Johannes Kopp über die Aufklärungshäppchen in der DFB-Affäre: Tief im Interessendschungel
Schon wieder eine undichte Stelle bei der Wirtschaftskanzlei Freshfields Bruckhaus Deringer! Die Süddeutsche Zeitung, der NDR und der WDR präsentierten nun die neuesten Erkenntnisse aus den laufenden Ermittlungen des Unternehmens, das vom DFB beauftragt wurde, die großen Ungereimtheiten rund um die WM-Vergabe 2006 nach Deutschland aufzuklären.
Ominöse Zahlungen nach Afrika und an eine anonyme Privatperson – einen Tag vor der WM-Vergabe – sind in den DFB-Akten dokumentiert. Und vor allem der zurückgetretene Präsident Wolfgang Niersbach wird als großer Vertuschungskünstler enttarnt.
Letzteres ist eigentlich aber schon lange bekannt. Das wirft die Frage auf, wer hier gegen wen welchen Interessenkampf mit dem Durchstechen einzelner Informationen vor Abschluss des Untersuchungsberichts führt?
Im Dezember teilte der DFB noch erbost per Pressemitteilung sein „großes Befremden“ mit, als das erste Mal vertrauliche Vernehmungsprotokolle von Freshfields in den Medien auftauchten und Franz Beckenbauer schwer belastet wurde. Im aktuellen Fall störte sich der Verband überhaupt nicht an der Indiskretion. Über die Gründe kann man nur spekulieren.
Dass laufende Ermittlungsergebnisse derart instrumentalisiert werden können, wirft ein schlechtes Licht auf die externen und angeblich unabhängigen Aufklärer von Freshfields. Über die private Verbindung zwischen Christian Duve, dem Chefermittler von Freshfields, und Friedrich Curtius, dem Büroleiter von DFB-Präsident Niersbach, wurde bereits zu Beginn der Kooperation berichtet. Damals wurde einfach schlicht erklärt, dies habe keinen Einfluss auf die Ermittlungsarbeit. Nachdem sich nun wiederholt undichte Stellen aufgetan haben, stellt sich aber mehr denn je die Frage, wie interessengeleitet wohl die Abschlussergebnisse der Untersuchungen ausfallen werden und ob die Aufklärung des Skandals nicht in die Hände staatlicher Behörden gehört?
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