Journalisten-Plattform überlebt: Torial überlebt vorerst

Eine Spende rettet die Plattform für Journalist:innen. „Freischreiber“ planen ein ähnliches Angebot.

Nahaufnahme von gestikulierenden Händen einer Person, die in einen tragbaren Audiorekorder spricht

Auf der Website torial können Medienschaffende Arbeitsproben hochladen und sich vermarkten Foto: Panthermedia/imago

Die Plattform Torial, eine Art LinkedIn für Medienschaffende, der dieses Jahr das Geld ausgegangen war, wird überleben – zumindest vorerst. In dem Krimi, dessen Ausgang Anfang November bereits besiegelt schien, wurde in letzter Sekunde eine Großspenderin gefunden.

„Ich bin ganz optimistisch“, sagte Torial-Geschäftsführer Marcus von Jordan der taz. 50.000 Euro seien Anfang Dezember überwiesen worden. „Das reicht etwa ein Jahr“, schätzt er. Zudem habe es „einen kleinen Spendenschub“ von Privatleuten gegeben, auch die Kampagne auf betterplace.org habe er reaktiviert.

Wer überweist in diesen krisenhaften Zeiten einfach mal 50.000 Euro an ein Projekt mit ungewisser Zukunft? Die Großspenderin wolle anonym bleiben, betont von Jordan. Nach taz-Informationen handelt es sich um eine IT-Unternehmerin, die nichts mit Journalismus zu tun habe, aber überzeugt von Torial sei.

Jour­na­lis­t:in­nen können sich dort kostenlos ein Profil erstellen, Arbeitsproben hochladen und von Auftraggebern gefunden werden. Gerade bei Medienschaffenden, die keine Zeit und kein Geld für eine eigene Website haben, ist das Angebot beliebt.

Keine Spenden von Nut­ze­r:in­nen

Eine Journalistin, die auf der Plattform registriert ist, aber anonym bleiben möchte, stellt im Gespräch mit der taz den Bedarf infrage. „Wenn alle die Plattform so wichtig finden, wieso hat dann nicht jedes Mitglied ein paar Euro gespendet, die es für die Rettung gebraucht hätte?“

Eine andere Torial-Nutzerin sagt: „Für mich kam das drohende Aus überraschend.“ Sie habe vorher keine Spendenaufrufe beispielsweise durch Pop-ups auf der Website gesehen, obwohl sie diese oft besuche.

Für FLINTA unverzichtbar

Unverzichtbar finden die Plattform viele, die in der männlich dominierten Branche nach wie vor um Sichtbarkeit und Aufträge kämpfen müssen: Frauen, Lesben, inter, nicht-binäre, trans und agender Personen (FLINTA).

Gut 50 von ihnen hatten deshalb in einem offenen Brief gefordert, dass Verbände wie der Deutsche Journalisten-Verband (DJV), die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union in Verdi (dju) oder der Verein Freischreiber ­Torial gemeinsam retten. Diese hatten geantwortet, das sei nicht möglich.

Die Freischreiber teilten der taz unterdessen mit, sie bauten für zahlende Mitglieder nun ihr eigenes Angebot aus. In Profile auf deren Website sollten künftig auch Audio- und Video-Beiträge eingebunden werden können.

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