F
    Falmine

    Gut, dass Micha Brumlik mal wieder an die deutsche Geschichte, jüngere wie ältere, erinnert.

    Schlecht, dass er dabei Parallelen zieht, die keine sind.

    Bei den Nazis von 1933 - 1945 war es der preußische Staat selbst, der die Juden in seiner Bevölkerung drangsalierte, boykottierte, verfolgte bis zur massenhaften Vernichtung. Das wäre ohne die folgsame Bevölkerung nicht möglich gewesen. Ist aber trotzdem mit dem heutigen Boykott israelischer Waren ein unzulässiger Vergleich!

     

    Deutschland und Israel sind souveräne Staaten, die in Verantwortung und Freundschaft einander verbunden sind. Beide Länder sind Demokratien, unterscheiden sich jedoch in einem Punkt ganz erheblich.

    Während Deutschland nicht auf seinen Grenzen von 1937 besteht und das als Kriegsfolge akzeptiert, gibt Israel seit Jahren im Krieg erobertes Gebiet der Westbank nicht zurück. Im Gegenteil, Israel enteignet die ursprünglichen Bewohner, baut Siedlungen und drangsaliert die Palästinenser, wo es nur geht.

     

    Da ist ein Boykott israelischer Waren, zu dem private Initiativen und NGO aufrufen, zwar nur von geringem Einfluss, dennoch absolut zulässig auch vor der Geschichte. Im Gegenteil: Gerade vor dem Hintergrund der schrecklichen Erfahrungen, die europäische Juden durch deutsche Schuld machen mussten, hätte ich von den jeweiligen Israelis in Regierungsverantwortung einen anderen Umgang mit den Palästinensern in den besetzten Gebieten erwartet!

     

    Mir ist klar, dass meine Meinung Micha Brumliks Überzeugungen nicht beeinflussen wird. Ich sage sie trotzdem, weil ich weiß, dass keineswegs alle Juden in Deutschland seine Meinung teilen.

  • Z
    Zeitungsleser

    Allenfalls gebietet das Erbe dieser Geschichte es uns heute, uns selbst und unsere eigene Haltung zu Rassismus und Menschenrechtsverletzungen regelmäßig zu kritisch überprüfen. In vielen Regionen der Welt wird das Menschen- und Völkerrecht mit Füßen getreten. Leider auch im Staat Israel und in den duch diesen Staat völkerrechtswidrig besetzten Gebieten. Die radikalen Kräfte in diesem Staat tolerieren und förden diese Verbrechen. Einzig der Staat Israel und, da es sich um eine Demokratie handelt, sein Staatsvolk als Wähler sind verantwortlich für das Vorgehen der Armee und der radikalen paramilitärisch auftretenden Siedler in den besetzten Gebieten. Somit kann zulässig sein, durch Sanktionen, die den Staat in seiner Gesamtheit betreffen ein politisches Signal zu senden.

    Ein Handelsboykott als Sanktion trifft leider immer auch Unschuldige, am ehesten die Schwächsten im System, ebenso kann es politisch instrumentalisiert

    auch genau den Kräften helfen, denen es schaden sollte. Aber: Nach meiner Meinung sollten die Verbrechen, die durch die Generationen vor uns begangen wurden, so furchtbar sie auch waren, nicht zwangsläufig unsere Haltung zu aktuellen Problemen in der Welt beeinflussen.

    Die Verbrechen der Vergangenheit sollen nicht vergessen und nicht relativiert werden. Die Verbrechen der Gegenwart sollen nicht übersehen und nicht relativiert werden. Pauschale Verurteilung schadet, uneingeschränkte kritiklose Solidarität schadet genauso.

  • TL
    Tim Leuther

    Was für ein quatsch. Wir können Boykottieren wen wir wollen. Wer nach 45 geboren ist hat physikalisch keine Mitschuld. Und wenn ein Physiker und ein Historiker sich uneins sind, dann hat der Physiker immer recht. Und wer mit der Erbschuld anfängt, dem türmen sich ganz viele alten Rechnungen auf. Dürfte ein Lutheraner bei Österreichern kaufen? Die haben im 30 jährigen Krieg ja versucht die Lutheraner auszulöschen. Macht alles kein sinn. Man kann also frei nach der Gegenwart boykottieren.

     

    Des weiteren ist Israel mit den Juden die hier gelebt haben nicht zu vergleichen.

     

    Unter dem Strich würde ich Israel trotzdem nicht boykottieren. Bei Agrargütern kann man drüber nachdenken, weil man da der Angabe eh nicht trauen kann. Wenn man schon nach Herkunftsland auswählt sollte man da die spanische, italienische, griechische Variante kaufen.

     

    Ganz abgesehen davon das man auch im Interesse Israels israelische Güter boykottieren könnte. Denn die gegenwertige Situation führt ins Desaster. Sinken die Absatzchancen des Agrarsektors im Ausland könnte dies helfen.

     

    PS: Ich esse sowieso kaum die Güter die da hergestellt werden. Ob ich Agrargüter boykottiere oder nicht macht keinen Unterschied.

     

    PPS: Erbschuld ist rassistisch. Mit der Erbschuld kann man wohl kaum gegen den Rassismus argumentieren. Die NPD könnte mit Erbschuldkram argumentieren und wäre kongruent, aber Sie nicht.

  • UW
    Udo Wintringer

    Die Nazizeit kann nicht alles rechtfertigen. Boykotts gegen das Südafrika der Apartheidzeit waren eine adäquate Vorgehensweise gegen das damalige Regime, und übrigens auch von der schwarzen Bevölkerung gewollt und gefordert.

    Was gegenüber Südafrika richtig war, ist aber nur weil es sich bei Israel um Israel handelt nicht falsch. Isreal ist ein Statt mit Bürgern, die unterschiedliche Grade von Rechten besitzen, m.a.W. ein Apartheid-Staat. Was uns im Umgang mit Südafrika damals recht war, muss uns heute billig sein. Wie gesagt, die deutsche Geschichte kann und darf nicht alles rechtfertigen.