Jörn Kabisch Angezapft :
Der Name ist Programm. Malz & Moritz heißt eine der jüngsten Brauereien Berlins und sie macht Bier, das sich angenehm abhebt von dem derzeitigen Trend nach Hopfen, Hopfen und wieder Hopfen. Ein Bier mit Malzkörper begegnet einem nicht oft, wenn man Flaschen von jungen Craft-Brauern aufmacht.
Das ist umso erstaunlicher, liest man sich die Firmengeschichte durch. Da geht es weniger um Bier als viel mehr um Brautechnik. Gründer von Malz & Moritz sind drei junge Ingenieure, die vor bald fünf Jahren ihre technischen Leidenschaft mit dem Brauen kombinierten. Das erste Bier floss aus einer umgebauten Waschmaschine. Denn so ein Haushaltsgerät hat alles, was auch im Braukessel von Nutzen ist. Sie kann Wasser erhitzen, rühren, und auch eine Pumpe ist mit installiert, um die Würze in den Gärtank abzulassen. Die Waschmaschine dient heute nur noch zu Showzwecken, seit etwa einem Jahr wird in einer größeren Anlage gebraut. Sie ist von den Maschinenbauern natürlich auch selbst entworfen worden.
Doch bei aller Lust an der technischen Finesse: Der Geschmack kommt nicht zu kurz. Das Blonde Ale ist eines der ersten und bisher ausgereiftesten Biere von Malz & Moritz: Elegant, trocken und – knisternd.
Aber erst einmal zur Farbe: Sie kann den deutschen Biertrinker irritieren. Nicht wirklich blond, sondern in einem verwaschenen, leicht trüben Goldgelb fließt das Bier ins Glas. „Blonde“ bedeutet in der englischen Biersprache einen etwas dunkleren Farbton als „pale“, das hellste der obergärigen Ales. Der Geruch des Bieres ist moderat. Malztöne, etwas Honig, leicht karottig und mit Noten von Apfel-Balsamico.
Richtig Charakter bekommt das Bier auf der Zunge. Kaum zu glauben, dass gleich fünf verschiedene Hopfensorten für das Geschmackserlebnis verantwortlich sind. Im Vordergrund steht eine fruchtige, vollmundige Malzigkeit, die nicht süß wirkt. Trotz der leichten Perlung ist das Bier pfeffrig. „Crisp“ würde man in den USA sagen. Schuld daran ist ein Hopfen namens „Nugget“. Er wirkt leicht adstringierend, etwa so wie ein Eukalyptus-Bonbon. Der übrige Hopfen ist ebenfalls dezent dosiert, Melonen-, Aprikosen und Grasnoten steigen aus dem Malz. Cascade, Citra, Hüll Melon und Hallertauer Blanc, sonst nur zu oft die Hauptdarsteller, machen hier Unterstützungsarbeit.
Das Blonde Ale mit üblichen Craft-Bieren zu vergleichen, sollte man bleiben lassen. Es wäre, wie Riesling Rioja gegenüberzustellen. Aber genau so lässt sich das Bier auch bei Tisch einsetzen: wie ein Weißwein.
Malz & Moritz, Blonde Ale, 13 % Stammwürze, 4,7 % Vol.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen