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Jemens Präsident SalehEin Fan von Saddam

Auch die Jemeniten demonstrieren nun gegen ihren Präsidenten. Ali Abdallah Saleh regiert das Land bereits seit 32 Jahren, nun möchte er sich auf unbegrenzte Zeit ernennen.

Gerät zunehmend unter Druck: Jemens Präsident Ali Abdallah Saleh. Bild: dpa

BERLIN taz | Mit 32 Jahren ist Jemens Präsident Ali Abdallah Saleh wahrlich lange genug an der Macht. Das finden nicht nur die Demonstranten, die derzeit auf die Straße gehen. Auch Saleh selbst, seit 1978 im Amt und 1999 sowie 2006 gewählt, sah sich jetzt genötigt, auf das Auslaufen seiner Amtsperiode 2013 hinzuweisen. Gleichzeitig dementierte er, dass er - nach ägyptischem Vorbild - seinen Sohn Ahmed als Nachfolger inthronisieren will. Am 1. Januar war im Parlament ein Vorschlag eingebracht worden, nach dem der Präsident das Recht haben soll, sich für eine unbegrenzte Zeit zu ernennen.

Saleh stammt aus einfachen Verhältnissen. 1942 in dem Dort Bait al-Ahmar südöstlich der Hauptstadt Sanaa geboren, erhielt er gerade mal eine rudimentäre Grundschulbildung. Wie so viele in seiner Situation ging er zur Armee, machte Karriere und brachte es bis zum General. 1978 wurde er Präsident des Nordjemen, nach der Vereinigung mit dem Süden 1990 Oberhaupt des ganzen Landes. Saleh, der der schiitischen Minderheit der Zaiditen angehört, hatte einst den Herrschaftsstil Saddam Husseins zum Vorbild.

Er schanzte Freunden und Verwandten Posten zu, spielte seine inneren Feinde gegeneinander aus oder holte sie ins Boot. Heute ist er ein Verbündeter des Westens im Antiterrorkampf, wenn auch kein sehr verlässlicher. Der immer wieder aufflackernde Krieg gegen die Huthi-Rebellen im Norden, Unabhängigkeitsbestrebungen im Süden und Al-Qaida-Anschläge nähren Befürchtungen, der Jemen könne ein Failed State werden.

Und nun fordern die Demonstranten Salehs Rücktritt. Unter dem Druck der Bewegung erklärte der Präsident sich zu einer Fernsehdebatte mit der Opposition bereit und kündigte an, sich für eventuelle Fehler zu entschuldigen. "Nur Gott ist perfekt", sagte er.

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1 Kommentar

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  • T
    Torsten

    Es gibt im Jemen kaum Ressourcen die bestehende Elite personell abzulösen. Wer das Innenleben der besten jemenistischen Schulen kennt, weiss was in Sachen "Revolution" drin ist.

    In einer Generation: inshallah.