: Jeanne-Claude spricht über ihren „climax“
■ Fünf Millionen sahen den Reichstag
Berlin (taz) – Intime Enthüllungen von der Frau an Christos Seite zwei Tage vor der Enthüllung des Reichstages: Auf der gestrigen Bilanzpressekonferenz sagte Jeanne-Claude, daß der Wrapped Reichstag genauso ein „climax of our life“ sei wie Projekte in Japan oder Australien. Den nächsten „climax“ wollen die junggebliebenen 60jährigen mit dem Projekt „Over the river“ in den Rocky Mountains erleben.
Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen, sprach gestern weniger über seinen „climax“ als über das „schöne, große, gelungene, unvergeßliche Fest“, das der Wrapped Reichstag Berlin beschert habe. Als sei er von dem tschechischen Autor Milan Kundera und seinem Buch „Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins“ inspiriert und nur etwas vergeßlich, schwärmte der Christdemokrat von der „Leichtigkeit des Seins“, die das „gesamtdeutsche Ereignis“ der Hauptstadt verliehen habe. Bis zu fünf Millionen Besucher kamen nach seinen Angaben zum verhüllten Reichstag. Seine Berliner Untertanen forderte er auf, ihre Dankbarkeit mit einem großen Abschiedsfest in der heutigen letzten Wrapped-Reichstags-Nacht zu unterstreichen.
Jeanne-Claude dagegen kam mit ganz wenigen Worten des Dankes aus. „Only thank you Mister Bürgermeister“, sagte sie. „We wanted to create a work of art only for us, for Jeanne-Claude and Christo“, betonte sie. Madame und Monsieur, sichtlich ermüdet von den letzten Wochen, werden nicht Zeugen der Enthüllung sein. Sie reisen in den nächsten Tagen ab. Christo wies gestern erneut Fragen nach einer verlängerten Verhüllung zurück und betonte den „temporären Charakter“ seiner Werke. Der Reichstag und andere Projekte seien so vergänglich wie „our life and our childhood“. Nur so sei es zu erklären, daß Besucher die Stoffhülle küssen. Jeanne-Claude hüllte die Nicht-Vergänglichkeit in noch schönere Worte: „The verhüllte Reichstag has existed forever.“ Barbara Bollwahn
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen