: „Jeder Zweite wird geschnappt“
■ Krimistatistik 1999: Weniger Ladendiebstähle, Gewalttaten ...
„Jeder Zweite wird geschnappt.“ So warnten gestern Bremens obers-te Ermittler bei der Bekanntgabe der Kriminalstatistik 1999 – auch wenn diese ihren Siegesmut zugleich etwas trübte. Im Vergleich zum Vorjahr nämlich ist die Aufklärungsquote der Polizei 1999 um 1,9 Prozentpunkte leicht gesunken. Nur 46,9 Prozent der Straftaten wurden aufgeklärt, was jedoch vorrangig daran liegt, dass die Zahl der Ladendiebstähle in Bremen deutlich zurückgegangen ist – und mit ihr zwangsläufig die Zahl der ermittelten Täter.
Doch der Rückgang beim Ladendiebstahl hat – trotz Sinken der Aufklärungsquote – auch sein statis-tisch Gutes. Er schlägt sich auf die Gesamtkriminalität im Land Bremen nämlich positiv nieder. „Die Gesamtkriminalität ist um 2,8 Prozentpunkte erneut gesunken“, vermeldete gestern zufrieden Innensenator Bernt Schulte (CDU). Zugleich warnte er, niemand dürfe nun schließen, anlässlich solcher Erfolge könne bei der Polizei gespart werden. Dies seien Erfolge der Polizeireform. Er gehe davon aus, dass die Bürgerschaft dem Senatsbeschluss zustimme, wonach die Polizei von den bremenweiten Personaleinsparungen ausgenommen werden soll.
Die Zahl der 1999 im Land Bremen registrierten Straftaten lag bei 86.677. Das sind 2.521 Fälle weniger als 1998. Auf 100.000 EinwohnerInnen kommen umgerechnet 12.976 Straftaten – für Kriminologen fast schon ein Grund zum Feiern. Die Kriminalitätsrate ging damit erstmals auf das Niveau von 1981 zurück.
Zurückgegangen sind vor allem auch die Gewalt- und Jugendkriminalität sowie Raubdelikte. So wurden 1999 222 weniger BremerInnen (4,5 Prozent) Opfer einer Gewalttat als noch im Vorjahr. Insgesamt registrierte die Polizei 4.064 Gewalttaten. Abgenommen hat auch die Jugendkriminalität. Besonders zurückgegangen ist hier die Zahl der Tatverdächtigen unter 14 Jahren, sowie die der 14- bis 18-Jährigen. Aus Sicht des Innensenators ist dies auch eine Folge veränderter Polizeistrategien, insbesondere durch Kontaktbereichsbeamte vor Ort. Heranwachsende zwischen 18 und 21 Jahren allerdings werden offenbar schwerer erreicht. Sie nahmen unter den Tatverdächtigen um 7,6 Prozentpunkte zu, wobei der Anteil der nicht-deutschen Verdächtigen auch bezogen auf ihren Anteil an der Wohnbevölkerung deutlich überdurchschnittlich ist.
Um 23 Prozentpunkte zurückgegangen ist auch die Zahl der regis-trierten Vergewaltigungen und sexuellen Nötigungen. Waren es 1998 noch 159 Fälle, wurden vergangenes Jahr 122 Fälle registriert.
ede
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