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Jerusalem für Palästinenser gesperrt

■ Orthodoxe Juden wollten auf dem Tempelberg eine Zeremonie abhalten/ 2000 Polizisten im Einsatz

Jerusalem (afp/dpa) — Die israelischen Behörden haben gestern Palästinensern aus den besetzten Gebieten den Zugang zu Jerusalem verboten. Außer den Zufahrtsstraßen zur Stadt sperrten 2000 Polizisten auch den Tempelberg für jugendliche Araber, um Zusammenstöße zwischen Palästinensern und ultraorthodoxen Juden zu verhindern.

Die radikale jüdische Gruppe „Getreue des Tempelbergs“ hatte angekündigt, am gestrigen Hanuka- Feiertag eine Zeremonie auf dem Tempelberg abhalten zu wollen. Die Behörden befürchteten Zusammenstöße zwischen Palästinensern und den Ultraorthodoxen und verboten den israelischen Organisationen ihre Zeremonie; jegliche Demonstrationen in der Altstadt wurden verboten. Dennoch versammelten sich am Nachmittag etwa 25 jüdische Radikale vor den Absperrungen, sprachen Gebete und entzündeten Kerzen.

Die fundamentalistische islamische Widerstandsbewegung Hamas hatte am Sonntag die Bevölkerung der besetzten Gebiete aufgerufen, sich am Montag zum Tempelberg zu begeben, um „mit ihren Körpern“ die Moscheen zu verteidigen. Auch das Tempelberg-Massaker am 8.Oktober war durch eine Aktion der „Gläubigen des Tempelberges“ ausgelöst worden. Die israelische Polizei hatte das Feuer auf Palästinenser eröffnet, die gegen diese Aktion demonstrierten. Dabei waren 18 Palästinenser getötet und 150 verletzt worden.

Das US-Außenministerium hat unterdessen Israel davor gewarnt, Palästinenser aus den besetzten Gebieten auszuweisen. In einer Mitteilung an das israelische Außenministerium hieß es, die Ausweisungen erschwerten „die diplomatischen Bemühungen der USA, eine antiisraelische Resolution im UN-Sicherheitsrat zu verhindern“. Eine israelische Militärkommission trat gestern zusammen, um den Einspruch der vier Palästinenser zu prüfen, die am Samstag aus dem Gaza-Streifen ausgewiesen worden waren. Das Gremium hat 48 Stunden Zeit, um in dieser Frage zu einer Empfehlung zu kommen. Verteidigungsminister Arens hatte die Ausweisung der vier Palästinenser am Samstag mit der Begründung verfügt, sie seien führende Mitglieder der Hamas.

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