Jetzt sagt auch Hillary Clinton:: "Yes, we can!"
Clinton gesteht ihre Niederlage ein und sichert Obama Unterstützung zu. Ihre Kandidatur sei auch ein Kampf der Frauen gewesen - diese sollten keine falschen Schlüsse ziehen.
Zum Schluss war sie richtig gut. Beim Eingeständnis der Niederlage sagte Hillary Clinton endlich Sätze, die sich manche schon viel früher von ihr gewünscht hatten. In ihrer Rede im National Building Museum am Samstag in Washington schien die gescheiterte Präsidentschaftsbewerberin der US-Demokraten auf einmal befreit von allen strategischen Vorgaben das auszusprechen, was ihre Unterstützerinnen all die 16 Monate tief im Innersten bewegt hatte: dass Hillarys Kandidatur auch ein Kampf der Frauen für politische Chancengleichheit war.
"Auch wenn wir diesmal nicht in der Lage waren, diese höchste, härteste Glasdecke zu durchbrechen, hat sie dank euch nun etwa 18 Millionen Risse", sagte Clinton im Hinblick auf die Gesamtzahl der Stimmen, die sie bei den demokratischen Vorwahlen erhalten hat. "Das Licht scheint nun hindurch wie nie zuvor, und das erfüllt uns alle mit der Hoffnung und dem sicheren Wissen, dass der Weg das nächste Mal etwas leichter wird", rief Clinton mehreren tausend Fans zu. Es waren nicht zufällig mehrheitlich Frauen, viele mit ihren Kindern.
Auf ihrer Wahlkampftour hatte die ehemalige First Lady solche Motivationsrhetorik vermissen lassen. Stattdessen hatte sie zu Themen wie Steuerpolitik, Gesundheitspläne und nationale Sicherheit vorgetragen. Dass es ihr auch um die Emanzipation und feministische Träume ging, hatte sie, aus Angst, als schwach zu gelten, kaum je so bewegend erklärt wie in ihrer Abschiedsrede. Die Rhetorik der Visionen hatte dafür umso mehr ihr innerparteilicher Rivale Barack Obama genutzt - und gesiegt.
Wie von der Parteiführung erhofft, erklärte Clinton gleich zu Beginn ihrer Rede ihre Kampagne nach dem 16-monatigen Kampf um die Kandidatur für beendet. Sie gratulierte Barack Obama und sicherte ihm ihre volle Unterstützung zu. Sie werde alles tun, um den Senator aus Illinois zum nächsten Präsidenten der Vereinigten Staaten zu machen, versprach die Senatorin. "Zusammen werden wir Geschichte schreiben." Nach dem phasenweise in ein heftiges Duell ausufernden Vorwahlkampf bemühte sich Clinton, die demokratische Partei zu einen. "Ja, es war ein harter Kampf. Aber die Demokratische Partei ist eine große Familie. Es ist an der Zeit, wieder zusammenzurücken."
Einzelne "Buh"-Rufe, die aus dem aufgewühlten Publikum drangen, als Clinton Obama erwähnte, konterte sie mit dem Appell, innerparteiliche Differenzen beizulegen. Gegen Ende ihrer Rede zitierte sie sogar Obamas Wahlmotto: "Yes, we can", für das nun auch sie eintrete.
Leicht fiel es Clinton wohl nicht, all dies zu sagen, aber wie immer merkte man es ihr nicht an, welche Überwindung das Eingeständnis ihrer Niederlage sie gekostet haben muss. Vier Tage hatte sich die einstige Favoritin Zeit gelassen, um zuzugeben, dass sie raus aus dem Rennen ist. Schon seit Wochen hatten Parteifreunde und Strategen hinter den Kulissen Druck auf Clinton ausgeübt, um die Senatorin zum Aufgeben zu bewegen.
Clinton appellierte kraftvoll an alle Frauen, aus ihrer Niederlage nicht die falschen Schlüsse zu ziehen. "Es würde mir das Herz brechen, wenn ich euch entmutigt hätte, eure Ziele zu verfolgen, nur weil ich meines nicht erreicht habe", rief sie insbesondere ihren Anhängerinnen zu. "Wenn ihr stolpert, glaubt an euch. Wenn ihr niedergeschlagen werdet, steht gleich wieder auf, und hört nie auf jemanden, der sagt, ihr könntet oder solltet nicht weitermachen."
Barack Obama würdigte Clintons Rede und lobte ihren "tapferen und historischen" Wahlkampf. Sie habe mit ihrer Stärke und ihrem Mut Millionen inspiriert. "Sie hat Barrieren eingerissen für meine Töchter und für Frauen überall, die nun wissen, dass es für ihre Träume keine Grenzen gibt." Im Obama-Lager soll sich laut US-Medienberichten Erleichterung breitgemacht haben. Obama hatte sich am Dienstag nach den letzten Vorwahlen zum demokratischen Präsidentschaftskandidaten erklärt. Damit ist der 46-Jährige der erste schwarze Präsidentschaftskandidat in der Geschichte der USA.
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