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vorlaufJonas, zum Beispiel

„Fremde Kinder: Schlangen im Feuer“ (So., 21.15 Uhr, 3sat)

Da ist Jonas, dieser Junge mit den traurigen Augen, der seine Einsamkeit hinter einer Fassade von Trotzigkeit und Coolsein versteckt. Vom Temperament her ist Jonas eher ein fantasievolles und unangepasstes Kind. In seiner Straßengang fühle er sich wohl, sagt er.

Den Tag gammelt er mit den anderen Kids der Clique irgendwo in Johannesburg herum und bettelt.

Nachts schlagen sie ihre zerfledderten Matratzen auf einem Grünstreifen unmittelbar neben einer Hauptverkehrsstraße in der Metropole auf. Falls sie Glück haben, gibt es eine ruhige Nacht. Dann werden sie nicht von anderen Jugendgangs, die in der gleichen verzweifelten Situation sind wie sie selbst, nachts im Schlaf überfallen.

Jonas hat einmal kein Glück gehabt. Seitdem hat er eine gefährliche Verletzung am Kopf, schnüffelt Klebstoff, um die Schmerzen aushalten zu können. Sein Bruder Kurt ist ein ruhiger, schüchterner Typ. Sergeant Nicolas Mcube ist ein netter Polizist, will den Kindern helfen und sie wieder nach Hause bringen, damit sie ein menschenwürdiges Leben führen können.

Die Reportage „Schlangen im Feuer“ in der 3sat-Reihe „Fremde Kinder“ ist ein ungewöhnlicher Film. Jaqueline Görgen und Michael Hammon haben keine Berührungsängste, sie nähern sich den Straßenkindern behutsam an, berichten einfühlsam über deren Alltag. Deshalb ist diese narrativ erzählte Geschichte eine berührende und zärtliche Hommage an diese Kinder, die den Fernsehzuschauer mit in die Welt der Armut nimmt. Eine unvorstellbar grausame Wirklichkeit ist hier schonungslos dokumentiert.

Die Autoren begleiten den Polizisten Mcube, der die Kinder zur Mutter in eine Township von Johannesburg bringt. Dort wartet eine böse Überraschung auf sie. Die Mutter, vom harten Kampf ums Überleben und Alkohol psychisch zerstört, lehnt ihre Kinder ab: „Sie werden klauen und immer wieder abhauen.“ Sie bittet den Polizisten, die Kinder ins Heim zu bringen.

Kurt, der ruhige Sohn, schafft es, über diese Kränkungen hinwegzusehen, er bleibt trotz allem bei seiner Mutter. Jonas aber geht wieder zurück auf die Straße. GITTA DÜPERTHAL

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