Japans Regierung will den Ausstieg: Sayonara, Atomkraft
Als Reaktion auf Fukushima will sich Japans Premier Naoto Kan von der Atomkraft verabschieden. Bisher lag der Atomstromanteil bei 30 Prozent, der Bau weiterer Kraftwerke war geplant.
TOKIO afp/rtr/dapd | Die japanische Regierung will als Konsequenz aus der Atomkatastrophe von Fukushima die Abhängigkeit von der Kernenergie beenden. Ihm schwebe eine Gesellschaft vor, die nicht auf die Nutzung der Atomkraft setzen müsse und irgendwann auf diese Form der Energie-Erzeugung verzichten könne, sagte Ministerpräsident Naoto Kan am Mittwoch.
Er wolle die Nation vom Atomstrom entwöhnen und strebe eine Gesellschaft an, die ohne Kernkraft auskomme, sagte Kan. Japan solle erneuerbare Energien wie Solar- und Windenergie sowie Biomasse entwicklen. Der zweite Pfeiler der japanischen Energiepolitik solle das Energiesparen sein. Noch sei es aber zu früh, einen Termin für einen Ausstieg zu nennen.
Die Atomenergie ist der zentrale Pfeiler der Energieversorgung in Japan. Die japanischen AKW hatten bis zu dem durch ein Erdbeben ausgelösten Tsunami am 11. März 30 Prozent des Energiebedarfs der drittgrößten Volkswirtschaft abgedeckt. Vor der Fukushima-Katastrophe wollte Japan den Anteil der Atomkraft an der Stromerzeugung von rund 30 Prozent auf 50 Prozent bis 2030 erhöhen.
Nach dem Ausfall des Katastrophenkraftwerks Fukushima und der Überprüfung zahlreicher Nuklearanlagen lag der Atomanteil im Juni bei 18 Prozent. Derzeit sind nur 19 der landesweit 54 Reaktoren in Betrieb. Infolgedessen leidet Japan derzeit unter einer massiven Stromknappheit. Kan äußerte sich überzeugt, dass die japanische Wirtschaft in Folge von Energieeinsparungen und dezentrale Stromversorgung die Energieengpässe in diesem Sommer meistern werde.
Am 11. März hatten ein Beben der Stärke 9,0 und eine nachfolgende Tsunamiwelle im Nordosten Japans verheerende Schäden angerichtet. Durch die Naturgewalten war im Atomkraftwerk Fukushima die größte Atomkatastrophe seit dem Reaktorunfall von Tschernobyl vor 25 Jahren ausgelöst worden.
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